Treffen mit Hamas
Erdogan will israelische Geiseln freibekommen
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Samstag den Hamas-Auslandschef Ismail Haniyeh in Istanbul getroffen. Dafür gab es viel Kritik. Hinter dem Treffen dürfte eine neue Initiative für einen Waffenstillstand des „Friedenssultans“ stecken.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versucht sich einmal mehr als „Sultan des Friedens.“ Er war Gastgeber der bislang einzigen ernst zu nehmenden, wenn auch am Ende erfolglosen Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland und bot sich bereits wenige Tage nach dem Massaker der islamischen Terrororganisation Hamas mit 1200 ermordeten Israelis und über 200 verschleppten Geiseln als Vermittler zwischen Israel und der Hamas an. Nun startete er einen neuen Versuch.
In Istanbul hatte Erdogan am Samstag den in Katar lebenden Hamas-Anführer Ismail Haniyeh zu Gast. Ankara betrachtet Hamas nicht als Terrorgruppe und die politischen Führer der militanten Gruppe können frei in die Türkei reisen.
Es wird angenommen, dass Erdogan sich um die Freilassung von 130 israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas und in weitere Folge einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Terrororganisation bemühen will, da der bisherige Vermittler Katar laut eigenen Angaben einen Tiefpunkt bei den Verhandlungen erreicht sieht. Zu diesem Zweck war vergangene Woche auch der türkischen Außenminister Hakan Fidan nach Katar gereist, um mit Vertretern der Hamas darüber zu sprechen.
Die Türkei stand bislang unerschütterlich hinter der Hamas. Fand er zu Beginn des Krieges noch verständnisvolle Worte für die Militäraktion der Israelis, verglich er vor wenigen Tagen Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu mit Adolf Hitler.
Erdogan kündigte bereits im Lauf der Woche an, sein Land verstärke seine diplomatischen Bemühungen, um zu verhindern, dass der Krieg in Gaza von den israelisch-iranischen Spannungen überschattet werde. Dahinter steckt außenpolitisches Kalkül der Türkei.
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Der „Arabische Frühling“ mit seinem Ausgangspunkt in Tunesien im Jahr 2011 war eine historische Zäsur in der muslimischen Welt und Erdogan sah sie als Chance, „seinem Land mehr Einfluss zu verschaffen“, schreibt die Journalistin und Türkei-Expertin Cigdem Akyol in ihrem Buch „Generation Erdogan“. Seine zentrale Nachricht folgte wenig später, nach seinem Wahlsieg 2011, als er – damals noch Ministerpräsident – vom Balkon seines Amtssitzes in Ankara der jubelnden Menge einen Gruß an die islamische Welt entgegenrief: „Ich bin der Verteidiger der Muslime überall auf der Welt, denen Unrecht angetan wird“. Von Bagdad bis Teheran, von Sarajevo bis ins Westjordanland, Gaza und Quds (Jerusalem). Und das sieht Erdogan auch heute noch so: als den Anführer der islamischen Welt.
Gelingt es Erdogan aber tatsächlich, die Geislen freizubekommen, würde der „Friedenssultan“ auch in Israel gewaltiges Ansehen genießen.
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