Das Museum Gugging ehrt Else Blankenhorn mit einer Retrospektive – eine Entdeckungsreise durch die bunten Gedankenwelten einer faszinierenden Frau.
Es begann mit einer enttäuschten Liebe. Als eine Freundin den von ihr begehrten Mann heiratete, stürzte das Else Blankenhorn (1873 bis 1920) in eine tiefe psychische Krise. Die musikalische junge Frau aus gutem Hause verlor ihre Singstimme – und wurde in das luxuriöse Schweizer Privatsanatorium Bellevue eingewiesen.
„Die Patienten kamen aus ganz Europa, jeder Wunsch wurde einem hier von den Lippen abgelesen. Auch Blankenhorn hatte zwei Räume mit eigenen Möbeln und einem Harmonium“, erzählt Ingrid von Beyme, stellvertretende Leiterin der Sammlung Prinzhorn, die die Retrospektive kuratierte. „Vor allem wurde hier aber auch die Kreativität als Heilmethode gefördert.“
1908 begann Else mit dem Zeichnen und Malen, fand ihre eigene Bildsprache mit expressiver Kraft, starken Farbkontrasten und ganz „persönlichen Symbolen, bei denen jedes kleinste Detail eine Bedeutung hat“, so Beyme. Ihre Bilder waren so bemerkenswert, dass der Psychiater Hans Prinzhorn sie als einzige Frau 1922 in sein Buch „Bildnerei der Geisteskranken“ aufnehmen wollte. „Er musste aber kürzen, und deswegen wurde sie gestrichen. Ihr Werk war zu komplex. Stattdessen wollte er ihr eine Monografie widmen, doch dazu kam es leider nicht“, erklärt Beyme.
Rund 100 Jahre später wird die bunte Gedankenwelt und das Leben der außergewöhnlichen Künstlerin nun im Museum Gugging ins Rampenlicht gerückt. Gezeigt werden 135 Objekte, darunter Malereien, Zeichnungen sowie Notiz- und Zeichenbücher mit Gedichten und Kompositionen.
Eine Besonderheit der Ausstellung sind dabei ihre selbst gemalten Geldscheine, deren Entwurf ihr der imaginierte „Gatte im Geiste“, niemand Geringerer als Kaiser Wilhelm II., aufgetragen hatte. In „treuer Eheliebe“ produzierte Kaiserin Else ihre „Liebeswährung“, mit der die Auferstehung verstorbener Liebespaare finanziert werden sollte.
„Else Blankenhorn! Das Gedankenleben ist doch wirklich“ ist bis 18. August im Museum Gugging zu sehen.
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