Alle drei Jahre lockt die Hauptstadt der Provinz Westflandern kunstsinnige Touristen – und auch Belgiens Küste hat sich mit neuen Werken seines Skulpturenparks herausgeputzt.
Herrn und Frau Österreicher zieht es im Urlaub bekanntlich in der Regel ans Meer, allen voran liegen Länder wie Italien, Kroatien, Griechenland, Spanien und die Türkei. An Belgien denken die wenigsten. Dabei erstrecken sich an der 65 km langen sandigen Küste immerhin 15 Badeorte, die heuer wiederum mit einem besonderen Zuckerl aufwarten:
Seit 2003 findet hier alle drei Jahre im Rahmen der „Beaufort-Triennale“ ein einzigartiges Kunsthappening statt, das an den Deichen, Stränden und Dünen entlang der Küstenlinie von De Panne im Süden bis hinauf nach Knokke-Heis an der niederländischen Grenze veranstaltet wird und die Weite des Meeres als Ausstellungsort nutzt. Ein in jeder Hinsicht cooles Outdoor-Museum, das mit der ganzen Familie Spaß macht, kann man die insgesamt 50 Werke ganz entspannt zwischen Sandburgen bauen, Strandsegeln oder Waffeln naschen erkunden.
Reiterstatuen tauchen aus dem Meer empor
Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder – am besten mit der Küstentram: der längsten Straßenbahn der Welt, die ununterbrochen entlang die Küste auf- und abpendelt. 18 neue Skulpturen von nationalen und internationalen Künstlern sind in diesem Jahr dazugekommen. So etwa in De Panne ein halb im Sand versunkener Riesenoktopus, den kleine und große Kinder schon für sich als Spielplatz reklamiert haben und der sich nun zu den meterhohen Rock Strangers in Ostende, dem exzentrischen kleinen Jungen Benjamin in De Haan und den Reiterstatuen Men in Nieuwpoort, die mit den Gezeiten auftauchen und wieder verschwinden, dazugesellt.
Der grausam mit Ferienwohnblocks zugepflasterten Küstenlinie tut das jedenfalls gut. „Wir haben unsere Skulpturen richtig lieb gewonnen“, sagt De Pannes Bürgermeister Bram Degrieck, selbst ein begeisterter Segelwagen-Racer und Kind seiner Stadt, die in den Sommermonaten beweisen kann, dass sie durchaus Charme haben kann.
Auch abseits der Küste werden Plätze, Parks und Grünstreifen mit Kunstwerken bespielt – so hat die finnische Künstlerin Sara Bjarland etwa die bekannten Monobloc-Stühle aus Plastik in Bronze gegossen, 47 übereinander inmitten eines Kreisverkehrs gestapelt und lässt damit die Gedanken rund um das Thema Wegwerfgesellschaft kreisen. Acht der neuen Werke werden dauerhaft in den Sculpture Park aufgenommen, wo man ganzjährig in den Genuss dieser kostenlosen Freiluftausstellung kommt.
Bier, Pommes, Pralinen und ein Kinohit
Beim Stichwort Genuss dürfen in Belgien weder das grandiose Bier noch die feinen Pralinen oder die sündhaft krossen Pommes frites fehlen – komprimiert am besten zu vertilgen in Brügge, der Hauptstadt der Provinz Westflandern, deren mittelalterliche Stadtkern 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Eine Postkartenidylle der bezauberndsten Sorte, die naturgemäß überrannt wird und 2008 durch Martin McDonaghs Filmdrama „Brügge sehenund sterben?“, in dem Hollywood-Star Colin Farrell die Stadt als Serienkiller aufmischt, einen zusätzlichen Popularitätsschub erhielt. Seitdem lockt Brügge noch mehr Besucher auf den Trampelpfad entlang seiner Sehenswürdigkeiten – allen voran der Grote Markt mit dem 83 Meter hohen Belfried, von dessen Turmspitze dreimal pro Woche um 11 Uhr das 47 Bronzeglocken starke Carrilon erklingt.
ALLGEMEINE AUSKÜNFTE: www.visitflanders.com
Um die Touristenströme auch in andere Ecken der Stadt zu lenken, wurde die diesjährige Brügge-Triennale unter das Thema „Spaces of Possibility“ (dt. „Räume der Möglichkeiten“) gestellt: Ein Geocaching der künstlerischen Art, hat man doch zwölf Installationen auf das historische Zentrum von Brugge, West- und Zeebrugge verteilt: „Ganz bewusst an versteckten und wenig bekannten Orten, um diese vorübergehend neu zu interpretieren“, so die Kuratoren. Diese entdeckt man dann auf unaufdringliche Weise im Vorbeigehen bzw. -radeln. Da ragen dann etwa riesige Bronzestiefel aus einem der malerischen Kanäle, als hätte es Gulliver aus den Socken gehaut, in einem Park kann man in einer grabähnlichen Grube schaukeln oder auf einem Holzturm obenauf eine Glocke zum Läuten bringen.
Wie sehr Letzteres den Brüggern auf die Nerven geht, steht auf einem anderen Blatt. Über künstlerischen Wert und Sinnhaftigkeit mancher Installationen wurde in der Fach-Journalistengruppe jedenfalls rege diskutiert – in einem Punkt waren sich alle einig: Wollte man schon immer nach Belgien reisen, bieten die beiden Triennalen einen idealen Anlass, um Stadt, Land und Leute zu erkunden.
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