Immer lächeln

Als die Zeichen Gefühle lernten: Das Emoticon wird 30

Web
14.09.2012 10:21
Es gibt ihn lachend :-) ebenso wie traurig :-( oder zwinkernd ;-) und selbst die Zunge rausstrecken :-P kann er. Am kommenden Mittwoch wird der auf der Seite liegende Smiley 30 Jahre alt. Längst ist die auf jeder gängigen Tastatur zu erzeugende Zeichenfolge rund um den Online-Smiley Bestandteil der Schreibkultur, etwa in E-Mails, Chats oder SMS.

Als Geburtshelfer des Seitwärts-Smileys gilt der heute 64 Jahre alte Professor Scott E. Fahlman. Der Forscher grübelte in einem internen Online-Forum der Carnegie Mellon University aus Pittsburgh am 19. September 1982, wie man Humor im Netz markieren könnte - dort, wo beim rein Schriftlichen nun einmal Mimik, Gestik, Betonung und Stimmlage fehlen. Denn immer wieder kam es dazu, dass Humor, Ironie oder Sarkasmus in Online-Beiträgen nicht erkannt wurden, was die Diskussionen häufig erschwerte.

Also postete Fahlman die wegweisende Idee: "Ich schlage folgende Zeichen-Sequenz für Spaßmacher vor: :-). Lest es seitwärts." Und einen kleinen Seitenhieb auf den Diskussionsverlauf erlaubte er sich auch noch: "Eigentlich wäre es angesichts des aktuellen Trends hier vielleicht zielführender, Dinge zu markieren, die KEINE Witze sind." Dafür schlug er :-( als Markierung vor. 

Inzwischen nicht mehr wegzudenken
Inzwischen sind die Smileys viel mehr als Helfer, die Humor in einem Text kennzeichnen. Längst gibt es auch Rosen @}-->-- oder B-) Sonnenbrillenträger. Weil Emotionen transportiert werden, sprechen Sprachwissenschaftler auch von sogenannten Emoticons - was sich zusammensetzt aus den Wörtern Emotion und Icon (englisch für Symbol).

Von der automatischen Umwandlung der Zeichenkombinationen in gelbe Gesichter hält Fahlman jedoch nichts. "Ich finde das hässlich und es nimmt auch die ganze Herausforderung, eigene Smileys zu entwickeln", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

"Lieber wäre ich für meine Forschung berühmt"
Der Professor für Künstliche Intelligenz hat nach wie vor ein gespaltenes Verhältnis zu seiner Schöpfung. "Inzwischen werde ich als Erfinder manchmal sogar erkannt, wenn die Leute meinen Namen hören, und sie bitten mich dann häufig um ein Autogramm. Es ist wirklich komisch, für so etwas berühmt zu sein - lieber wäre ich für meine Forschung berühmt. Aber es macht auch Spaß."

Er selbst findet es übrigens "grundsätzlich besser, die Smileys spärlich zu benutzen - vielleicht einen oder zwei per Mail". Oftmals würden es Nutzer übertreiben und zu viele verwenden. "Hoffentlich passiert das nie in einem internationalen Vertrag oder so", merkt Fahlman an. "Aber bei mir wird natürlich mindestens einer erwartet, sonst sind die Menschen enttäuscht."

Kein Zeichen für den Verfall der Schriftsprache
Für den Sprachwissenschaftler Professor Peter Schlobinski von der Leibniz Universität Hannover ist der Gebrauch von Emoticons im Text durchaus clever und bestimmt kein Zeichen für Verfall und Niedergang der Schriftsprache. Beim Austausch von knappem Text per Internet oder SMS sei es von Vorteil oder gar nötig, nonverbale Merkmale gesondert darzustellen, da der Gesprächspartner nun einmal nicht zu sehen ist.

Daher hat der Seitwärts-Smiley längst auch Verwandtschaft wie etwa "lol" (laughing out loud, lauthals lachen) oder ko15mispä (komme 15 Minuten später). "Sprachökonomie", nennt Schlobinski das in seinem Buch "Von hdl bis dubidodo - (K)ein Wörterbuch zur SMS", wobei diese Abkürzungen für "hab' dich lieb" und "du bist doch doof" stehen.

So seien die kurzen Texte keineswegs unverständlich oder gar schlecht. Vielmehr spiegelten sie Funktionalität wider - einen "SMS-Stil", wie es Schlobinski nennt. Das ursprüngliche Limit von 160 Zeichen bei Handy-Kurznachrichten habe diesen Trend mit befeuert.

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