Wenige zahlen wirklich
90.000 Eintrittskarten für Venedig gebucht
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden. Über 90.000 Menschen hatten sich bis Mittwochabend angemeldet, 8000 haben das Fünf-Euro-Ticket bezahlt.
Die Sonderabgabe von fünf Euro müssen alle Besucher zahlen, die zwischen 8.30 Uhr und 16 Uhr in die Lagunenstadt wollen. Dafür müssen sie im Vorfeld im Internet einen QR-Code erwerben, der an den wichtigsten Zugangspunkten zur Stadt kontrolliert wird. Befreit von der Steuer sind etwa Bürger aus der Region Venetien, Arbeiter oder Studenten - sie müssen sich aber auf der Online-Plattform registrieren. Auch für Kinder unter 14 Jahren, Behinderte und Begleitpersonen besteht zwar eine Buchungs-, aber keine Zahlungspflicht.
Gebühr an 29 Tagen fällig
Das Eintrittsgeld wird an insgesamt 29 Tagen im Jahr 2024 erhoben: vom 25. bis 30. April, vom 1. bis 5. Mai und an allen übrigen Wochenenden (samstags und sonntags) bis zum 13. und 14. Juli. Davon ausgenommen ist das Wochenende zum Tag der Republik (1. bis 2. Juni). Wer zu den kleineren Inseln Murano, Burano und Torcello will, braucht kein Ticket.
„Sehr sanfte Kontrollen“
Kontrollstellen wurden am Donnerstag auf dem Piazzale Roma nahe des Bahnhofes, beim Fährenhafen Punta Sabbioni und in Chioggia eingerichtet. Tagestouristen, die ohne gültige Eintrittskarte erwischt werden, müssen mit einer Geldstrafe zwischen 50 und 300 Euro rechnen. Bürgermeister Luigi Brugnaro versprach am Donnerstag „sehr sanfte Kontrollen“, die eher stichprobenartig ausfallen und auf keinen Fall zu Warteschlangen führen sollen.
Es handelt sich um ein Experiment, das erste weltweit.
Bürgermeister Luigi Brugnaro
„Es handelt sich um ein Experiment, das erste weltweit“, sagte der Bürgermeister, der hartnäckig die umstrittene Maßnahme verteidigt. „Unser Ziel ist nicht, Geld zu kassieren, sondern zu verhindern, dass die Stadt explodiert. Wir wollen Venedig touristenfreundlicher gestalten, denn es gehört nicht nur den Venezianern, sondern der ganzen Welt“. Es werden mehrere Tore – keine Drehkreuze – aufgestellt, die es ermöglichen sollen, den Großteil der Touristen abzufangen.
Ex-Bürgermeister ruft zu Ungehorsam auf
Kritisch zeigte sich der Ex-Bürgermeister von Venedig, Massimo Cacciari. Er rief die Touristen zum Ungehorsam auf, sie sollten die Eintrittskarte nicht bezahlen, denn diese sei seiner Ansicht nach „verfassungswidrig“. „Es ist reiner Wahnsinn, diese Maßnahmen ist völlig unrechtmäßig und verfassungswidrig. In keiner Stadt der Welt zahlt man Eintritt“, kritisierte Cacciari.
Venedig droht „auszusterben“
Venedig droht unter dem Druck des Massentourismus „auszusterben“. In der Altstadt hat die Zahl der Touristenbetten im Dezember die Einwohnerzahl überholt. Gästebetten gab es 50.016 und Bewohner 49.211, gab der Verband Venessia.com auf Basis von Daten des städtischen Standesamtes bekannt. Samt Festland-Bewohnern hat Venedig gut 260.000 Einwohner. Immer mehr weichen aus der Altstadt dorthin aus.
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