Der Bitcoin hat jüngst einen kräftigen Aufschwung erlebt. Marktbeobachtern zufolge ist dies vor allem auf das gegen Mitte April anstehende „Halving“ zurückzuführen – das wichtigste Ereignis in der Kryptobranche. Für den Deputy-CEO der heimischen Krypto-Plattform Bitpanda, Lukas Enzersdorfer-Konrad, handelt es sich hierbei vorwiegend um ein „psychologisches Event“, das die Nachfrage nach der Währung und damit den Preis befeuert.
Das „Halving“ findet zyklisch alle vier Jahre statt. Dabei halbiert sich die Belohnung für das „Schürfen“ neuer Bitcoins, die die „Miner“ im Austausch für ihre Rechenleistung erhalten. Ausgezahlt wird diese direkt in Bitcoin. Das „Halving“ ist fest im Code der Kryptowährung verankert und dient dem Zweck, die Produktion neuer Coins zu regulieren und einer Inflation vorzubeugen – deren Gesamtzahl darf laut dem Bitcoin-Algorithmus nämlich nicht mehr als 21 Millionen Stück betragen.
Neben den gestiegenen Markterwartungen an die Kursentwicklung kommen durch das „Halving“ also auch weniger Coins in den Umlauf. Die Kursrallye in den vergangenen Monaten resultiert folglich aus einem Zusammenspiel von höherer Nachfrage und der Aussicht auf ein geringeres Angebot. „Es ergibt sich eine Anpassung der volkswirtschaftlichen Kurve und damit – wie an Märkten üblich – ein höherer Preis“, erklärt Enzersdorfer-Konrad.
Andere Faktoren
Laut dem Fachmann gibt es allerdings weitere Gründe für das Kursfeuerwerk: So habe einerseits die Einführung eines börsengehandelten Fonds (ETF) auf Grundlage des Bitcoins den Markt für institutionelle Investoren geöffnet. Zum anderen trat in der EU im vergangenen Juni ein neues Regelwerk – die „Markets in Crypto Assets Verordnung“ (MiCAR) – in Kraft. Diese schaffe für Banken und andere Finanzinstitute regulatorische Klarheit und erleichtere ihnen den Umgang mit Kryptowährungen, so der Manager.
Auslöser des „Halving“-Events ist die Entstehung von 210.000 neuen Bitcoin-Blöcken. Heuer dürfte dies am 20. April so weit sein, ein genauer Zeitpunkt ist im Vorhinein nicht festzumachen. Das liegt daran, dass das „Schürfen“ einzelner Blöcke variabel erfolgt und sich der genaue Zeitpunkt des „Halvings“ damit nur schätzen lässt.
Weitere Preissprünge nicht auszuschließen
Ob es danach zu weiteren Preissprüngen kommen könnte, ist freilich offen. Nach Einschätzung von Enzersdorfer-Konrad ist dies allerdings durchaus möglich. Zwar sei das Event bereits großteils eingepreist, in den Monaten nach den bisherigen vier „Halvings“ ist es jedoch immer zu Zuwächsen gekommen. Das mache das heurige Ereignis umso spannender, hält er fest.
Der Bitcoin-Kurs hatte nach einer längeren Durststrecke seit Oktober 2023 kontinuierlich zugelegt, ehe er Mitte März des heurigen Jahres mit einem neuen Allzeitrekord die Schwelle von 72.000 Dollar (ca. 67.000 Euro) durchbrach. Zuletzt notierte der Bitcoin mit gut 66.000 Euro nur leicht niedriger.
Auch Ethereum im Aufwind
Neben dem Anstieg beim Bitcoin ging zuletzt ebenso der Kurs der nach Marktkapitalisierung zweitgrößten Kryptowährung, Ethereum, kräftig nach oben. Laut dem Bitpanda-Manager ist der Grund dafür in der starken Verflechtung der Branche zu suchen. Das sei in etwa vergleichbar mit anderen Kapitalmärkten: Ist die Lage – getrieben von makroökonomischen Trends – gut, gewinnen oft viele Titel gleichzeitig an Wert.
Die häufig an Kryptowährungen geübte Kritik, wonach sie rein vom Marktrauschen getrieben seien und kein intrinsischer Wert bestehe, will Enzersdorfer-Konrad so nicht stehen lassen. Zwar gebe es solche Währungen, etwa „Community-Projekte“ wie jenes um den „Dogecoin“. Mit einem Gros der Währungen würden aber Technologieprojekte auf Basis von Blockchains finanziert, welche laut Enzersdorfer-Konrad die Grundlage für neue digitale Infrastrukturen bilden – ähnlich wie damals das TCP/IP-Protokoll maßgeblich für die Entwicklung des Internets war.
Hohes Verlustrisiko
Ein „Use-Case“ und damit spannende Investitionsmöglichkeiten sind laut dem Manager also durchaus vorhanden. Für potenzielle Anlegerinnen und Anleger gelte es dennoch die hohe Volatilität von Kryptowährungen zu beachten. So seien bei der Anlageklasse zwar die Renditeerwartungen groß, dementsprechend berge die Investition aber auch ein hohes Verlustrisiko.
„So gut aufgestellt wie noch nie“
Für Bitpanda selbst laufen die Geschäfte indes gut. Von Turbulenzen rund um den „Kryptowinter“, der nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine 2022 den Markt und damit auch die österreichische Firma erfasste, hat sich das Unternehmen längst erholt. Bitpanda sei derzeit „so gut aufgestellt wie noch nie in der Unternehmensgeschichte, das vergangene Jahr war sehr profitabel“.
Bitpanda wurde 2014 in Wien gegründet und hat sich seither als einer der größten Krypto-Broker Europas etabliert. Derzeit sind dort 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
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