Fakt oder Fake?

Foren-Mythen: Klima – War es immer schon so heiß?

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25.04.2024 15:00

Sommerliche Temperaturen im Frühling: Diesen Umstand nehmen wir zum Anlass, in unserer Foren-Mythen-Reihe das Thema Klimawandel genauer zu betrachten. Obwohl ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber existiert, dass der Mensch die Hauptursache für die gegenwärtige globale Erwärmung ist, gibt es immer wieder Aussagen, mit denen man das zu bagatellisieren versucht. Damit wollen wir aufräumen.

Dafür widmen wir uns zunächst einmal einem Satz, den man häufig hört oder liest.

Zitat Icon

Behauptung: Das ist doch nur Panikmache, es war immer schon so heiß!

 

Gerade im Gespräch mit älteren Menschen – aber nicht ausschließlich – fallen solche oder ähnliche Äußerungen gern mal. Sie glauben sich zu erinnern, dass extreme Temperaturausreißer schon immer vorgekommen sind oder dass diese gar nicht so extrem waren. Zusammen damit heißt es dann auch oft, dass es den Klimawandel auch schon immer gegeben hat und das alles kein Grund zur Sorge sei. Hier werden gleich mehrere Sachen miteinander vermischt und sehr verkürzt dargestellt.

(Bild: appledesign - stock.adobe.com)
Grundsätzliches zum Klimawandel

Wir haben bereits festgestellt, dass Klima und Wetter unterschiedliche Phänomene beschreiben und der Klimawandel Extremwetterereignisse in verschiedene Richtungen beeinflussen kann. Im Folgenden möchten wir die Faktenlage in Bezug auf den anthropogenen (= durch den Menschen verursachten) Klimawandel darlegen.

Das Klima auf unserer Erde unterlag immer schon einem gewissen Wandel, soweit ist das schon richtig. Jedoch muss man grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Arten dieses Wandels unterscheiden.

  • Natürlicher Klimawandel: Natürliche Klimaveränderungen treten über lange Zeiträume auf und sind das Ergebnis von geologischen und astronomischen Faktoren, wie beispielsweise Sonnenaktivität oder Vulkanismus. Beides beeinflusst das Klima auf natürliche Art und kann vom Menschen nicht geändert werden. So können Perioden erhöhter Sonnenaktivität zu einer Erwärmung der Erde führen, genauso wie Vulkanausbrüche.

    Bei Letzteren ist das Ganze etwas komplexer. Die Beeinflussung des Klimas durch einen Vulkanausbruch hängt unter anderem vom Ausstoß von Gasen ab. Handelt es sich um Kohlendioxid, also ein Treibhausgas, kann das zu einer Erwärmung beitragen. Allgemein können die großen Mengen an Asche und Gasen aber auch die Sonneneinstrahlung reflektieren, wodurch es zu einer Abkühlung kommt.

    Beispiel: Zwischen dem 8. und 14. Jahrhundert gab es in Europa eine Warmzeit mit einer Phase überdurchschnittlich hoher Temperaturen, was damals zu besseren Ernten und damit zu wirtschaftlichem Wachstum führte. Im Unterschied zur heutigen Situation waren solche Wärmeperioden aber weder zeitlich noch regional einheitlich. Das bedeutet, dass sie sich nur auf einige Regionen beschränkten und es keinen immer weiter voranschreitenden Temperaturanstieg gab, wie es heute der Fall ist.
  • Menschengemachter Klimawandel: Diese Klimaveränderung ist das Ergebnis menschlicher Aktivitäten, insbesondere der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Rodung von Wäldern, zusammenhängend mit der Industrialisierung. Dies bewirkt eine signifikante Erhöhung der Konzentration von Treibhausgasen in unserer Atmosphäre. Was es mit Treibhausgasen wie CO₂ auf sich hat, werden wir im nächsten Teil genauer ausführen.

    Der viel schneller voranschreitende anthropogene Klimawandel hat in jedem Fall erhebliche negative Auswirkungen auf das Leben auf unserem Planeten, wie wir es kennen. Auswirkungen, welche die Natur, den Menschen und die Tierwelt betreffen, da sich Ökosysteme nicht so schnell anpassen können. Im Gegensatz zum natürlichen Klimawandel, der über Tausende oder sogar Millionen von Jahren stattfindet, hat der menschengemachte Klimawandel in nur etwa 150 Jahren zu erheblichen Veränderungen geführt. Das liegt auch daran, dass er global und gleichzeitig auftritt. Er beschränkt sich also nicht auf einzelne Regionen und Phasen.

Halten wir fest: Der natürliche Klimawandel ist ein unvermeidlicher Teil der Erdgeschichte. Der menschengemachte Klimawandel tritt zusätzlich zu diesem auf und ist das Ergebnis menschlicher Aktivitäten. Er kann daher durch Änderungen dieser durchaus beeinflusst werden und ist nichts, das wir einfach so hinnehmen müssen.

ZUSAMMENFASSUNG

 

Natürlicher Klimawandel:

  • Geologische und astronomische Faktoren
  • Über lange Zeiträume hinweg – langsamer
  • Regional, zeitliche Phasen
  • Unvermeidlich, vom Menschen nicht beeinflussbar

 

Menschengemachter Klimawandel:

  • Menschliche Aktivitäten
  • Über einen kurzen Zeitraum (ca. die letzten 150 Jahre) – schneller
  • Global, gleichzeitig
  • Kann durch Veränderungen der menschlichen Aktivitäten beeinflusst werden
Was steckt hinter der Behauptung?

