Telegram-Kanäle

Verschwörungstheorien zu Corona weiter verbreitet

Web
23.04.2024 08:07

Im Messenger-Dienst Telegram werden weiterhin Corona-Verschwörungstheorien verbreitet. Geteilte Inhalte richten sich häufig gegen Minderheiten, etablierte Medien und politische Institutionen, wie jetzt eine Studie zeigt. Die Bundesstelle für Sektenfragen hat zwischen Jänner 2020 und September 2023 287 öffentliche Telegram-Kanäle aus Österreich untersucht.

Voraussetzung war, dass diese der Corona-Protestbewegung zugerechnet werden konnten. Gab es im März 2020 noch etwa 40 Kanäle in diesem Netzwerk, waren es im September 2023 bereits fast 300. In der Protestbewegung waren Gegnerinnen und Gegner der Corona-Maßnahmen, aber auch Rechtsextreme, „alternative Medien“, Kanäle im Bereich Esoterik und Spiritualität, Parteipolitik und im Bereich Verschwörungsmilieus aktiv. Sie teilten häufig Beiträge „alternativer Medien“ wie Info-Direkt, Auf1 und Report24, aber auch rechtsextreme Kanäle wie jenen des ehemaligen Identitären-Chefs Martin Sellner oder des Demoorganisators Martin Rutter.

Idee der globalen Elite
Laut der Bundesstelle für Sektenfragen werden Krisen in dieser Bewegung häufig mit Verschwörungstheorien erklärt. Den Menschen würde Angst gemacht. Eine Idee sei etwa die globale Elite, die Menschen schaden wolle, die Menschheit eventuell sogar abschaffen oder versklaven wolle. Medien und Politik würden mit ihr unter einer Decke stecken. Die Elite erzeugt dieser Vorstellung nach Krisen wie die Pandemie oder den Klimawandel, um totalitäre Maßnahmen umsetzen zu können.

Die Corona-Pandemie sorgte für eine Hochkonjunktur für Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker aller Art (Archivbild). (Bild: AFP)
Die Corona-Pandemie sorgte für eine Hochkonjunktur für Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker aller Art (Archivbild).

Inhalte diverser
Verschwörungstheoretische und extremistische Inhalte würden heute viel mehr Menschen erreichen als früher, sagte Bundesstellen-Geschäftsführerin Ulrike Schiesser. Im Vergleich zu Jänner 2022 werden die Corona-Kanäle aber aktuell seltener aufgerufen. Zudem wurden die Themen diverser. Inzwischen posten die Nutzerinnen und Nutzer beispielsweise auch über den Krieg in der Ukraine – im Regelfall mit russlandfreundlicher Haltung –, über Asyl und Migration, Klimawandel und LGBTQIA-Personen.

Dabei wird der Studie nach oft gegen Minderheiten, aber auch Massenmedien und politische Institutionen geschimpft. Profitiert hätten vor allem „alternative Medien“, die ihre Reichweite weitgehend halten haben können. Die Bewegung kämpfe derzeit damit, relevant zu bleiben, heißt es.

Weitere Beobachtung
Laut Studienautor Felix Lippe sind Rechtsextreme und Gegnerinnen sowie Gegner der Corona-Maßnahmen vor allem deshalb auf Telegram gelandet, weil sie in anderen sozialen Medien gesperrt wurden. Auf Telegram würden Inhalte nicht systematisch gelöscht, Kanäle nicht systematisch blockiert.

Künftig soll ein System aufgebaut werden, um Entwicklungen rund um Verschwörungstheorien im digitalen Raum zu überwachen. Schiesser empfiehlt zudem Medienkompetenz, die sich nicht nur auf Schulen beschränken soll, da auf Telegram vielfach Menschen ab 40 Jahren unterwegs sind.

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