Im Streit um die Ausflugsbahn im Weinviertel wollten die Betreiber zuletzt nicht Schuld an der Fahrplanausdünnung sein. Die ÖBB kontert.
Der Streit um das ausgebremste Angebot auf der Strecke des Reblausexpress schien eigentlich gelöst, die regionale Politik will nun aber weiter Dampf machen: „Die präsentierte Lösung ist ein Mindestmaß, um im wichtigen Sommerferienmonat Juli ein attraktiveres Angebot zu bieten“, meint der Bürgermeister von Retz, Stefan Lang.
Kritik an den Landesbahnen
Für den ÖVP-Politiker sei es aber auch der Beweis, dass hier sehr wohl drei Fahrten möglich wären: „Es fehlt aber augenscheinlich der Wille, das Angebot bereits am Mai beizubehalten“, sieht er den Ball bei Verkehrslandesrat Udo Landbauer. Denn laut NÖVOG, die in die Verantwortung des FPÖ-Landesvizes fällt, sei die Fahrplanumstellung der ÖBB schuld am nun eingeschränkten Angebot. „Bis zum vergangenen Jahr war das allerdings nie ein Problem“, wettert Lang.
Wir sind als Tourismusstadt natürlich besonders von Ausflugsangebot vor Ort abhängig. Viele Gäste nutzen den Reblausexpress für Tages- touren vom Wein- ins Waldviertel.
Stefan Lang, Bürgermeister von Retz (ÖVP)
Bild: Philipp Monihart
ÖBB: „Das ist falsch“
Auch bei den Bundesbahnen sieht man die Sache ein wenig anders: Der Reduktion auf nur noch zwei Zugpaare sei den ÖBB bereits im August 2023 mitgeteilt worden. „Zu diesem Zeitpunkt war der NÖVOG die bevorstehende Fahrplanänderung in Retz noch gar nicht bekannt“, so Konzernsprecher Christopher Seif. Die daraus resultierende Änderung der Reblaus-Abfahrtszeiten „im Minutenbereich“ hänge auch nicht ursächlich mit der Angebotsredukton zusammen, heißt es weiter. Und: „Hier die ÖBB verantwortlich zu machen, ist falsch.“
Vielmehr sieht Seif die Gründe in der längeren Fahrzeit von Retz nach Drosendorf und den damit verbundenen höheren Personalkosten. Warum die „Reblaus“ für die Strecke plötzlich zehn Minuten länger braucht, sei den ÖBB allerdings nicht bekannt. Seif: „Aus unserer Sicht steht einer Beibehaltung von drei Zugpaaren im Lichte einer sinnvollen touristischen Erschließung der Region jedenfalls nichts im Wege.“
Mittlerweile reicht es aber auch dem Big Boss: Der ÖBB-CEO und Vorstandsvorsitzende Andres Matthä antwortete Bürgermeistern aus der Region auf ihre Protestnote. Sie wollten vom Bahnchef wissen, warum der Reblaus-Express heuer trotz Fahrgastrekord im vergangenen Jahr nun seltener fährt. Und auch er betont, dass die ÖBB damit eigentlich nichts zu tun haben, auch wenn das von den Niederösterreich Bahnen zuletzt so kommuniziert wurde. Matthä verweist in dem Schreiben auf eine Sitzung des Lenkungsausschusses von 10. April.
In den vergangenen Monaten gab es mehrere Treffen von Vertretern der ÖBB mit den Betreibern des Reblaus-Express. Das Ziel waren dabei immer drei Zugpaare.
Andreas Matthä, CEO und Vorstandsvorsitzender der ÖBB Holding
Bild: Andreas Jakwerth/ÖBB
Bereits damals habe man gemeinsam mit dem Land Niederösterreich festgehalten, dass die Zuständigkeit für das Angebot des Reblaus-Express bei der NÖVOG liege. „Das Land hat zugesagt, die weiteren Schritte diesbezüglich gemeinsam mit der NÖVOG zu konkretisieren“, heißt es weiter. Für Matthä haben Pendler und Schüler bei der Erstellung von Fahrplänen jedenfalls Vorrang: „Ein touristisches Zusatzangebot muss sich an dessen Bedingungen orientieren“, stellt der Bahnchef klar.
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