Wenn man im Gespräch mit anderen mit der oben erwähnten Aussage konfrontiert wird, dass es sich um Panikmache handelt, muss man eines klar sagen: Es ist keine Panikmache, die Fakten darzustellen und auf die Problematiken, die auf uns durch den menschengemachten Klimawandel zukommen, hinzuweisen. Es ist allerdings ein natürlicher Mechanismus mancher, Probleme entweder kleinzureden oder von sich wegzuschieben. In Bezug auf solche Behauptungen spielen außerdem oft folgende psychologische Phänomene eine Rolle:

  • Kognitive Dissonanz

    Sie beschreibt den Zustand, wenn die Handlungen eines Menschen nicht mit seinen Überzeugungen übereinstimmen – sie sind dann nicht miteinander vereinbar. Das ruft ein unangenehmes Gefühl hervor. Um dieses zu überwinden, wird versucht, den Widerspruch zu minimieren oder zu beseitigen. Beliebte Taktiken sind der Versuch der Ablenkung, das Herunterspielen des Widerspruchs oder das Suchen nach Informationen, die das fehlerhafte Verhalten rechtfertigen. In Bezug auf den Klimawandel kann das eben bedeuten, einfach zu behaupten, das sei alles nur Panikmache.

  • Motivierte Argumentation

     Hierbei argumentieren Menschen auf voreingenommene Weise, um sich vor sich selbst, aber auch vor anderen zu rechtfertigen. Dabei interpretieren und bewerten Menschen Argumente und Informationen so, dass diese ihre bestehenden Überzeugungen, Werte und Erwartungen bestätigen. In diesem Fall könnte man nach Informationen suchen, wie etwa solche über ein einzelnes Wetterereignis (beispielsweise einen Zeitungsartikel über einen heißen Tag im Jahr 1947), und diese dann so interpretieren, als sei das ein Beweis dafür, dass „es eh immer schon so heiß war“ wie heutzutage.
  • Confirmation Bias 
  • Dunning-Kruger-Effekt 
  • Trügerische Erinnerung 
    Unsere Erinnerung trügt uns oft. Wir Menschen merken uns Dinge leichter, die emotional bedeutungsvoll sind. Banales wie das tägliche Wetter bleibt uns selten in aller Deutlichkeit im Gedächtnis erhalten. Hingegen erinnert man sich eher an herausragende Ereignisse, die einen Kontrast zum Alltag darstellen. So kann es durchaus sein, dass wir uns an einen besonders heißen Tag vor vierzig Jahren erinnern. Welche genaue Temperatur es an diesem Tag allerdings hatte und wie hoch die Durchschnittstemperaturen damals waren, wird uns ohne Recherche nicht bekannt sein. 
  • Subjektive Wahrnehmung
    Es ist für Menschen schwieriger, Veränderungen wahrzunehmen, wenn sie sich allmählich und nicht abrupt vollziehen. Dies trifft auf die Klimakrise und die schleichende Erwärmung zu. Denn klimatische Veränderungen werden erst über einen längeren Zeitraum im täglichen Leben eines Menschen bemerkbar.

  (Bild: APA/ÖAV/G. LIEB)
 
Conclusio zur Behauptung

Die oben angeführte Aussage wird von wissenschaftlichen Studien und gesammelten Daten widerlegt, die ein eindeutiges Bild zeichnen. In den letzten 1200 Jahren waren die Temperaturen nie so hoch wie jetzt. Die globale Durchschnittstemperatur lag im letzten Jahrzehnt 1,1 Grad über den Werten des späten 19. Jahrhunderts, die Tendenz ist steigend. In alpinen Gebieten sind es sogar 2 Grad. Das bedeutet beispielsweise, dass große Mengen an einstmals als ewiges Eis bezeichnete Eismassen schmelzen. In Grönland, in der Antarktis, aber auch bei uns; hier sind es die Gletscher, die davon betroffen sind.

Und auch für unser Land bringt der Klimawandel immer mehr Hitzetage. Im Vergleich zum Zeitraum von 1961 bis 1990 gab es im Durchschnitt sechs Tage, an denen es 30 Grad und mehr hatte. In den letzten zehn Jahren ganze 22. Wenn wir uns nun daran zu erinnern glauben, dass es früher auch schon so heiß war wie heute, sind diese Erinnerungen nicht unbedingt falsch. Wir können uns durchaus an einzelne, damals als heiß bezeichnetete Tage erinnern. Allerdings nicht präzise genug, um verlässliche Aussagen zu machen, wenn es um den Klimawandel geht. Dafür braucht es Daten und Fakten, die in den richtigen Kontext gesetzt werden.

(Bild: WWF)

Problemstellungen und negative Auswirkungen des menschlichen Handelns sind naturgemäß nichts Angenehmes, man möchte damit nicht konfrontiert werden. Dabei ist die einzig vernünftige Art, mit solchen globalen Herausforderungen umzugehen, jene, bei der wir uns die Tatsachen ansehen, unsere Schlüsse ziehen und entsprechend reagieren. Denn die Menschen haben es durchaus noch in der Hand, etwas zu ändern. Geben Sie das Mitmenschen zu bedenken, die mit der hier behandelten und ähnlichen Behauptungen zum Klimawandel auf Sie zukommen. 

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