Die US-Raumfahrtbehörde NASA ist auf der Suche nach jungen Talenten – dafür rührte der Leiter des legendären Space Center in Houston, William T. Harris, auch in Wien die Werbetrommel. Ab kommendem Schuljahr wird es an sechs Bildungseinrichtungen spezielle „NASA-Kurse“ geben. Am Freitag wurde von Bildungsminister Martin Polaschek ein entsprechender Vertrag unterzeichnet.
„Krone“: Herr Harris, Sie sind Chef des Space Center in Houston. Wie oft haben Sie den Satz: „Houston, wir haben ein Problem?“, schon hören müssen?
William T. Harris: Es ist ein sehr beliebter Ausdruck, aber ich ziehe es vor, zu sagen: „Houston, wir haben eine Lösung.“ Denn wir planen sorgfältig und stellen sicher, dass wir als Team zu Lösungen kommen.
Wir befinden uns gerade in der Wiener Urania - passenderweise eine Sternwarte. Was ist so faszinierend am Universum?
Nun, die Menschen haben immer auf die Sterne geschaut. Diese haben uns immer fasziniert und uns einen Sinn im Leben gegeben. Von der Navigation bis zur Bestimmung der richtigen Jahreszeit, um Getreide anzubauen und zu ernten. Und jetzt können wir zu den Sternen fliegen. Das macht es für Menschen auf der ganzen Welt sehr aufregend.
Die große NASA in einem kleinen Land in der Mitte Europas. Was führt Sie nach Österreich?
Weltraumforschung ist global. Und wir sind hier, weil Österreich dafür offen ist, offen für Zusammenarbeit. Auf der ganzen Welt sind Menschen von Forschung fasziniert, und die NASA ist eine der bekanntesten Marken, weil es wirklich um Inspiration, ums Streben und Träumen geht. Und darum, diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Aber auf eine Weise, die tatsächlich einen größeren Wert für unser Leben bringt.
Wie würden Sie einen jungen Menschen davon überzeugen, diesen Weg einzuschlagen?
Was auch immer seine oder ihre Leidenschaft ist – in der Weltraumforschung gibt es die Möglichkeit zur Entfaltung. Sie werden vielleicht keine Astronauten, sie können sich aber für andere Bereiche interessieren, weil es darum geht, neugierig zu sein, kritisch zu denken, durch Widrigkeiten zu arbeiten. Weil das Leben nicht einfach ist, vor allem heutzutage.
Vor 50 Jahren hat der letzte Mensch den Mond betreten. Jetzt gibt es neue Projekte. Viele davon scheitern, obwohl die Technologie viel weiter fortgeschritten ist. Warum ist das so?
Ich würde es nicht als Versagen bezeichnen. In den vergangenen 50 Jahren ist viel passiert, und es gab eine Reihe anderer Motive. Es herrschte Kalter Krieg, es gab Spannungen zwischen den Nationen, und dies hat sichzum großen Treiber der Wissenschaft und des wissenschaftlichen Lernens entwickelt.Bei den ursprünglichen Missionen ging es darum, zum Mond zu gelangen, einige Proben zu holen und zurückzukommen. Wir versuchen jetzt, tiefer in den Weltraum vorzudringen. Die Rückkehr zum Mond durch das Artemis-Programm besteht in Wirklichkeit darin, sich auf Reisen zum Mars vorzubereiten.
Und wann werden Menschen also zum Mars fliegen?
Nun, die Hoffnung ist: in den nächsten zehn bis 15 Jahren. Mit der Artemis-Mission starten wir hoffentlich nächstes Jahr. Dann wird eine Crew den Mond umkreisen und wieder zurückkehren. Wir entwickeln eine völlig andere Art von Fahrzeug als jenes der Apollo-Mission. Menschen werden weiter in den Weltraum vorstoßen als je zuvor. All dies erfolgt schrittweise, damit es sicher ist. Denn das Wichtigste ist, menschliches Leben zu erhalten. Dann werden wir schließlich untersuchen, wie man die Mondressourcen nutzen kann.
Wie läuft, angesichts des Krieges in der Ukraine, die Zusammenarbeit mit den Russen? Zum Beispiel auf der Raumstation ISS.
Immer noch gut. Weil für die Internationale Raumstation – das müssen wir dem ursprünglichen Konzept gutschreiben – fünf Weltraumagenturen zusammengekommen sind. Die europäische ESA, die NASA in den Vereinigten Staaten, die kanadische und japanische Weltraumorganisation sowie die russische Roskosmos. Die Station wurde so konzipiert, dass keine Nation allein sie fliegen kann. Es erfordert die Zusammenarbeit aller Nationen!
Glauben Sie an außerirdisches Leben?
Es gibt jedenfalls keine Beweise dafür, dass es woanders kein Leben gibt. Wir haben auf einem 4,5 Milliarden alten Asteroiden die Elemente Kohlenstoff, Schwefel und Wasser entdeckt – Bausteine des Lebens. So begann vielleicht auch das Leben auf der Erde. Und so könnte das quer durch die gesamte Galaxie gelaufen sein. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass wir keine Anomalie sind.
Was ist Ihr Lieblings-Weltraumfilm?
Ich muss sagen, ich liebe „Star Wars“.
Sie sind sicher auch ein Hüter von Geheimnissen. Erzählen Sie uns etwas über den Mythos Area 51. Ich denke, wir alle wollen uns vorstellen, dass es andere Arten von komplexem Leben gibt, aber wir wissen es einfach nicht. Ich denke, es gibt viele Phänomene, die wir nicht erklären können. Es passieren Dinge – auch in Bezug auf die Forschung – die eben nicht öffentlich bekannt gegeben werden.
Sechs Schulen bieten ab 2024/25 „NASA-Kurse“ an
Der Weltraum. Unendliche Weiten, in die künftig auch Schüler aus Österreich vordringen können – zumindest im Ansatz. Denn ab dem kommenden Schuljahr wird es an sechs heimischen Bildungseinrichtungen spezielle „NASA-Kurse“ geben.
„Wir eröffnen Schülerinnen und Schülern damit nicht nur die Möglichkeit, in die Welt der Raumfahrt einzutauchen, sondern fördern auch deren Interesse an komplexen wissenschaftlichen Themen“, Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP).
Mit dieser Kooperation eröffnen wir Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit, in die Welt der Raumfahrt einzutauchen.
Bildungsminister Martin Polaschek
Im Mittelpunkt steht die Förderung sogenannter „MINT“-Fächer. Bei den Kursen werden etwa die Beschaffenheit des Mondes, Funktionsweise von Raumanzügen oder die Ernährung auf der Internationalen Raumstation gelehrt. Gesucht werden Schüler der 10. bis 13. Schulstufe. Welche Schulen daran teilnehmen, steht aber noch in den Sternen – sie werden im Mai durch einen Wettbewerb ausgewählt.
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