Dass der Kontakt zum anderen oder zur anderen ohne Vorwarnung abbricht, erleben viele bei der Online-Partnersuche. Jetzt schwappt dieses Phänomen auf den Arbeitsmarkt über. Immer mehr Firmen werden bei der Suche nach neuen Mitarbeitern zum Ghosting-Opfer. Was man dagegen tun kann? Wir fragten Personalberaterin Bettina Kern.
Ohne Vorwarnung meldet sich beziehungsweise reagiert der oder die andere nicht mehr – so beschreibt man das Phänomen namens Ghosting, das in der Online-Dating-Welt allgegenwärtig ist. Doch auch in der Arbeitswelt kommt der plötzliche Kontaktabbruch immer öfter vor.
„Ein bisschen gab es das ja immer schon, aber es wird mehr“, sagt Personalberaterin Bettina Kern, die mit ihrem Team IT-Spezialisten und Techniker vermittelt.
Wo Ghosting passiert? Wenn Kandidaten nach dem Bewerbungsgespräch mehrere Male angerufen werden, „doch die melden sich nie wieder“, so Kern. Dass vieles heute unpersönlicher ist, scheint das Ghosting befeuern. Denn das erste Mal treffen sich Bewerber und Firma in fast allen Fällen nur noch virtuell.
„Absagen ist eine Frage des Anstands“
„Wer schon zehn andere Gespräche hatte, mehrere davon vielleicht sogar am selben Tag, für den ist die Firma eine Nummer“, erzählt Kern, die für das Abtauchen trotzdem kein Verständnis hat: „Für mich ist das eine Frage des Anstands, jemandem auch abzusagen.“
Abseits davon passiert es häufiger, dass Arbeitnehmer, die einer Firma zugesagt haben, diesen Job dann aber nicht antreten: „Oft wird während der Kündigungszeit, die man beim bestehenden Arbeitgeber hat, abgesagt, weil dieser das Gehalt erhöht hat.“
Beziehungsarbeit schon vor dem ersten Arbeitstag
Die Phase zwischen dem „Ja“ und dem ersten Arbeitstag wird auf dem nach wie umkämpften Arbeitsmarkt demnach wichtiger: Hier braucht’s Beziehungsarbeit durch die Betriebe. „Das kann ein Foto vom Arbeitsplatz sein, das man schickt, oder eine Einladung, das Team zu treffen – da gibt es tausend Möglichkeiten.“
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