Jugendlicher Täter

Sydney: Messerangriff in Kirche gilt als Terrorakt

Ausland
16.04.2024 07:12

Der Angriff auf Geistliche einer christlichen Gemeinde in der Nähe von Sydney während eines Gottesdienstes mit mindestens vier Verletzten ist von den Ermittlern als Terrorakt eingestuft worden. Das Motiv des mutmaßlichen Täters, der etwa 16 Jahre alt sei, liege offenkundig im Bereich des „religiös motivierten Extremismus“, sagte Karen Webb, die Polizeichefin des australischen Bundesstaats New South Wales, bei einer Pressekonferenz am Dienstagmorgen (Ortszeit).

Zu den verletzten Opfern gehören demnach der Bischof der örtlichen Assyrer-Gemeinde in Sydneys westlichem Vorort Wakeley und mindestens ein Priester. Sie seien operiert worden und hätten nur durch Glück überlebt, sagte Webb. Der Bischof hatte am Montagabend etwa 30 Kilometer westlich von Sydney eine Messe abgehalten.

Angreifer bereits polizeibekannt
Im Internet veröffentlichte Aufnahmen von der Live-Übertragung des Gottesdienstes zeigen, wie ein Mann in einem schwarzen Pullover mehrfach auf den Bischof einsticht, bevor Kirchengänger den Täter überwältigen. Webb zufolge wurde die Tat wohl mit einem Klappmesser verübt. Der Angreifer wurde später festgenommen und war laut Webb schon vorher polizeibekannt, stand aber auf keiner Beobachtungsliste für Terrorverdächtige. Die Ermittler seien im Gespräch mit seinen Eltern, um Näheres über das Motiv des Jugendlichen herauszufinden.

Nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters bildete sich eine Menschenmenge vor der assyrischen Kirche Christ The Good Shepherd. Die Situation eskalierte rasch, es kam zu Ausschreitungen. Laut Webb wurden Polizeieinheiten aus dem ganzen Stadtgebiet der Millionenmetropole Sydney zur Verstärkung gerufen. Die Einsatzkräfte wurden mit Ziegelsteinen und Zaunpfählen attackiert, ein Polizist erlitt einen Kieferbruch.

Ausschreitungen vor Kirche, Einsatzkräfte bedroht
Selbst Sanitäter mussten sich über Stunden hinweg in der Kirche verschanzen, weil sie von der aufgebrachten Menschenmenge bedroht wurden. Bei den Ausschreitungen wurden laut Polizeiangaben mehrere Beamte verletzt und 20 Einsatzfahrzeuge beschädigt.

Videos auf Twitter zeigen die Ausschreitungen:

Der Täter selbst wurde demnach ebenfalls verletzt – unklar blieb zunächst, wie er die offenbar gravierenden Verletzungen erlitt. Medienberichten zufolge sollen ihm mehrere Finger abgeschnitten worden sein. Auf Fragen von Journalisten, ob der wütende Mob dafür verantwortlich sei, entgegnete Webb, dass dies Teil der Ermittlungen sei. Insgesamt mussten die Rettungsdienste nach eigenen Angaben 30 Patienten behandeln, sieben Verletzte seien ins Krankenhaus gebracht worden.

„Es herrscht viel Wut“
Webb kündigte an, dass die Sicherheitsbehörden alle Gewalttäter ermitteln und für die Randale zur Rechenschaft ziehen würden. „Alle, die an diesen Ausschreitungen beteiligt waren, können damit rechnen, dass wir an ihre Tür klopfen werden,“ sagte Webb. „Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber wir werden euch finden und wir werden euch festnehmen. Das ist absolut inakzeptabel.“

„Es herrschte so viel Wut, weil der Bischof von ihnen geliebt wird, auch von mir“, sagte eine Anrainerin, die ihren Namen als Canny angab. „Er predigt über den Herrn und wir lieben den Herrn.“ Früheren Medienberichten zufolge wurde er während der Pandemie bekannt für eine harte Linie, als er etwa die Lockdowns als „Massensklaverei“ geißelte. In einer online veröffentlichten Predigt erklärte er, die Vereinten Nationen seien von Satan gegründet worden. Einige seiner Predigten auf dem Kurzvideodienst TikTok wurden millionenfach abgerufen.

Der Angriff fand drei Tage nach dem Amoklauf eines Messerstechers in Sydney statt. Bei dem Angriff am Samstag in einem Einkaufszentrum waren sieben Menschen getötet worden. Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler hat der Täter offenbar psychische Probleme, ein terroristischer Hintergrund wurde ausgeschlossen. Australien verfügt über vergleichsweise strenge Waffengesetze, derartige Angriffe sind eher selten.

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