Am Montag wurden im Bezirk Lend im Gedenken an den unermüdlichen Einsatz Wolfgang Puchers für benachteiligte Menschen neue Straßenschilder enthüllt. Er trat für die Löschung der Heßgasse ein, da sie zur sozialen Ausgrenzung ihrer Bewohner beitrug. Jetzt wurde die Straße nach ihm benannt.
Zwischen Laudongasse und Starhemberggasse im Stadtbezirk Lend befand sich einst die Heßgasse. Sie ist eng mit dem Wirken von Pfarrer Wolfgang Pucher verbunden, der im Juli 2023 verstarb. Auf seine Initiative wurde die Gasse 1986 aus dem Stadtplan entfernt.
Armenpfarrer ließ sich mit altem Straßenschild begraben
Im Beisein der VinziWerke und der Grazer Stadtpolitik sind am Montag die Straßenschilder der neuen Wolfgang-Pucher-Gasse im Bezirk Lend enthüllt worden. Die 150 Meter lange Wohnstraße erinnert an den Armenpfarrer und Gründer der Vinzenzgemeinschaft. Bis 1986 hieß die Seitenstraße Heßgasse, danach war sie namenlos. Pucher war selbst für die Löschung des alten Namens eingetreten. In seinem Testament verfügte er, dass das alte Straßenschild der Heßgasse mit in sein Grab kommen soll.
„Jeder, der diese Adresse ausgesprochen hat, hatte eigentlich schon einen Minuspunkt“, erinnerte Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) daran, dass Bewohnerinnen und Bewohner der Heßgasse stigmatisiert worden waren. Deswegen verschwand der Straßenname damals vom Stadtplan, die Hausnummern wurden in die angrenzende Laudongasse beziehungsweise Starhemberggasse eingegliedert. Das ändert sich auch nicht – „es war ihm ein Anliegen, dass die Postadressen bleiben“, erklärte Thomas Ferk, Obmann der VinziWerke Österreich.
Ein Vorbild für Menschlichkeit
„Nach seinem Tod war völlig klar, dass er im öffentlichen Raum gewürdigt werden soll“, so Kahr beim Pressetermin am Montag. Beschlossen wurde das Vorhaben einstimmig im Februar. In Abstimmung mit den VinziWerken habe man sich für dieses Straßenstück entschieden. „Pucher hat in der ganzen Stadt gewirkt, aber die Gasse hier ist unmittelbar in seinem Wirkungskreis“, sagte Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) zur APA. Heute befinden sich in den vier Häusern Übergangswohnungen des Sozialamts, Pucher habe hier oft vorbeigeschaut, etwa bei Adventfeiern.
„Wir haben die Tendenz, dass wir Menschen, die wir nicht gerne sehen, an den Rand drängen. Pfarrer Pucher hat spürbar gemacht, dass diese Menschen zur Mitte der Kirche, der Gesellschaft gehören“, sagte Bernhard Pesendorfer, Pfarrer von Graz-St. Vinzenz. Im Vordergrund stehe nicht nur die neue Gasse, sondern auch die sozial bedürftigen Menschen in den angrenzenden Häusern. „Ich habe viel mit Pucher zusammengearbeitet, er geht mir schon ab. Es braucht diese Menschen, die sich mit Leidenschaft und Engagement einsetzen“, betonte Kahr.
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