Schönheitsranking

„Im Unterricht gabs Umkehr von Tätern und Opfern“

Oberösterreich
14.04.2024 11:00

Ein 16-Jähriger gestand, das Beliebtheitsranking an Linzer Gymnasium erstellt zu haben. Bei der Aufarbeitung gibt es allerdings noch Luft nach oben. So wurde im Ethikunterricht als erstes gefragt, was die Mädchen tun könnten, damit so etwas nicht mehr passiert . . .

„Wer ist heißer?“, auf Englisch „Who’s hotter?“. Diese Frage wurde am 25. Februar kurz nach 21 Uhr bei einer verbotenerweise online gegangenen Website gefragt. Schulfotos der 223 Schülerinnen des Linzer Europagymnasiums Auhof waren jeweils in Paaren gegenübergestellt worden. Das sorgte verständlicherweise für Riesenaufregung in dem Gymnasium – die „Krone“ berichtete damals als erstes Medium.

16-Jähriger war geständig
Zwei Monate später ist der ungewöhnliche Fall aufgeklärt. Ein 16-Jähriger, der seit zwei Jahren die Schule im Auhof besucht, wurde anhand der IP-Adresse von der Polizei ausgeforscht. Er gestand, das Beliebtheitsranking nach dem Vorbild von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg programmiert zu haben. Zuckerberg hatte als 19-Jähriger den Server der Harvard-Universität geknackt und unerlaubt Fotos seiner Mitstudierenden heruntergeladen. Auf der Website FaceMash wurden dann zwei Fotos angezeigt und die Nutzer mussten entscheiden, welche Person attraktiver ist– also wie in Linz.

Mädchen waren verärgert
Daria Danner (16), Sprecherin der Grünen Jugend Linz und selbst Betroffene fand, wie viele andere Schülerinnen, das Ranking gar nicht lustig. Das Mädchen kritisierte, dass die Schulleitung den Vorfall übergehen wollte. Daraufhin wurde er im Ethikunterricht thematisiert.

Daria Danner: „Allerdings wurde als erstes gefragt, was wir Mädchen tun können, damit so etwas nicht mehr passiert“ – also eine klassische Täter-Opfer-Umkehr. Daria: „Dabei ist es doch ein gesellschaftliches Problem, darauf haben wir im Unterricht dann auch klar hingewiesen.“

Kommentar
Zu dünnhäutig? Leicht gesagt.

Zu dünnhäutig, zu zickig, humorbefreit – wenn sich Mädchen und junge Frauen dagegen verwehren, ständig nach ihrem Aussehen beurteilt zu werden, dann sind solche Kommentare oft noch das Höflichste.

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Theoretisch ist das alles längst kein Thema mehr, doch in der Praxis sieht’s anders aus. Da wünschen sich schon Teenager eine Brustvergrößerung, auch für Botox gibt’s anscheinend kein Alterslimit. Der Druck, zu gefallen, fängt schon früh an. Durch Instagram und Co. wurde dieser Druck vertausendfacht.

Weibliche Versuche, aus dieser Aufmerksamkeitsfalle herauszukommen, gibt’s viele. Funktionieren sie?

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