Tausende unangemeldete Photovoltaik-Anlagen treiben die Netzbetreiber in Niederösterreich zur Verzweiflung. Denn sie können der Grund dafür sein, dass in Tausenden Haushalten plötzlich die Lichter ausgehen.
Gut gemeint, heißt nicht immer gut gemacht. Was der Volksmund salopp auf den Punkt bringt, bestätigt auch Kurt Reinagel von Netz NÖ: „Viele Photovoltaik-Besitzer können es kaum erwarten, Sonnenstrom zu produzieren. Daher bringen sie ihre Anlagen gleich nach der Errichtung ans Netz.“ Und zwar ohne die notwendige Anmeldung beim Netzbetreiber.
2000 bis 4000 Fälle
Dort hat man für solche Fälle einen eigenen Namen – Guerilla-Anlagen. „Zumeist handelt es sich um Balkonmodule, aber es sind auch größere Anlagen darunter“, berichtet Reinagel. Die Zahl schätzt der Experte auf 2000 bis 4000 in NÖ. Das Problem, das Netz NÖ damit hat: „Jede Photovoltaik-Anlage führt zu Spannungsanhebungen im Stromnetz. Und da unangemeldete Einspeisungen nicht in die Netzberechnung einfließen können, kommt das Leitungsnetz früher an seine technischen Grenzen“, erklärt Reinagel. Da das dann mitunter unerwartet passiert, können weitreichende Folgen auftreten – etwa totale Stromausfälle, von denen unter Umständen Tausende Haushalte betroffen sind.
Durch sogenannte Guerilla-Photovoltaik-Anlagen kann es im schlimmsten Fall sogar zu kompletten Stromausfällen kommen.
Kurt Reinagel, Fachmann von Netz NÖ
Bild: Netz NÖ/Rumpler
Meldepflicht für „Balkonkraftwerke“
Die kleinen „Balkonkraftwerke“ mit einer Erzeugungsleistung bis zu 0,8 kW sind zwar nicht bewilligungs-, aber sehr wohl meldepflichtig. Seit 2021 wurden in NÖ rund 8500 derartige Photovoltaik-Anlagen angemeldet. Insgesamt speisen bereits mehr als 100.000 Sonnenkraftwerke Strom ins NÖ-Netz ein. Damit liegt knapp ein Viertel aller Anlagen Österreichs zwischen Enns und Leitha.
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