Seit 32 Jahren beherbergt das Haus des Meeres in Wien auch die Exoten-Pflegestation und das Tierheim vom Verein Blauer Kreis. Nun steht den Bartagamen, Leopardgeckos, Leguanen und Artgenossen ein dringend notwendiger Umzug bevor. Die große Frage ist jedoch: wohin?
In einem 55 Quadratmeter großen, stickig-schwülen Raum im sechsten Stock des Haus des Meeres kümmert sich Judith Kastenmeier um Reptilien, die ausgesetzt, von ihren Besitzern weggegeben, aus nicht tiergerechter Haltung gerettet oder vom Zoll beschlagnahmt wurden. Sie betreut die Schützlinge alleine, 365 Tage im Jahr: „Für mich gibt es keinen Krankenstand. Ich bin immer am Handy erreichbar und fahre auch um Mitternacht zum Tierarzt.“
Rund 60 Exoten, wie Schlangen, Amphibien und Spinnen haben im Tierheim eine neue Heimat gefunden, manche als Dauergäste, andere erhalten nach ärztlicher Betreuung einen neuen Platz oder wandern hausintern in die Schauräume.
Herzmassage beim Chamäleon auf der Toilette
Judith hat täglich ihr eigenes „Weihnachtswunder“: Es ist etwa 58 Zentimeter groß, hat große dunkle Augen, schimmernd grüne Haut und ist eine Perleidechse. „Sie wog drei Gramm und lag im Sterben. Zurückgelassen in einem Sackerl an einer Türklinke hängend. Keiner hat geglaubt, dass ich es schaffe, sie durchzubringen. Aber sie wollte, ich wollte und so ist sie heute wohlauf und mittlerweile acht Jahre alt.“
Besondere Fälle gab es in der elfjährigen Tätigkeit der Exotenkennerin immer wieder: „Ich habe schon ein Chamäleon mit auf die Toilette genommen, weil ich die Herzmassage nicht unterbrechen konnte.“
Chronischer Platzmangel auf der Pflegestation
Unter den schlechten räumlichen Bedingungen, bei 30 Grad Raumtemperatur, ohne ausreichende Belüftung oder Tageslicht, ist die tägliche Leistung der Tierpflegerin bewundernswert. „Eine Mitarbeiterin wie Judith ist ein besonderes Geschenk – für die Tiere und unseren Verein. Im Reptilien-Heim herrscht enormer Platzmangel. Wir müssen übersiedeln! Das Haus des Meeres unterstützt uns bei diesem Schritt. Wir sind ja auch schon seit 32 Jahren ein Teil des Flakturm“, sagt Evelyn Kolar, Leiterin der Pflegestation des Vereins Blauer Kreis.
Durch den extremen Anstieg der geretteten Reptilien müssen wir dringend übersiedeln. Wir suchen nach Räumlichkeiten im Erdgeschoss oder ein Geschäftslokal in Wien beziehungsweise am Stadtrand ab 120 Quadratmeter aufwärts – 200 wären besonders schön. Dort würden alle Terrarien Platz finden. Unsere Tiere brauchen Ruhe und verhalten sich selbst leise.
Evelyn Kolar, Blauer Kreis, Leiterin Reptilien-Tierheim
Sie haben die richtige Immobilie für das Tierheim? Telefonnummer: 0664 1217427 oder via
E-Mail: blauerkreis@aon.at
Seit Gründung im Jahr 1959 setzt sich der Verein Blauer Kreis unermüdlich für den Tier- und Artenschutz ein. Der besondere Einsatz wurde 2023 auch mit dem „Tierisch engagiert“-Award ausgezeichnet.
Private Haltung der sensiblen Tiere aufwändig
Wer sich ein Reptil als Haustier zulegen möchte, dem rät Evelyn Kolar „sich zuerst ein Buch zu kaufen, im Vorfeld genau zu informieren und die Kurse der Exoten-Kunde in Wien zu besuchen.“ Viele Menschen schaffen sich ein Tier an, ohne zu bedenken, wie alt es werde und wie aufwändig die Haltung sei.
Nötig ist meist nicht nur ein genügend großes Terrarium, es bedarf auch technisches Know-how, damit Klima und Licht in der Anlage stimmen, und gute Kenntnisse über die richtige Fütterung. Zudem werden die damit verbundenen Kosten immer wieder unterschätzt.
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