Der medizinhistorische Verein „Freundeskreis Pesthaus“ in Innsbruck feierte am 15. April seinen 25. Geburtstag. Grund genug, um die Objekte genau unter die Lupe zu nehmen. Und da sind wahre Schätze dabei – etwa die originalen Protokolle der Dopingkontrolle von Olympia 1976. Ziel der Verantwortlichen ist es, ein Museum zu eröffnen. Vielleicht kann jemand geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung stellen?
Viele Protagonisten aus der Medizin- und Gesundheitsszene waren bei der Gründung im Jahr 1999 beteiligt. So etwa der damalige Landessanitätsdirektor Christoph Neuner, der mittlerweile Ehren-Obmann des Vereins Pesthaus ist. Hauptfokus liegt auf der Erforschung der Geschichte von Gesundheit und Krankheit der Menschen.
12.500 inventarisierte Einzelobjekte
„Das Ziel war und ist weiterhin die Schaffung eines medizinhistorischen Museums. Das konnten wir zwar bis heute noch nicht realisieren, doch die Sammlung, die wir dafür benötigen, haben wir mittlerweile. Wir sprechen hier von rund 12.500 inventarisierten Einzelobjekten. Die Zahl jener Gegenstände, die noch nicht inventarisiert sind, wächst wöchentlich. Das sind zusätzlich ein paar tausend Stück“, berichtet Obmann Christian Lechner (36), der selbst Kinderarzt ist.
„Den Großteil haben wir von Ärzten bekommen“
Ein Blick ins Saluteum, dem Schaudepot des Vereins Pesthaus der Landespflegeklinik Hall, das dem Verein vom kaufmännischen Direktor Wolfgang Markl zur Verfügung gestellt wird, zeigt, dass sich unter den Gegenständen alles befindet, was das medizinische, gesundheitliche und historische Herz begehrt: Alte Gerätschaften wie Mikroskope oder Röntgengeräte, Apothekerschränke, Gefäße und vieles mehr. „Den Großteil haben wir von Ärzten bekommen, die ihre Ordination aufgelassen haben. Interessiert sind wir an Gegenständen, zu denen es eine eigene Geschichte gibt – etwa Notizen zur Lebensgeschichte des Besitzers. Wichtig ist für uns auch der Tirol-Bezug“, sagt Schriftführer Edwin Knapp (84), pensionierter Univ.-Professor der Inneren Medizin.
Original-Protokolle der Dopingkontrolle von Olympia 1976
Auf die Frage nach seinem Lieblingsstück der Sammlung muss der 84-Jährige nicht lange überlegen. „Das sind die Protokolle der Dopingkontrollen der Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck, die es nur einmal auf der Welt gibt. Ich war damals für diese Kontrollen verantwortlich“, schwelgt er in Erinnerung, während er uns das ausgefüllte Protokoll vom damaligen Ski-Ass Franz Klammer stolz zeigt.
Spannende Details über die Schimmelbusch-Maske
Lechner hingegen faszinieren vor allem jene Objekte, über die man viel erzählen könne – wie die Schimmelbusch-Maske. „Ende der 1840er Jahre kamen die Äther- und Chloroformnarkosen auf. Am Beginn wurde vielfach das Chloroform auf eine Binde getropft und dem Patienten vor das Gesicht gehalten. Doch das löste Hautreizungen aus. Dieses Problem hat ein paar Jahrzehnte später der Chirurg Curt Schimmelbusch gelöst – mit seiner Maske. Ein direkter Hautkontakt kann damit vermieden werden“, erzählt der Vereinsobmann.
Rund 150 Mitglieder, jeder kann dem Verein beitreten
Er sei mit seinen Funktionären bemüht, die Sammlung des Vereins Pesthaus – er zählt mittlerweile rund 150 Mitglieder – kontinuierlich auszubauen und zu präsentieren. „Wir freuen uns stets über Zuwachs für unsere Sammlung sowie über Anfragen für Führungen“, betont Sammlungsbeauftragte Miriam Lechner (30). Spannend: Es könne jeder Interessierte Mitglied des Vereins werden – „natürlich auch Personen, die nicht in einem direkten Bezug mit der Medizin stehen“.
Kontakt und Auflistung der Jubiläums-Events: www.pesthaus.at
Suche nach Standort für Museum
Weiterhin verfolgen wolle man zudem das Ziel eines Museums. „Kürzlich hatten wir eine bestimmte Lokalität im Fokus – auf einem Areal, das im Bundesbesitz ist. Doch die zuständige Burghauptmannschaft Wien erteilte uns leider eine Absage“, verrät Knapp, und betont: „Auch all jene, die passende Räume wissen, können sich an uns wenden.“
Hoffentlich gibt es rasch Vorschläge, denn all diese wertvollen und faszinierenden Objekte, die ein historisches Bild der Gesundheit und Krankheit der Menschen in Tirol zeichnen, müssen unbedingt in einem Museum ausgestellt werden.
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