Das Sensations-Comeback ist perfekt! Marcel Hirscher kehrt in den Ski-Zirkus zurück – unter niederländischer Flagge. Der ÖSV hat den Nationenwechsel bestätigt. Die letzte Entscheidung liegt nun bei der FIS.
„Marcel Hirscher möchte sporadisch wieder in das Renngeschehen einsteigen. Es hat einen einstimmigen Entschluss gegeben, Marcel Hirscher diesen Nationenwechsel zu ermöglichen“, sagte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer in einer Presserunde am Mittwochvormittag.
Scherer weiter: „Der Marcel hat uns vor einigen Tagen informiert, dass er wieder ins Renngeschehen einsteigen will. Es hat einen sehr guten Termin in Salzburg gegeben. Dort hat uns Marcel mitgeteilt, dass er sein Projekt gerne mit den Niederlanden angehen möchte. Wir haben diesen einstimmigen Beschluss gefasst, dass er vom ÖSV diesen Letter of Release machen kann.“
Die FIS müsse diesen Nationenwechsel noch endgültig zustimmen. „Wir machen das auch aus Wertschätzung. Wir bedauern es natürlich, wir hätten ihn auch gerne für Österreich am Start gesehen. Aber wir respektieren seine Entscheidung“, meint Scherer. Dass die Skier von Hirschers Firma Van Deer nicht im Marketingpool des Österreichischen Skiverbandes sind, sei nicht der Grund für die Entscheidung gewesen: „Da hätte es eine Lösung gegeben, die das Regulativ hergegeben hätte – aber Marcel wollte keine Sonderregelung.“
Mutterland Niederlande
Hirscher, der seine Karriere eigentlich 2019 für beendet erklärt hatte, wird künftig für die Niederlande, das Geburtsland seiner Mutter Sylvia, an den Start gehen. Geplant seien vorerst Antritte in FIS-Rennen, in Riesentorlauf und Slalom – dort gehe es laut Van-Deer-Geschäftsführer Toni Giger in erster Linie darum, FIS-Punkte zu sammeln: „Der Weltcup ist derzeit noch sehr weit weg.“ Er sehe die Rückkehr von Hirscher aber als „tollen Impuls für den Skisport, speziell in der Niederlande“. Wie lange sich Hirscher wieder im Rennsport versuchen will, ließ er offen. Vorrangig gehe es darum, dass „Marcel seine Lust am Sport ausleben kann, man dürfe keine überzogenen Erwartungen haben.“
Dass er das Skifahren nicht verlernt hat, versteht sich von selbst. Wenn er mit der Startnummer zurück in einen konkurrenzfähigen Bereich kommt, kann er im Weltcup wieder ganz vorne mitfahren.
ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer
ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer traut dem 67-fachen Sieger eines Weltcuprennens aber durchaus zu, auch im Weltcup wieder ganz vorne mitzumischen: „Dass er das Skifahren nicht verlernt hat, versteht sich von selbst.“ Sollte Marcel zeitnah mit der Startnummer weiter nach vorne kommen, „gehe ich davon aus, dass er im Weltcup wieder ganz vorne mitfahren kann“.
Nach seinem Rücktritt war Hirscher im Ski-Weltcup eher im Hintergrund tätig. Der 35-Jährige gründete mit Unterstützung seines langjährigen Sponsors Red Bull die Skifirma Van Deer, die mit den Norwegern Henrik Kristoffersen und Timon Haugan zwei Weltklasse-Athleten ausstattet. Ein Comeback des Firmenchefs wäre marketingtechnisch freilich ein Coup für das Projekt. Hirscher ist mit sieben WM-Titeln und vier Silbermedaillen der erfolgreichste WM-Teilnehmer der Geschichte. Zudem holte er je sechsmal die kleine Kristallkugel im Slalom und Riesentorlauf. Den Gesamtweltcup gewann er achtmal in Serie und damit so oft wie kein anderer.
Große öffentliche Auftritte von Hirscher waren in der jüngeren Vergangenheit selten. 2022 legte er als Vorläufer bei den Hahnenkamm-Rennen eine Fahrt auf der Streif hin. Zudem nahm der passionierte Motocrossfahrer an den jüngsten Ausgaben des Erzberg-Rodeo teil.
Braathen hat‘s vorgemacht
Im März hatte der gebürtige Norweger Lucas Pinheiro Braathen bereits verkündet, wieder im Weltcup starten zu wollen. Der Technik-Spezialist fährt künftig für Brasilien, das Heimatland seiner Mutter. Eine mögliche Trainingspartnerschaft mit Hirscher werde geprüft, sagte Patrick Riml, der die von Red Bull unterstützten Skistars betreut. Im Trainerteam von Braathen wird mit Michael „Mike“ Pircher auch der langjährige Erfolgscoach von Hirscher tätig sein.
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