Kommt „Drogenbus“?

250.000 Österreicher saßen „high“ hinterm Lenkrad

Österreich
24.04.2024 20:30

Würden sich alle im abgelaufenen Jahr nicht erwischten Drogenlenker zusammentun, könnten sie die drittgrößte Stadt Österreichs gründen. Ein „Drogenbus“ am Vorbild Italiens soll das in Zukunft ändern. Nun ist die Politik am Zug.  

Wer Alkohol trinkt, hat auf der Straße nichts verloren. Das wird Jahr für Jahr millionenfach per Atemlufttest durch die Polizei kontrolliert. Bei Drogentests ist das anders. Zwar gibt es seit 2017 Speichelvortests – als gesicherter Beweis gelten sie aber nicht. Der mühsame Weg zum Amtsarzt hindert die Exekutive, effizient gegen Drogenlenker vorzugehen.

8676 Anzeigen (immerhin sechsmal so viele wie 2017) wurden 2023 ausgestellt. Zu wenige, wie das KfV befindet. Die „Dunkelfeldstudie Drogen“ scheint den Experten recht zu geben. Fünf Prozent der 1004 Befragten gaben an, 2023 auf Drogen ein Auto gelenkt zu haben. Hochgerechnet also 250.000 – knapp die Einwohnerzahl von Linz und St. Pölten zusammen. Im Vergleich zu 2021 (204.000) ein Anstieg um 23 Prozent!

Drei Prozent

Stimmt die Studie, waren 2023 zwar 250.000 unter Drogen stehende Lenker auf unseren Straßen unterwegs. Mit 8676 wurden aber nur drei Prozent angezeigt. 

Drogenlenker oft männlich und unter 40
Generell neigen eher Männer unter 40 zum riskanten Spiel mit dem Tod. Doch auch die Zahl der Frauen verdoppelte sich seit 2021. Während die Zahlen von Vorarlberg bis Oberösterreich zurückgingen, greift der Osten und Süden Österreichs öfter zu Cannabis, Kokain und Co. In der Steiermark, im Burgenland und in Kärnten verdoppelte sich die Anzahl an Suchtgiftlenkern. „Das ist ein Problem, das in Österreich massiv unterschätzt wird“, moniert daher auch KfV-Geschäftsführer Christian Schimanofsky.

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Drogen am Steuer sind eine große Gefahr im sicheren Straßenverkehr. Und eines überrascht: Es gibt viel mehr Drogenlenker als gedacht.

Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit

Kommt in Österreich bald ein rollendes Drogenlabor?
Abhilfe könnte der sogenannte „Drogenbus“ verschaffen. Das – etwas sperriger beschriebene – mobile forensisch-toxikologische Drogenlabor rollt auf vier Rädern und wird seit 2019 in Italien eingesetzt. Am Mittwoch durfte die „Krone“ das Hightech-Gefährt erstmals in Wien besichtigen.

„Drogenbus“: Wie in Italien schon jetzt könnten künftig Kontrollen weit effizienter sein. (Bild: Klemens Groh)
„Drogenbus“: Wie in Italien schon jetzt könnten künftig Kontrollen weit effizienter sein.
Erst wird bei Verdacht eine Speichelprobe entnommen. (Bild: Klemens Groh)
Erst wird bei Verdacht eine Speichelprobe entnommen.
Die Probe wird sofort im mobilen Labor ausgewertet und gilt dann auch als Beweis. (Bild: Klemens Groh)
Die Probe wird sofort im mobilen Labor ausgewertet und gilt dann auch als Beweis.

Geht es nach dem KfV, sollte der „Drogenbus“ in Zukunft zum permanenten Helfer der Exekutive werden. Dann könnten Speicheltests in dem vollausgestatteten Labor in ein bis eineinhalb Stunden ausgewertet werden – eine höhere Anzahl an Drogenlenkern würde aus dem Verkehr gezogen. Eine Verbesserung auch in rechtlicher Hinsicht. Aktuell müssen Polizisten – vor allem auf dem Land oder in den Nachtstunden – Verdächtige für Blutabnahme und Gutachten erst einmal ins nächste Spital begleiten.

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Die Auswertung wird vor Ort durchgeführt. Dadurch liegt das beweissichernde Ergebnis des Speicheltests in 60 bis 90 Minuten vor.

Psychologin Raffaela Neustifter über die neue Testmöglichkeit

Ob sich die Politik die Labore (Kosten im sechsstelligen Bereich) leisten will, ist laut KfV unklar. Man hoffe im Sinne der Sicherheit aller aber auf eine baldige Entscheidung.

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