Noch ist die 1,8 Kilometer lange Luegbrücke auf der Tiroler A13 Brennerautobahn für den Verkehr sicher. Dafür musste aber eine Art „Fangnetz“ unter den Schwachstellen montiert werden. Salz nagt an der Bausubstanz. Experten klären nun in einer Überprüfung, was auf der für die Route über den Brenner neuralgischen Brücke noch geht – und was nicht.
„Bei der letzten Prüfung im Jahr 2021 hat sie die Schulnote fünf bekommen.“ Die Asfinag-Brückenexperten Peter Augschöll und Thomas Gabl blicken hinauf zur Luegbrücke. Benutzbar ist sie nur noch durch Zusatzauflagen, etwa vier sogenannte Unterstellungen. Im (unwahrscheinlichen) Szenario, dass an einer Verbindung zwischen den fünf Abschnitten der Brücke etwas bricht, würden sie die Fahrbahn „auffangen“.
Doch Bauingenieur Augschöll beruhigt: Für diesen Worst Case wird die Brücke zu genau beobachtet. „Wenn unsere Sensoren etwas messen, würde sie gesperrt werden. Für Verkehrsteilnehmer besteht keine Gefahr.“
Dass die Luegbrücke so genau überwacht wird, kommt nicht von ungefähr. Das 1800 Meter lange Bauwerk ist erschöpft. Bei ihrer Eröffnung vor 56 Jahren attestierte man Autobahnbrücken eine Lebensdauer von 70 bis 80 Jahren.
Verbindungsstücke als Schwachstellen: Salz setzt ihnen zu
Dass sich das für die Luegbrücke nicht ausgeht, ist ihrer Bauweise und dem Wetter geschuldet. „Wegen des Schnees muss man salzen. Und Salz und Stahl vertragen sich schlecht“, erläutert Ingenieur Gabl. Auf der Luegbrücke gibt es wie zuvor beschrieben die Übergänge zwischen den fünf Abschnitten. „Dort hinein gelangt Salzwasser. Aber wir kommen für Reparaturen nicht hin“, erklären die Brückenexperten.
Das Salz sei der ausschlaggebende Grund für den schlechten Zustand der Brücke. „Der Schwerverkehr sorgt natürlich auch für Ermüdungserscheinungen. Aber die haben wir gut im Griff.“
Dass man, wenn es so weitergeht, in zehn Jahren noch drüberfahren kann, schließe ich aus.
Peter Augschöll, Asfinag
Die restlichen Brücken entlang der A13 haben wegen ihrer anderen Bauweise kein Problem. Die Luegbrücke hingegen braucht alle drei Jahre eine Hauptüberprüfung (normalerweise sind es sechs). Derzeit läuft diese gerade wieder. Unabhängige Ziviltechniker prüfen jeden Zentimeter der Bausubstanz von innen und von außen. Der Befund wird im Sommer da sein und dann vorgeben, was auf der Luegbrücke noch geht.
Voraussichtlich wird sie ab 2025 nur mehr einspurig befahrbar sein. Dass es eine Totalsperre braucht, glaubt Asfinag-Alpenstraßen GF Stefan Siegele nicht. „Wir erwarten keine großartigen Überraschungen.“
Und wie lange, bis gar nichts mehr geht? „Dass man, wenn es so weitergeht, in zehn Jahren noch drüberfahren kann, schließe ich aus“, schätzt Augschöll.
Neubau: Zwei Tragwerke, Verkehr kann weiterfließen
Bei einem Neubau würde zunächst ein neues Tragwerk talseitig zur alten Brücke errichtet und anschließend der Verkehr auf dieses umgeleitet. Anschließend würde die alte Brücke abgerissen und dort das zweite Tragwerk für die Gegenspur errichtet.
Noch fehlen für den Bau einige Bescheide. Vom Verkehrsministerium gab es grünes Licht, doch wie berichtet, hat im Herbst der Grieser Bürgermeister dagegen Beschwerde eingereicht. Bis die Luegbrücke sich wieder mit der Note „Sehr gut“ schmücken kann, wird es also noch dauern.
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