Ethikkodex greift

Nebenjobs: Jetzt muss erster ORF-Mitarbeiter gehen

Medien
23.04.2024 17:34

Die „Rundfunk-Rasur“ lässt auf sich warten. Ö3-Moderator Philipp Hansa und seine Kollegin Gabi Hiller werben trotz neuer Ethikregeln im öffentlich-rechtlichen Rundfunk für ein Raiffeisen-Projekt. ORF-intern hat es deswegen schon ein „klärendes Gespräch“ gegeben. Darüber hinaus hat der ORF in einer anderen Causa kürzlich die Zusammenarbeit mit einem Mitarbeiter aufgrund von nicht genehmigten Nebenbeschäftigungen einvernehmlich beendet.

Tagtäglich spielt Ö3-Wecker-Moderator Philipp Hansa mit einem Ö3-Hörer „Hansa fehlen die Worte“. Dabei erklärt er Begriffe, ohne das richtige Wort selbst zu nennen. Für jeden Begriff, der erkannt wird, gibt’s zehn Euro. Freilich aber für den Hörer. Der Moderator ist als freier Dienstnehmer für den ORF tätig, wirbt gemeinsam mit seiner Ö3-Kollegin Gabi Hiller (sie ist angestellt) und trotz neuer Benimmregeln aber auch für ein aktuelles Raiffeisen-Projekt.

Durch die erst frisch verhängten neuen Benimmregeln im ORF sollte Kommentaren und Postings in sozialen Netzwerken ebenso wie ungezügelten lukrativen Nebenjobs, wie Moderationen, mit denen sich die „Stars“ des Staatsfunks ihr Jahresgehalt teils verdoppelten, Einhalt geboten werden. „Postings wie diese werden auf Basis des ORF Ethikkodex in Zukunft nicht mehr möglich sein“, heißt es deshalb nun zum „Werbeauftritt“ von Hansa und Hiller auf Anfrage aus dem ORF. Die Verträge der beiden Ö3-Moderatoren mit der Bank dürften offenbar vor der Einführung der neuen Benimmregeln unterfertigt worden sein.

Mehr Transparenz hat nun erste Konsequenzen – aufgrund von seiner Nebenbeschäftigungen hat sich der ORF nun erstmals von einem Mitarbeiter getrennt. (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Mehr Transparenz hat nun erste Konsequenzen – aufgrund von seiner Nebenbeschäftigungen hat sich der ORF nun erstmals von einem Mitarbeiter getrennt.

„Klärendes Gespräch“
„Dem ORF sind Verträge, die seine Mitarbeitenden mit Dritten abschließen, nicht bekannt. Nach Kenntnis des Sachverhalts hat mit den beiden Mitarbeitenden ein klärendes Gespräch stattgefunden, wo ihnen mitgeteilt wurde, dass dies ungeachtet ihres Beschäftigungsverhältnisses nach dem neuen Ethikkodex nicht mehr möglich sein wird“, heißt es aus dem ORF.

Bekanntlich hatte Generaldirektor Roland Weißmann im Vorjahr sogar eine eigene Ethikkommission in Kraft gesetzt, die sich mit der Ausarbeitung bzw. Nachschärfung von Regeln befasste. Im Ethikkodex wird festgehalten, dass Vertrauen wichtig für die Akzeptanz des ORF sei und Objektivität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit zu wahren sei, der Anschein einer Unvereinbarkeit vermieden werden müsse. Der Kodex präzisiert die ORF-Compliance-Regelungen zusätzlich und lebt diese laut Angaben des Senders nun „noch konsequenter“.

Neue Verhaltensregeln für Social Media
Die Verhaltensgrundsätze umfassen die Bereiche Nebenbeschäftigungen, Social Media, Unternehmenskommunikation, Antikorruption, Interessenkonflikte und politische Aktivitäten. Der Kodex gilt für alle ORF-Mitarbeiter sowie Personen, deren Verhalten dem ORF zugerechnet werden kann. „Gesichter des ORF“ – also besonders bekannte ORF-Mitarbeiter wie etwa Moderatoren – als auch Direktoren und Führungskräfte unterliegen einem besonders strengen Maßstab. Ö3-Star Hansa hat auf seinem Instagram-Profil immerhin 55.800 Follower.

Ö3-Moderator Philipp Hansa (Bild: elmar gubisch – stock.adobe.com, Screenshot instagram.com/philipp.hansa, Krone KREATIV)
Ö3-Moderator Philipp Hansa

Trennung in anderer Causa
Darüber hinaus hat der ORF kürzlich die Zusammenarbeit mit einem Mitarbeiter aufgrund von nicht genehmigten Nebenbeschäftigungen einvernehmlich beendet. Um wen es sich konkret handelt, wurde auch auf Rückfrage nicht bekannt gegeben.

Posting sorgte am Wochenende für Wirbel
Für Wirbel sorgte am Wochenende indessen ein Posting eines ORF Wien-Redakteurs auf der Plattform „X“ kritisiert, in dem auf ein Interview mit Herbert Kickl-Biograf Gernot Bauer mittels eines Zitats zum Gesundheitszustand des FPÖ-Chefs hingewiesen wurde.

ORF-Wien-Landesdirektor Edgar Weinzettl habe dem Redakteur in einem ausführlichen Gespräch nochmals auf den sensiblen Umgang mit der Bewerbung von Sendungsinhalten in den Sozialen Netzwerken, insbesondere wenn es sich um Spekulationen hinsichtlich des Gesundheitszustands von Personen des öffentlichen Lebens handelt, hingewiesen.   

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