Tirol verzeichnete zuletzt die niedrigste Arbeitslosenquote in Österreich. Doch es gibt Ausreißer nach oben. Asyl- und Schutzberechtigte tun sich extrem schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das AMS Tirol setzt auf ein neues Schulungsprogramm nach Wiener Vorbild.
Der Rechnungshof kritisierte dieser Tage die Bundesregierung. Ihr fehle eine Gesamtstrategie gegen den Fachkräftemangel. Neben anderen Aspekten wird angeführt, dass es zu wenig gelinge, Migranten in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Arbeitslosenquote von mehr als 17 Prozent
Das zeigt sich auch beim Blick auf die Zahlen in Tirol. Laut AMS Tirol ist die Arbeitslosenquote unter Asyl- und Schutzberechtigten besonders hoch. Die höchste Quote verzeichneten zuletzt Frauen aus dem Irak (17,9%), Syrien (17,1%) und Afghanistan (16,1%). Bei den Männern aus diesen Herkunftsländern lag die Arbeitslosenquote 2023 in Tirol bei 13,1% (Irak), 12,7% (Syrien) und 9,7% (Afghanistan). Zum Vergleich: die durchschnittliche Arbeitslosenquote in Tirol lag im Vorjahr bei nicht einmal vier Prozent.
Indem wir diese Jungen unterstützen, um ihre Fähigkeiten zu stärken, investieren wir nicht nur in ihre Zukunft, sondern auch in jene Tirols.
Sabine Platzer-Werlberger, AMS-Chefin in Tirol
Bild: © AMS Tirol / Sabine Kelz
Sprachkenntnisse und Ausbildung größte Hürden
Wenig Sprachkenntnisse sowie schlechte und nicht anerkannte Ausbildungen sind zwei der wesentlichen Gründe für die hohe Arbeitslosigkeit unter Migranten. Das betrifft besonders viele Junge. Im Vorjahr waren in Tirol mehr als 900 Asylberechtigte unter 25 Jahren ohne Job, die Märzstatistik weist aktuell 343 Arbeitslose in dieser Personengruppe aus.
Neues Jugendcollege nach Vorbild von Wien
Das neue Schulungsprogramm Jugendcollege des AMS Tirol setzt bei diesen jungen Menschen an. Vorbild ist ein Projekt in Wien. Start war Anfang März. 48 Plätze stehen bereit. AMS-Landesgeschäftsführerin Sabine Platzer-Werlberger rechnet Anfang Mai mit einer Vollauslastung. Junge Flüchtlinge aus Afghanistan, Iran, Syrien und anderen Staaten nehmen an der 12-monatigen Basisausbildung teil. Platzer-Werlberger betont, dass das College auch jungen Menschen aus Österreich und EU-Staaten zugänglich ist. All jenen, die besonders schwer am Arbeitsmarkt Fuß fassen.
Das AMS Jugendcollege ist nicht nur ein Sprungbrett für junge Menschen mit Fluchterfahrung in den Tiroler Arbeitsmarkt, sondern auch ein Wegweiser für ihre langfristige Integration.
Sabine Platzer-Werlberger, AMS-Chefin in Tirol
Bild: © AMS Tirol / Sabine Kelz
Vorbereitung auf Lehre und Sprachförderung im Fokus
Sprachförderung und die Vorbereitung auf eine Lehrstelle stehen im Zentrum der Schulungen. „Das AMS Jugendcollege ist nicht nur ein Sprungbrett für junge Menschen mit Fluchterfahrung in den Tiroler Arbeitsmarkt, sondern auch ein Wegweiser für ihre langfristige Integration“, ist die AMS-Leiterin überzeugt. Ob das Konzept aufgeht und die Erwartungen erfüllt werden, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
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