45 Jahre Kriegstreiber
Mullah-Diktatur Iran: Schicksalsstunden für Regime
Irans Mullah-Regime ist 45 Jahre alt, sein Oberster Führer Ali Khamenei 35 Jahre an der Macht und seit Freitag 85 Jahre alt. Keine Diktatur der Geschichte hat sich in so langer Zeit keinen einzigen Millimeter bewegt, verändert. Doch jetzt klopft das Schicksal an die Tür. Wie funktioniert diese Klerikal-Diktatur? Wie konnte sie sich so lange halten?
Die Iraner sind Schiiten – eine Minderheit in der großen sunnitisch-islamischen Welt. Die Staatsreligion im Iran selbst hat alte nationale Elemente beibehalten wie etwa Sonnenkalender und Frühlingsneujahr.
Der Schiismus durchlebte eine Geschichte der religiösen Unterdrückung. Die Gläubigkeit ist besonders in den großen ländlichen Gebieten des Iran stark. Die forcierte Verwestlichung unter dem letzten Schah, Reza Pahlavi (1919 bis 1980), führte zu einer Entfremdung in weiten Bereichen des Volkes.
Ober-Mullah ist 85 Jahre alt, 35 Jahre an der Macht
Das brachte 1979 durch eine Revolution den militanten Kleriker Ayatollah Khomeini an die Macht. Er kippte die iranische Gesellschaft in den religiösen Fundamentalismus, ja, in den Fanatismus.
Ziel dieses schiitischen Mullah-Regimes ist die historische Augenhöhe mit der Welt der Sunniten, welche im Nahbereich die Araber sind, repräsentiert durch Saudi-Arabien. Dazu wurde und wird der Antizionismus gegen Israel befeuert, den es vorher im Iran nicht gab.
Irans Regime ist praktisch eine Militärdiktatur
Durch maximale politische und strategische Fehler der USA hat das iranische Regime immer neue Kraft gewonnen und ist heute praktisch eine Militärdiktatur der Revolutionsgarden: Die Chronik: USA-Debakel in Afghanistan; fragwürdige Invasion im Irak; dann aber das Gegenteil in Syrien, wo das Assad-Regime mithilfe der Russen den Arabischen Frühling niederschlug, und Geburt des IS-Kalifats in Syrien und im Irak.
So gelang es dem Iran, einen „schiitischen Halbmond“ über die nahöstliche Landkarte zu legen: Er reicht von der schiitischen Hisbollah im Libanon über die (sunnitische) Hamas in Gaza, das alautische (schiitische, Anm.) Assad-Regime in Syrien bis zu den schiitischen Houthis im Jemen. Über diese „Stellvertreter“ ließ und lässt Teheran Krieg gegen Israel führen, ohne selbst in Kampfhandlungen verwickelt zu werden.
Russland und China stärken Iran den Rücken
Die unabsichtliche Überlebenshilfe für das iranische Regime manifestierte sich seit dem Ukrainekrieg im Anti-USA-Bündnis Iran-Russland-China. Mit diesen beiden Mächten im Rücken wagten die Mullahs schließlich den direkten Angriff auf Israel. Die Sanktionen gehen offenbar ins Leere.
Gerade in diesen Schicksalsstunden steht für das iranische Regime auch die Nachfolge an, denn der Staats-, Revolutions- und Religionsführer Khamenei wurde am Freitag 85 Jahre alt. Er hat eine Operation hinter sich.
Khamenei gilt bis heute als unantastbar, Kritik an seiner Person wird nicht geduldet. Dennoch schwelt in dieser Klerikaldiktatur, die seit Jahren immer wieder schwere Protestwellen gegen das islamische Herrschaftssystem erlebt, eine Diskussion über die Zeit nach Khamenei.
Viele Iraner sind wütend und desillusioniert
In den vergangenen Jahren hat der Oberste Führer viel Zorn auf sich gezogen.Viele sind wütend, desillusioniert und sehen keine Perspektive für sich in diesem Land. Was man sich besonders in der jungen bzw. urbanen Bevölkerungsschicht wünscht, ist ein Kollaps des Systems.
Wie ist eine Nachfolge geregelt? Ein sogenannter Expertenrat würde im Todesfall den Nachfolger küren. Dieses Gremium besteht aus 88 erzkonservativen Klerikern.
Mullah-Diktatur fehlt „Kronprinz“ mit Autorität
Die Turbanmänner sind untereinander eifersüchtig und sogar zerstritten. Manche stehen unter Hausarrest. Bedrohung von außen schweißt sie über kurze Zeit zusammen. Es zeichnet sich jedenfalls kein „Kronprinz“ mit Autorität ab. Am ehesten käme noch (Minister-)Präsident Ebrahim Raisi infrage.
Die Revolutionsgarden sind in den vergangenen Jahren nicht nur militärisch hochgerüstet worden, sie haben auch ihren gesellschaftlichen und ökonomischen Einfluss ausgebaut. Heute gelten sie als Wirtschaftsmacht, mit Beteiligungen unter anderem an Hotelketten und Airlines.
Gefahr von Staatstreichen und Protesten
In der Umbruchphase steigt für ein Regime die Gefahr von Staatsstreichen und Protesten.Eine Journalistin in Teheran sieht das Land in einer kritischen Übergangszeit. „Solche Phasen können schnell mit Instabilität einhergehen. Hier steigt das Risiko von verschärften Machtkämpfen, Umsturzversuchen oder einem Staatsstreich.“
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