Chaos in der Natur

Die aktuelle Kältephase bremst die Bienen aus

Oberösterreich
21.04.2024 12:00

Bei unter zwölf Grad sind die Honigproduzenten flugunfähig – darum haben sie derzeit keine Chance, das üppige Nahrungsangebot zu nutzen. Experten rechnen daher damit, dass im Mai umso mehr Bienen ausschwärmen werden. Aber auch auf die Pflanzenwelt hat die aktuelle Kältephase seine Auswirkungen.

„Insekten sind sehr resilient und unglaublich reproduktionsfähig. Daher ist es nicht einmal besonders schlimm, wenn ein großer Teil einer Population in einer kalten Zeit abstirbt. Sobald die Bedingungen wieder besser sind, kommen auch die Insekten zurück“, beruhigt Entomologe Fritz Gusenleitner.

Blütephasen überschritten
Durch das Wetter sterben keine Insektenarten aus, darin sind sich die Experten einig. Aber für Chaos in der Natur sorgt dieses Frühjahr allemal: „Dadurch, dass sich heuer die Blütephasen unzähliger Pflanzenarten überschnitten haben, gab es eine gewaltige Nahrungsfülle, und die Tiere kamen gar nicht mit dem Bestäuben hinterher“, so Thomas Schiefecker, Leiter des Linzer Botanischen Gartens. „Nun hingegen ist es zu kalt für die Insekten, um auszufliegen, und sie verpassen ein sehr üppiges Nahrungsangebot.“

Die Liebe zu den Krabblern prägt sein Leben: Insektenkundler Fritz Gusenleitner war bis 2019 der Leiter des Biologiezentrums Linz. Den Forscher beschäftigt, wie sich der Klimawandel auf die kleinen Lebewesen auswirken wird. (Bild: Dostal Harald)
Die Liebe zu den Krabblern prägt sein Leben: Insektenkundler Fritz Gusenleitner war bis 2019 der Leiter des Biologiezentrums Linz. Den Forscher beschäftigt, wie sich der Klimawandel auf die kleinen Lebewesen auswirken wird.

Unter zwölf Grad flugunfähig
Weil Bienen bei unter zwölf Grad flugunfähig sind, seien in den vergangenen Tagen viele von ihren Flügen nicht mehr heimgekehrt, pflichtet Imker Bernhard Rihl bei. Das aktuelle Wetter mit den starken Schwankungen setzt die Tiere einem großen Stress aus: „Als es so warm war, haben die Bienenköniginnen viele Eier gelegt, jetzt schlüpfen die Tiere. 

Bei der Kälte fliegen sie aber nicht aus, wodurch es sehr eng wird im Bienenstock“, erklärt der Experte. „Daher wird vermutlich der Mai ein besonders starker Schwarmmonat werden, weil sich die Schwärme aufteilen und sich die Hälfte des Stammes auf die Suche nach einem neuen Stock machen wird.“

Später weniger Früchte
Doch nicht nur die Tierwelt wird durch die Wetterkapriolen aus dem Rhythmus gebracht: Auch viele Pflanzen haben dieses Jahr, wie in der „Krone“ bereits zu lesen war, deutlich zu früh geblüht. „Solange es keinen Frost gibt, überleben die Pflanzen“, sagt Thomas Schiefecker. Aber es droht Gefahr: „Wenn die Bestäubung der Blüten wegen der Kälte nicht optimal oder nur verringert stattfindet, führt das dazu, dass es später weniger Früchte zu ernten gibt.“

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