Ein Kommentar von Claus Meinert, Chefredakteur der „Tiroler Krone“ zur geschlagenen Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl in Innsbruck.
Was war das für eine Spannung, die sich im Vorfeld dieser Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl in Innsbruck aufbaute? Wie geht es aus, du weißt sicher mehr? Das wurde ich nicht nur am Wahltag mehrfach gefragt. Meine Antwort lautete stets: Ich weiß nichts, wirklich null, niente, nada!
Kurz vor 18 Uhr verdichteten sich Gerüchte, was das Ergebnis betrifft. Vor allem eine Aussage machte die Runde: ein totales Desaster für die ÖVP. Knapp eine Stunde später stand fest: Die Grünen sind – aus welchen Gründen auch immer – allen Unkenrufen zum Trotz relativ stabil aus dieser Wahl hervorgegangen. Die Freiheitlichen, im Vorfeld stets als die Favoriten bezeichnet, wurden so wie in Salzburg eines Besseren belehrt. Die Bäume wachsen auch in Tirol nicht in den Himmel.
Der smarte ehemalige Wirt einer Tiroler Alm scheint das zu haben, was der ÖVP und vielen anderen Politikern allgemein fehlt.
Claus Meinert, Chefredakteur der „Tiroler Krone“
Hingegen darf „ÖVP-Rebell“ Johannes Anzengruber – er wurde im Vorfeld von den Schwarzen aus der Partei ausgeschlossen, machte dann einen Alleingang sondergleichen – jubeln. Der smarte ehemalige Wirt einer Tiroler Alm scheint das zu haben, was der ÖVP und vielen anderen Politikern allgemein fehlt: Zugang zu den Menschen und ihren wahren Problemen. Anzengruber wird in der Stichwahl gehen – gegen den amtierenden Bürgermeister Georg Willi. Und er wird diese Stichwahl gewinnen. Weil alles andere, als dass die darniederliegende ÖVP in Innsbruck (und auch die Freiheitlichen) nun keine Wahlempfehlung für ihn abgeben, wäre eine Bankrotterklärung.
Wunden lecken heißt es nun für die ÖVP in Innsbruck. Da MÜSSEN nun einige Damen und Herren von der Bildfläche für immer verschwinden. Wunden lecken heißt es auch für Landeshauptmann Anton Mattle. Er, aber auch sein Vorgänger Günther Platter, haben in der Tiroler Landeshauptstadt dem „bunten schwarzen Treiben“ stets zugesehen, es nie in den Griff bekommen, geschweige denn irgendwann einmal eingegriffen.
Johannes Anzengruber, als ehemaliger ÖVP-ler, wird lachen. Laut lachen. Mehr nicht. Er wird am Boden bleiben, die Sektkorken nicht knallen lassen. Das ist nicht seine Art. Die ÖVP in Innsbruck hat aber eine historische Chance vertan. Fahrlässig. Sie wird möglicherweise gute alte Weine auftun – um zu vergessen. Für weiter sechs Jahre zu vergessen.
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