Ein 59-jähriger Mongole stand am Dienstag wegen versuchten Mordes in Graz vor Gericht. Im Vollrausch soll er versucht haben, seine Frau aus einem Fenster im fünften Stock zu werfen. Der Mann will sich an nichts erinnern können und seine Gattin nahm ihn in Schutz – vergeblich.
Seit Kindheitstagen kennen sich der 59-jährige Mongole und seine gleichaltrige Ehefrau. Seit 40 Jahren sind sie verheiratet, 2011 zogen die Eltern dreier Kinder nach Österreich. Beide beschreiben ihre Ehe als harmonisch, Streit habe es kaum gegeben.
Der Vorfall im September letzten Jahres, weshalb der Mann am Dienstag wegen versuchten Mordes vor einem Geschworenensenat saß, zeigt allerdings ein ganz anderes Bild: Mit einer Flasche Wodka intus, mit der der Mann wohl den Kater des Vortags bekämpfen wollte, soll er seine Frau zum offenen Küchenfenster der gemeinsamen Wohnung in Graz-Gries bugsiert und versucht haben, sie hinauszustoßen – aus dem fünften Stock.
Zeuge: „Sie hat panisch geschrien“
Zwei Zeugen hatten die unfassbaren Szenen beobachtet. „Sie hat panisch geschrien und ist etwa bis zur Hüfte aus dem Fenster herausgeragt“, schildert ein Passant. Er will beobachtet haben, wie der Mann die Frau von hinten immer wieder angestoßen hat. „Ich habe rauf geschrien, was da los ist, dann hat er aufgehört und beide waren vom Fenster weg.“
Der Angeklagte selbst, der bis zu seiner Verhaftung in einer Wäscherei gearbeitet hat, kann wenig zur Aufklärung des Sachverhalts beitragen. Er will sich wegen seiner starken Alkoholisierung an nichts erinnern können und macht vor Gericht einen recht teilnahmslosen Eindruck.
„Das Dilemma dieses Falls ist die Frage: Was wollte er eigentlich?“, erklärte der Verteidiger in Richtung der Geschworenen. Das Opfer, die Gattin des Angeklagten, hatte unmittelbar nach der Tat bei der Polizei ausgesagt, schwieg dann aber – als Angehörige ihr gutes Recht.
„Wir bemühen uns, Frauenmorde aufzuklären und zu verhindern, aber da müssen die Opfer auch mitmachen!“
Richter Andreas Rom
Bild: Sepp Pail
Opfer verstrickte sich in Widersprüche
Vor Gericht brach sie dann ihr Schweigen, was aber nur noch mehr Verwirrung stiftete. Entgegen ihrer ersten Behauptungen – sie habe Todesangst gehabt und ihr Mann habe gesagt „Jetzt stirbst du so“ – nahm die Frau ihren Gatten nun offensichtlich in Schutz. „Ich wollte beim Fenster nur frische Luft schnappen“. Die Beobachtungen der Zeugen und ihre Schreie konnte sie nicht erklären. Auch von ihren im Polizei-Protokoll festgehaltenen Behauptungen wollte sie nichts mehr wissen.
„Glauben Sie nicht, dass Sie uns für dumm verkaufen können!“, polterte Richter Andreas Rom, dessen Geduld nach mehrfachem Nachfragen zu Ende ging. „Wir bemühen uns, Frauenmorde aufzuklären und zu verhindern, aber da müssen die Opfer auch mitmachen“, schüttelte der Richter den Kopf.
„Ich liebe ihn noch immer“
„Sie hat wegen der Sprachbarriere mit Händen und Füßen dargestellt, dass er sie aus dem Fenster werfen wollte“, schilderte ein Polizist seine Eindrücke unmittelbar nach dem Einschreiten und untermauerte damit die Aussagen der Zeugen.
Die Frau blieb bis zuletzt nicht müde zu betonen, dass sie seit 40 Jahren mit ihrem Mann verheiratet sei und es nie Probleme gegeben habe. „Ich liebe ihn noch immer“, sagte sie auf Nachfrage des Richters.
Die Geschworenen befanden den Mann für schuldig des versuchten Mordes. Urteil: 15 Jahre Haft (nicht rechtskräftig).
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