Die Freibadsaison naht, doch die Tiroler Bäderbetriebe stehen vor altbekannten Herausforderungen. Viele sorgen sich trotz gestiegener Besucherzahlen im vergangenen Winter um die Zukunft. Um hohe Betriebskosten und benötigte Investitionen stemmen zu können, hofft man nun auf einen Finanz-Plan.
Eisige Temperaturen und Schnee auf den Bergen: Man möchte es kaum glauben, aber Tirols Badenixen und Wassermänner fiebern bereits der Freibadsaison entgegen. Während am Innsbrucker Tivoli noch letzte Vorbereitungsarbeiten für die Eröffnung am 9. Mai erledigt werden, wird in Hall noch bis Ende Juni eifrig gehämmert und gebohrt. Für 9,25 Millionen Euro wird dort bekanntlich das Freibad saniert und soll dann jede Menge Besucher anlocken.
Trotz eines guten Verlaufs der Wintersaison, in der wir hohe Besucherzahlen und leicht gesunkene Energiepreise verzeichnen konnten, ist die wirtschaftliche Lage der Tiroler Bäderbetriebe nach wie vor stark angespannt.
Berufsgruppenobmann Ulrich Mayerhofer
Bild: Birbaumer Christof
Doch während viele Wasserratten den Sprung ins kühle Nass bei hoffentlich bald sommerlichen Temperaturen kaum erwarten können, herrscht bei den Tiroler Bäderbetreibern und ihren Standesvertretern nach wie vor Untergangsstimmung. Denn obwohl die Wintersaison in vielen Hallenbädern noch einmal ein Besucherplus von fünf bis sieben Prozent brachte, steht einigen das Wasser bis zum Hals.
„Betriebe akut von der Schließung bedroht“
„Die Bäder brauchen dringend finanzielle Unterstützung, ansonsten sind Betriebe akut von der Schließung bedroht“, betont Ulrich Mayerhofer, Obmann der Tiroler Bäderbetriebe. Zwar konnten in Seefeld und Fieberbrunn – wie berichtet – Schließungen nach politischen Interventionen verhindert werden, ob ohne finanzielle Hilfe auch mittelfristig geöffnet bleiben kann, ist für Mayerhofer aber fraglich.
Auch beim Dolomitenbad in Lienz schaut die Lage aufgrund gestiegener Energie- und Personalkosten alles andere als rosig aus. Zuletzt musste man einen Abgang von einer Million Euro verkraften. Und im Freizeitzentrum Axams blieb im Winter bekanntlich nur die Sauna offen. „Das Bad wäre von Einheimischen wie Gästen aus der ganzen Region stark nachgefragt. Am Ende fehlten 400.000 bis 500.000 Euro“, zeigt sich Geschäftsführer Michael Kirchmair von einigen Landespolitikern im Stich gelassen. Ab 1. Mai darf man zumindest im Freien wieder planschen.
Ohne finanzielle Hilfe des Landes sowie der Umlandgemeinden und Tourismusverbände sind unsere laufenden Kosten bald nicht mehr stemmbar. An die Umsetzung notwendiger Investitionen ist derweil nicht zu denken.
Michael Kirchmair, Freizeitzentrum Axams
Bild: Birbaumer Christof
Im Juni soll nun endlich die angekündigte Bäderstudie des Landes veröffentlicht werden. Als Rettungsring für die Tiroler Bäder hoffen die Verantwortlichen dann auf das von LHStv. Georg Dornauer (SPÖ) bereits kommunizierte 3-Säulen Modell, das die finanzielle Last auf das Land, die TVB und die Gemeinden verteilt ...
Im Winter besuchte jeder zweite Tiroler ein Hallenbad
Dass Schwimmen bei den Tirolern eine beliebte Freizeitbeschäftigung zu sein scheint, beweisen nicht zuletzt die jüngsten Zahlen: Die 24 Hallenbäder in Tirol durften im Winter rund zwei Millionen Besucher begrüßen.
Und auch eine IMAD-Umfrage im Auftrag der Wirtschaftskammer Tirol kam zum Ergebnis, dass jeder zweite Tiroler (49 Prozent) im vergangenen Winter zumindest einmal ein Hallenbad besucht hat. „Überdurchschnittlich oft sind Familien mit Kindern in Badebetrieben gewesen“, betont Barbara Traweger-Ravanelli, Geschäftsführerin des IMAD. Vor allem Befragte aus Innsbruck und Innsbruck-Land lieben das kühle Nass. „Im Unterland, im Oberland und in Osttirol sinkt der Anteil derjeniger, die ein Hallenbad besucht haben, überdurchschnittlich“, weiß die Meinungsforscherin.
Zahlreiche Unterländer weichen nach Bayern aus
Die 49 Prozent der Wasserratten bedeuten aber auch, dass die andere Hälfte der Bevölkerung den Hallenbädern fernblieb. „Als Hauptgrund wird von vielen angegeben, dass sie generell keine Hallenbäder mögen. Der zweithäufigste Grund ist jedoch, dass es in der Nähe keine Badebetriebe gibt“, erklärt Traweger-Ravanelli. Dies war vor allem im Unterland zu spüren, wo etwa das Wörgler „Wave“ seit geraumer Zeit die Tore geschlossen hat. 35 Prozent der befragten Unterländer wichen auch aufgrund des fehlenden Angebots ins benachbarte Bayern aus. Vor allem das „Innsola“ in Kiefersfelden oder die Therme Erding sind bei den Tirolern überaus beliebt.
Erfreulich für die Badebetreiber: 71 Prozent waren bei ihren Besuchen sehr zufrieden oder zufrieden. „Nur fünf Prozent hatten eher negative Erlebnisse. Dies lag vor allem an überfüllten Bädern oder zu kalten Wassertemperaturen“, sagt die IMAD-Chefin.
Fast alle der Befragten (94 Prozent) sehen in Hallenbädern eine wichtige Rolle bei der Förderung der Schwimmfähigkeit und für 95 Prozent tragen Hallenbäder zum Wohlbefinden bei.
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