Sommerliche Temperaturen im Frühling: Diesen Umstand nehmen wir zum Anlass, in unserer Foren-Mythen-Reihe das Thema Klimawandel genauer zu betrachten. Obwohl ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber existiert, dass der Mensch die Hauptursache für die gegenwärtige globale Erwärmung ist, gibt es immer wieder Aussagen, mit denen man das zu bagatellisieren versucht. Damit wollen wir aufräumen.
Dafür widmen wir uns zunächst einmal einem Satz, den man häufig hört oder liest.
Behauptung: Das ist doch nur Panikmache, es war immer schon so heiß!
Gerade im Gespräch mit älteren Menschen – aber nicht ausschließlich – fallen solche oder ähnliche Äußerungen gern mal. Sie glauben sich zu erinnern, dass extreme Temperaturausreißer schon immer vorgekommen sind oder dass diese gar nicht so extrem waren. Zusammen damit heißt es dann auch oft, dass es den Klimawandel auch schon immer gegeben hat und das alles kein Grund zur Sorge sei. Hier werden gleich mehrere Sachen miteinander vermischt und sehr verkürzt dargestellt.
Wir haben bereits festgestellt, dass Klima und Wetter unterschiedliche Phänomene beschreiben und der Klimawandel Extremwetterereignisse in verschiedene Richtungen beeinflussen kann. Im Folgenden möchten wir die Faktenlage in Bezug auf den anthropogenen (= durch den Menschen verursachten) Klimawandel darlegen.
Das Klima auf unserer Erde unterlag immer schon einem gewissen Wandel, soweit ist das schon richtig. Jedoch muss man grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Arten dieses Wandels unterscheiden.
Halten wir fest: Der natürliche Klimawandel ist ein unvermeidlicher Teil der Erdgeschichte. Der menschengemachte Klimawandel tritt zusätzlich zu diesem auf und ist das Ergebnis menschlicher Aktivitäten. Er kann daher durch Änderungen dieser durchaus beeinflusst werden und ist nichts, das wir einfach so hinnehmen müssen.
Natürlicher Klimawandel:
Menschengemachter Klimawandel:
Wenn man im Gespräch mit anderen mit der oben erwähnten Aussage konfrontiert wird, dass es sich um Panikmache handelt, muss man eines klar sagen: Es ist keine Panikmache, die Fakten darzustellen und auf die Problematiken, die auf uns durch den menschengemachten Klimawandel zukommen, hinzuweisen. Es ist allerdings ein natürlicher Mechanismus mancher, Probleme entweder kleinzureden oder von sich wegzuschieben. In Bezug auf solche Behauptungen spielen außerdem oft folgende psychologische Phänomene eine Rolle:
Sie beschreibt den Zustand, wenn die Handlungen eines Menschen nicht mit seinen Überzeugungen übereinstimmen – sie sind dann nicht miteinander vereinbar. Das ruft ein unangenehmes Gefühl hervor. Um dieses zu überwinden, wird versucht, den Widerspruch zu minimieren oder zu beseitigen. Beliebte Taktiken sind der Versuch der Ablenkung, das Herunterspielen des Widerspruchs oder das Suchen nach Informationen, die das fehlerhafte Verhalten rechtfertigen. In Bezug auf den Klimawandel kann das eben bedeuten, einfach zu behaupten, das sei alles nur Panikmache.
Motivierte Argumentation
Hierbei argumentieren Menschen auf voreingenommene Weise, um sich vor sich selbst, aber auch vor anderen zu rechtfertigen. Dabei interpretieren und bewerten Menschen Argumente und Informationen so, dass diese ihre bestehenden Überzeugungen, Werte und Erwartungen bestätigen. In diesem Fall könnte man nach Informationen suchen, wie etwa solche über ein einzelnes Wetterereignis (beispielsweise einen Zeitungsartikel über einen heißen Tag im Jahr 1947), und diese dann so interpretieren, als sei das ein Beweis dafür, dass „es eh immer schon so heiß war“ wie heutzutage.Subjektive Wahrnehmung
Es ist für Menschen schwieriger, Veränderungen wahrzunehmen, wenn sie sich allmählich und nicht abrupt vollziehen. Dies trifft auf die Klimakrise und die schleichende Erwärmung zu. Denn klimatische Veränderungen werden erst über einen längeren Zeitraum im täglichen Leben eines Menschen bemerkbar.
Die oben angeführte Aussage wird von wissenschaftlichen Studien und gesammelten Daten widerlegt, die ein eindeutiges Bild zeichnen. In den letzten 1200 Jahren waren die Temperaturen nie so hoch wie jetzt. Die globale Durchschnittstemperatur lag im letzten Jahrzehnt 1,1 Grad über den Werten des späten 19. Jahrhunderts, die Tendenz ist steigend. In alpinen Gebieten sind es sogar 2 Grad. Das bedeutet beispielsweise, dass große Mengen an einstmals als ewiges Eis bezeichnete Eismassen schmelzen. In Grönland, in der Antarktis, aber auch bei uns; hier sind es die Gletscher, die davon betroffen sind.
Und auch für unser Land bringt der Klimawandel immer mehr Hitzetage. Im Vergleich zum Zeitraum von 1961 bis 1990 gab es im Durchschnitt sechs Tage, an denen es 30 Grad und mehr hatte. In den letzten zehn Jahren ganze 22. Wenn wir uns nun daran zu erinnern glauben, dass es früher auch schon so heiß war wie heute, sind diese Erinnerungen nicht unbedingt falsch. Wir können uns durchaus an einzelne, damals als heiß bezeichnetete Tage erinnern. Allerdings nicht präzise genug, um verlässliche Aussagen zu machen, wenn es um den Klimawandel geht. Dafür braucht es Daten und Fakten, die in den richtigen Kontext gesetzt werden.
Problemstellungen und negative Auswirkungen des menschlichen Handelns sind naturgemäß nichts Angenehmes, man möchte damit nicht konfrontiert werden. Dabei ist die einzig vernünftige Art, mit solchen globalen Herausforderungen umzugehen, jene, bei der wir uns die Tatsachen ansehen, unsere Schlüsse ziehen und entsprechend reagieren. Denn die Menschen haben es durchaus noch in der Hand, etwas zu ändern. Geben Sie das Mitmenschen zu bedenken, die mit der hier behandelten und ähnlichen Behauptungen zum Klimawandel auf Sie zukommen.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.