Die Region rund um den burgenländischen Neusiedler See ist heiß begehrt. Auch für Unternehmer, die in den umliegenden Gemeinden gerne in Hotels investieren würden. Doch der UNESCO-Weltkulturerbe-Titel macht aus wirtschaftlicher Sicht vieles kompliziert – wie ein Beispiel in Donnerskirchen zeigt.
Richard Steinböck, der neue Eigentümer des „Hotel Weinland“ in Donnerskirchen, ist sauer. Als der Architekt die Immobilie, die abseits des Ortes liegt, erwarb, hatte er viel vor.
„Nachdem der weiße Block hier ganz verloren in der Landschaft steht und der Anblick traurig anmutet, wollte ich das Hotel für drei Millionen Euro attraktiver gestalten. Ich hätte gern einen Lift eingebaut, die Zimmer saniert, einige zusammengelegt, Balkone errichtet und aufgestockt, um zusätzlich Apartments für die Gäste zu schaffen. Außerdem wollte ich den Parkplatz begrünen und mit einem Swimmingpool versehen“, sagt er und erzählt von seinen Einreichplänen, die auch den Vorgaben der Bezirkshauptmannschaft entsprachen.
Leider sei sein Projekt „am Widerstand des UNESCO-Weltkulturerbes gescheitert“, obwohl sich das Objekt in einem Gewerbegebiet befinde und die Gesamtgebäudehöhe von zehn Metern nicht überschritten worden wäre. Was den Unternehmer zusätzlich erzürnt, sind die Vorstellungen seiner Widersacher:
Die hätten das Gebäude am liebsten geschliffen und das Areal mit Bäumen dicht bepflanzt. Da stellt’s einem die Haare auf. Dazu kann ich nur sagen: Wirtschaft adé!
Unternehmer Richard Steinböck macht seinem Ärger Luft
Wie viel Dynamik ist in der Region möglich?
Tatsache ist: Die grenzüberschreitende Region Fertö-Neusiedler See und ihre einzigartige Kulturlandschaft gilt seit 2001 als UNESCO-Welterbestätte. Um diese Auszeichnung langfristig behalten zu können, achtet der Verein Welterbe Neusiedler See penibel darauf, dass Veränderungen in einer Weise passieren, die dem Landschaftscharakter entsprechen.
Als Richard Steinböck seine Pläne einreichte, war Hannes Klein Geschäftsführer des Vereins. Seit Ende Februar 2024 ist er das nicht mehr. Trotzdem ist er bereit, Stellung zu beziehen: „Zuerst muss man ein bisschen differenzieren, denn die UNESCO legt gar nichts fest. Die Organisation sitzt in Paris und hat weder die Kapazitäten noch das Personal dazu. Im konkreten Fall geht es um den Verein Welterbe Neusiedler See.“
Schutz und Wahrung des Welterbes
Die umliegenden Gemeinden seien tragende Mitglieder des Vereins und hätten sich dazu verpflichtet, größere Bauvorhaben im Welterbe-Gebiet dem Welterbe-Gestaltungsbeirat vorzulegen. Dieser überprüfe dann, ob Gebäudehöhe, Kubatur und bebaute Fläche den Kriterien zum Schutz und zur Wahrung des Welterbes entsprechen und geben daraufhin Empfehlungen, die die Wertigkeit eines Fachgutachtens haben, an die Baubehörde ab.
Den Dialog suchen
„Doch selbst wenn ein Projekt abgelehnt wird, suchen Bauwerber in der Regel erneut den Dialog, um gemeinsam einen gangbaren Weg zu finden. Von Herrn Steinböck habe ich nie wieder etwas gehört. Das ist untypisch. Wenn wirkliches Interesse besteht, bleibt man an einer Sache dran“, so der Ex-Manager.
Der Verein sei stets konsensorientiert und erreiche in fast allen Fällen Lösungen, die für alle Seiten stimmig seien, führt Klein, der inzwischen Referatsleiter in der Landesregierung ist, weiter aus. „Das beste Beispiel für einen guten dialektischen Prozess“ sei das Seebad in Breitenbrunn mit dem neuen Marina-Gebäude. Die Gespräche mit Esterhazy hätten sich fast drei Jahre hingezogen. Doch nun seien alle zufrieden.
Einigung oder verhärtete Fronten
Nachsatz: „Man braucht nur miteinander sprechen. Wenn Herr Steinböck immer noch investieren will, sollte er den Prozess unbedingt wieder aufnehmen.“
Ob dieser sich das noch einmal überlegt, ist allerdings fraglich. Schließlich hat er sich erst vor Kurzem das entschieden, die Unterkunft als Low-budget-Hotel zu führen: „Für mich ist das gelaufen. Ich renne doch niemandem nach. Wenn einem so ein Gegenwind ins Gesicht geblasen wird, macht das wenig Freude. Außerdem spricht die aktuelle Zinslandschaft nicht für großartige Investitionen.“
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