Wildes Wien

Vier süße Fuchsbabys auf Streifzug im „Grätzl“

Tierecke
30.04.2024 20:01

Pelziger Nachwuchs wuselt seit kurzem im Garten eines Einfamilienhauses in Pötzleinsdorf herum. Im Gespräch mit der „Krone“ erzählt Wildtierökologin Theresa Walter, was man von Füchsen lernen kann, wie man sich gegenüber den Wildtieren richtig verhält oder warum der Fuchs so gerne Schuhe klaut.

Wildreiche Stadt: Wo sich der Mensch niederlässt, finden auch Tiere ein gutes Leben. Grund dafür ist meist ein üppiges Nahrungsangebot in Form von Komposthaufen, Essensresten, Früchten etc. Nicht nur Tauben, Mäuse und Ratten haben den Lebensraum Stadt für sich entdeckt. Auch kleine und größere Beutegreifer teilen sich mittlerweile Parks, Gärten, Gassen und oftmals auch Terrassen mit der Stadtbevölkerung.

Alleine Füchse soll es mehrere Hundert in der Bundeshauptstadt geben. Die Dunkelziffer könnte bedeutend höher sein und in die Tausende gehen. Wenn in Wien ein Schuh vor der Haustür oder aus dem Garten fehlt, dann liegt tatsächlich die Vermutung nahe, dass es ein Fuchs war. Die Tiere sind in Großstädten keine Seltenheit mehr, in der Hauptstadt sind sie mittlerweile fast in allen Bezirken anzutreffen.

Der Fuchs ist seit Jahren regelmäßiger Besucher vom Tierfreund Rene M. (Bild: Rene M.)
Der Fuchs ist seit Jahren regelmäßiger Besucher vom Tierfreund Rene M.
Ein Fuchs in der Parkanlage vor dem Schloss Schönbrunn. (Bild: www.wienerwildnis.at/Marc Graf )
Ein Fuchs in der Parkanlage vor dem Schloss Schönbrunn.

Vier kleine Füchse erkunden derzeit ihr Umfeld in Pötzleinsdorf im 
18. Bezirk in Wien. Rene M. hat der „Krone“ einige Videos vom süßen Nachwuchs in seinem Garten zukommen lassen. „Unter unserer Terrasse befindet sich seit Jahren ein Fuchsbau. Wir haben die Tiere nie gefüttert oder versucht anzugreifen. Sie fühlen sich bei uns einfach wohl. Am liebsten liegen sie in der Sonne. Oder schauen uns bei der Gartenarbeit zu. Manchmal verschwinden Arbeitshandschuhe oder Schlapfen.“

Wildtierexpertin im Interview
„Fuchs, Dachs, Eichhörnchen oder Igel leben mitten unter uns“

Theresa Walter erforscht als Wildtierökologin im Rahmen des Projektes StadtWildTiere das Leben der Füchse in Wien.

„Krone“: Frau Walter, wie sind Sie auf den Fuchs gekommen?
Theresa Walter: Ich wollte mich ausführlicher mit Wildtieren in der Stadt befassen. Diese Nähe zwischen Wildtieren und Menschen bietet in meinen Augen ganz viel Potenzial, um auf die Bedürfnisse von Wildtieren hinzuweisen, aber natürlich auch viele Interaktionen zwischen Mensch und Tier.

Was macht den Fuchs zu einem so interessanten Forschungsobjekt?
Füchse sind unheimlich anpassungsfähig, sie kommen mit ganz unterschiedlichen Lebensbedingungen zurecht. Zusätzlich sind sie sehr sympathisch und gut zu erkennen, wenn sie einem begegnen. Im städtischen Bereich sind fast alle Menschen von einer Begegnung mit dem Fuchs begeistert – weil er etwas Wildnis in diesen von uns Menschen so stark geprägten Lebensraum bringt.

Was kann man Ihrer Meinung nach von Füchsen in der Stadt lernen?
Wir können unsere Wahrnehmung etwas verändern und die Stadt nicht nur als Lebensraum für uns Menschen, sondern eben auch als Zuhause für Wildtiere sehen und das in der Raumplanung, in der Garten- oder Innenhofgestaltung oder auch bei unseren täglichen Spaziergängen berücksichtigen. Auch Wildtiere wie Fuchs, Dachs, Eichhörnchen oder Igel leben mitten unter uns und brauchen manchmal unsere Unterstützung.

