Mit „Coup de Chance – Ein Glücksfall“ kehrt Woody Allen nach Paris zurück, wo seine Protagonistin Lou de Laâge gefährlich mit dem Feuer spielt. Die „Krone“ sprach mit der französischen Schauspielerin über Affären in Frankreich, die Liebe und über die Zusammenarbeit mit der Regie-Ikone ...
„Krone“: Mme de Laâge, Sie sorgen für Herzensturbulenzen in Woody Allens neuester Regiearbeit „Coup de Chance“ – als Ehefrau, die so richtig in Flirtlaune ist und sich unvermutet in den Armen – und im Bett eines Freundes aus Studientagen wiederfindet.
Lou de Laâge: Das Drehbuch hat mich sofort gefesselt. Und manches scheint irgendwie direkt aus dem Leben gegriffen!
Ach, ist das so? So schnell „passieren“ Affären in Paris?
Das hat nichts mit Paris zu tun, wenngleich Woody Allen zauberhaft stimmungsvolle Bilder findet. So eine kleine Verliebtheit, in Frankreich sagen wir „coup de foudre“ (das frz. Wort für Blitzschlag, Anm. d. Red.) dazu, trifft einen doch völlig unvorbereitet. Untreue hat keinen Vorsatz. Niemand geht in der Früh aus dem Haus und denkt, heute mache ich einen Seitensprung!
Woody Allen hat zum ersten Mal einen Film in französischer Sprache gedreht. Wie war das für das gesamte Ensemble?
In der eigenen Muttersprache zu drehen, – Bordeaux ist meine Heimatstadt -, ist natürlich sehr befreiend. Es mag stressiger für Woody Allen gewesen sein. Er hat ja immer eine sehr präzise Figurenzeichnung im Kopf.
Wie kam es überhaupt zu ihrer Zusammenarbeit?
Monsieur Allen ist zwar Amerikaner, aber sein Interesse gilt im besonderen den europäischen Filmproduktionen. Er hatte mich offenbar schon länger im Visier. 2016 wurde mir die Ehre des Romy-Schneider-Preises für meinen Part in „Agnus Dei – Die Unschuldigen“ zuteil. Er meinte, dadurch blieb ich ihm im Gedächtnis.
In den USA wollen manche Schauspielerinnen wie Greta Gerwig, die in „To Rome With Love“ zu sehen war oder Mira Sorvino, die mit Allen „Geliebte Aphrodite“ drehte, nicht mehr mit ihm arbeiten, seit die Missbrauchvorwürfe durch Allens Adoptivtochter Dylan im Raum stehen.
Es gibt aber auch Schauspielerinnen wie Scarlett Johansson, die ihn verteidigen. Wäre es zu einem Schuldspruch durch die US-Justiz gekommen, hätte ich das Engagement nicht angenommen, voilà. Allein der Vorwurf beschädigt seinen Ruf und das ist traurig.
Haben Sie einen Lieblingsfilm von Woody Allen?
„Stardust Memories“ finde ich wundervoll. Aber auch Filme der letzten Dekade wie „Wonder Wheel“ oder „A Rainy Day in New York“ liebe ich. Sie strahlen einen so nostalgischen Charme aus, wie man ihn im Kino nur noch selten findet.
Der Flirt ist das Aquarell der Liebe.
Lou de Laâge, frz. Schauspielerin
Der aktuelle Film „Coup de Chance“ vereint Romantik mit menschlichen Schwächen wie Lüge und Eifersucht. Und ein fast perfektes Verbrechen fliegt auch noch auf!
Ich finde, Allen zeigt uns, dass Glück ein Bausatz ist, er verweist auf die Paradoxien, die Beziehungen so mit sich bringen, nicht zu vergessen sein brillanter Dialogwitz, und ...
Et l’amour – und die Liebe?
Bien sûr, natürlich. Liebe ereignet sich unentwegt um uns herum. Ist das nicht faszinierend? Ich glaube, das Leben verträgt ein klein wenig mehr Verrücktheit, als wir uns manchmal zugestehen. Flirten ist doch etwas Wunderbares – sozusagen ein süßes Versprechen, das keine Einlösung einfordert. Etwas Schwebendes, ohne den Ausgang zu kennen. Der Flirt ist das Aquarell der Liebe, voilà, – ganz leicht hingepinselt.
Fanny (Lou de Laâge) und Jean (Melvil Poupaud) führen ein scheinbar perfektes Leben, doch als Fanny mit einem alten Freund im Bett landet, eskaliert die Situation. Regie-Ikone Woody Allen jongliert leichtfüßig mit Untreue, Romantik und Kalkül.
Fanny (Lou de Laâge) und Jean (Melvil Poupaud) sind ein Pariser Power Couple, sie arbeitet für ein Auktionshaus, er hat ein Händchen fürs Investment. Partys und Ausflüge aufs Land sorgen für Amüsement. Und doch scheint es emotionale wie sinnliche Vakanzen in Fannys Eheleben zu geben, denn sie landet mit Alain (Niels Schneider), einem Freund aus Studientagen, im Bett. Vielleicht weil sie der Schriftsteller an ihr einstiges lockeres Bohemiendasein erinnert.
Der so düpierte Ehemann kommt allerdings dahinter – ohne Fannys Wissen -, und er greift zu durchaus drastischen Mitteln, um seine Ehe zu retten! Er fühlt sich sichtlich wohl, Woody Allen, im großbürgerlich-kultivierten Pariser Milieu, dessen von unterschiedlichen Emotionen befeuerte Eskapaden er altersmilde, aber doch süffisant-ironisch belächelt.
Wie er hier die Szenen einer Ehe à la française mit den Finten der Untreue und den Mechanismen kriminell entgleisender Eifersucht verflicht, sich selbst ein Alter Ego in der Person des freigeistigen Schriftstellers gebend, ja, wie er Dialogwitz mit Scharfsinn würzt und Intellekt und Leichtigkeit zu den Brandbeschleunigern unvorhergesehener zauberhafter Romantik werden, ist gelungen – und eine weitere Liebeserklärung Allens an Paris.
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