Es klingt beinahe wie ein Aprilscherz: Der Alfa Romeo Milano, der vor wenigen Tagen Weltpremiere gefeiert hat, verliert seinen Namen! Die italienische Regierung stellt sich quer, weil der Wagen in Polen produziert werden soll, der Name aber auf italienische Provenienz schließen lassen würde.
Es ist wie beim Parmigiano, also dem Parmesan-Käse, der nur in Italien produziert werden darf, wenn er so heißen soll. Nun trifft es also Alfa Romeo und man fragt sich: Hat sich das vorher niemand überlegt? Wenigstens haben sie einen passenden Namen in petto: Junior.
Die nächste Frage könnte natürlich sein: War das geplant, um weltweite Aufmerksamkeit zu erzielen? Italienische Medien haben bereits vor rund einem halben Jahr gemutmaßt, dass die Baureihe mit dem internen Codenamen 966 Junior heißen soll.
Wie auch immer – die Optik ist fürchterlich (nicht die des Autos, sondern dass man gleich den Namen ändern muss). Facepalm! Fremdschäm! Oh mein Gott! Dabei haben sie marketingtechnisch voll in der Geschichtskiste gewühlt, in Mailand wurde Alfa Romeo im Jahr 1910 gegründet. Da würde der Name Milano dem Image schon sehr guttun, wo das Auto doch ein Cousin anderer Fahrzeuge aus dem Stellantis-Konzern ist. So richtig italienisch durch und durch ist Alfa Romeo schon lange nicht mehr.
Wenigstens ist Junior eine geschichtsträchtige Alfa-Romeo-Bezeichnung. So wurde sie beim als Alfa Bertone bekannten Alfa Romeo Giulia GT verwendet.
Es bleibt also dabei: Gebaut wird der neue Alfa Romeo im polnischen Werk Tychy – als erstes Modell von Alfa Romeo, das vollständig außerhalb Italiens hergestellt wird. Aus gutem Grund: Der CEO von Stellantis, Carlos Tavares, erklärte, dass die Produktion des „Milano“ in Polen statt in Italien den Verkaufspreis um 10.000 Euro senken wird.
„Milano ist irreführend“
„Ein Auto namens Milano kann nicht in Polen produziert werden. Das ist nach italienischem Recht verboten“, sagte Industrieminister Adolfo Urso. Er bezog sich dabei auf ein Gesetz aus dem Jahr 2003, das sich gegen „italienisch klingende“ Produkte richtet, die nicht in Italien hergestellt werden.
„Dieses Gesetz besagt, dass man keine Angaben machen darf, die den Verbraucher in die Irre führen. Ein Auto mit dem Namen Milano muss also in Italien hergestellt werden. Andernfalls handelt es sich um eine irreführende Angabe, die nach italienischem Recht nicht zulässig ist“, sagte Urso.
Alfa Romeo sieht sich als Friedensstifter
Jean-Philippe Imparato, CEO von Alfa Romeo, gibt sich betont locker: „In der Überzeugung, dass der Name ‘Milano’ alle rechtlichen Anforderungen erfüllt und dass es wichtigere Dinge gibt als den Namen eines neuen Autos, hat Alfa Romeo beschlossen, den Namen von ‘Milano’ in ‘Alfa Romeo Junior’ zu ändern, um ein Klima der Entspannung zu fördern.“
Es geht durchaus peinlicher
Es gibt tatsächlich Schlimmeres. Mitsubishi wollte den Kleinstwagen Space Star ursprünglich Mirage nennen. Weil die Marke nicht überall die Rechte an dem Namen hatte, musste kurzfristig ein neuer Name gefunden werden. Und weil das erst kurz vor Markteinführung auffiel und die Prüfung eines völlig neuen Namens zu zeitaufwendig gewesen wäre, musste es eine Bezeichnung sein, an der Mitsubishi die Rechte bereits hatte. Also wurde es Space Star – der wohl unpassendste Name, den man sich nur vorstellen kann.
Das ist Stellantis
Der Autokonzern Stellantis ging im Jänner 2021 aus der Fusion von Fiat Chrysler und der französischen PSA-Gruppe hervor. Zu ihm gehören Marken wie Opel, Peugeot, Fiat oder Alfa Romeo. In Italien beschäftigt der Konzern etwa 43.000 Mitarbeiter – vor der Fusion von 2021 waren es noch mehr als 51.000.
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