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Es macht Freude, Tiere beobachten zu dürfen. Für ein gutes Zusammenleben ist es wichtig, dass die Wildtiere keinesfalls gefüttert werden.

(Bild: Jessica Winter)

Theresa Walter, Wildtierökologin des Forschungsinstituts an der Vetmeduni Vienna

Wieso haben Füchse ihre natürliche Scheu vor uns Menschen verloren?
Viele Wildtiere gewöhnen sich an die Menschen, wenn diese sich vorhersehbar verhalten, z.B. immer nur am Weg spazieren gehen und nicht querfeldein durch den Wald. Das gilt auch für den Fuchs. Vor allem in der Stadt kreuzen sich die Wege von Mensch und Fuchs so häufig, dass es für die Tiere „normal“ wird auf Menschen zu treffen und sie dann nicht mehr Hals über Kopf davonlaufen, sobald sie eine Person sehen. Es tritt also ein gewisser Gewöhnungseffekt ein.

Manche sind verängstigt, dass der Fuchs ein Krankheitsüberträger ist. Was meinen Sie dazu?
Natürlich können Wildtiere Krankheiten übertragen, sei es auf unsere Haustiere oder auch auf uns Menschen. Hochrelevant sind dabei zum Beispiel Zecken. Auch der Fuchs ist ein potenzieller Krankheitsüberträger. Österreich gilt seit 2008 als tollwutfrei, deswegen braucht man sich also keine Sorgen mehr zu machen. Der Fuchsbandwurm kann über den Kot des Fuchses übertragen werden. Hierfür gilt: Gemüse und Früchte sollten, wenn möglich, gekocht werden, nach Erdarbeiten z.B. im Garten sollten die Hände gründlich gewaschen werden und für Hund und Katze ist regelmäßiges Entwurmen empfehlenswert.

Die häufigsten Fehler gegenüber den pelzigen Wildtieren? 
Gut gemeint, aber meistens schlecht: Füttern! Wildtiere finden sich in der Stadt gut zurecht und wissen genau, wo sie Futter finden können. Von uns Menschen extra bereitgestelltes Futter schafft meist nur Konflikte, deswegen besser einfach nur beobachten, ohne die Tiere anzufüttern.

In Währing hat ein Fuchs Nachwuchs. Wie verhält man sich am besten, wenn die Mama mit den Babys im Garten unterwegs ist?
Junge Füchse sind sehr verspielt und abenteuerlustig. Ich persönlich würde mich über die Möglichkeit, die Tiere beobachten zu können, wahnsinnig freuen und sie nicht weiter stören. Bilder und Beobachtungen können auch auf unserer Plattform StadtWildTiere gemeldet werden.

Wieso klauen Füchse Schuhe? 
Jungen, verspielten Füchsen kommt so ein Gartenschuh, auf dem man herumkauen kann und den man sich gegenseitig abjagen kann, gerade recht. Außerdem haben Fuchswelpen im Zahnwechsel oft ein hohes Bedürfnis auf Dingen herumzukauen, wie Hundewelpen auch. Zusätzlich dürften Schuhe einfach auch oft ein tolles Geruchserlebnis bieten. Am einfachsten verhindert man den Diebstahl, indem Schuhe nachts nicht draußen stehen bleiben.

Wildtierservice Wien

Falls Sie Fragen zu Wildtieren haben, ein verletztes oder in Not geratenes Wildtier finden, wenden Sie sich bitte an das Wildtierservice der Stadt Wien unter der Telefonnummer 01/4000 490 90 (täglich von 7.30 bis
22 Uhr) oder per Mail unter wildtiere@ma49.wien.gv.at

Haben Sie selbst auch einen Fuchs im Garten? 
Leider nein, dafür inzwischen einen Hund mit fuchsroter Fellfarbe.

Vielen Dank für das Gespräch über den schlauen Kulturfolger.

Wilde Begegnung
Damit Mensch und Tier in der Stadt möglichst friedlich miteinander leben können, liefert die Plattform StadtWildTiere auch hilfreiche Informationen zu den verschiedenen Tierarten. Auf der Website gibt es Beobachtungstipps und einzelne Porträts zu Raubtieren, Nagetieren, Huftieren, Insektenfressern, Fledermäusen und Hasenartigen nachzulesen. 

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