Begleitet mich in diesem Online-Reisetagebuch auf meiner 350 Kilometer langen Weitwanderung am Alpe-Adria-Trail durch eine der schönsten Regionen Österreichs. Auf 20 Etappen geht es für mich vom höchsten Berg, dem Großglockner, bis zum türkisblauen Wörthersee in Kärnten. Viel Spaß beim Lesen meiner Updates, und ich freue mich über den einen oder anderen Ratschlag, Tipp oder Like. Danke. Eure Diana.
Ich bin eine „Wiederholungstäterin“! Vor knapp zwei Jahren bin ich schon
17 Tage lang von Velden über Slowenien nach Italien gewandert und habe mich in die vielfältige Schönheit des Alpe-Adria-Trails verliebt.
Die wohl wichtigste Erfahrung von einst: tage- bzw. wochenlanges Wandern reduziert das Leben aufs Wesentliche: aufstehen, gehen, ankommen. Man macht weniger Dinge – die dafür bewusst. Und dabei kommt man nicht nur einem fernen Ziel näher, sondern bestenfalls auch sich selbst.
Nach meiner Ankunft in Muggia (Italien) war mir klar, dass ich irgendwann auch die restlichen 20 Etappen des Weitwanderweges begehen werde. Heuer ist es so weit: Am Fuße der Pasterze, dem größten Gletscher Österreichs, starte ich am 10. Juni mein Abenteuer in Kärnten.
Die ersten Tagesetappen stehen ganz im Banne des Nationalparks Hohe Tauern und werden mich oberhalb des Mölltals, mit spektakulären Schluchtdurchquerungen nach Mallnitz und weiter in die Künstlerstadt Gmünd führen. Die Erwanderung der magisch archaischen Berglandschaft im UNESCO-Biospärenpark Nockberge ist ein weiterer Höhepunkt, bevor es im steten Bergauf und -ab über Arriach, dem geografischen Mittelpunkt Kärntens, weiter auf die Gerlitzen, an den Ossiacher See bis zu meinem Ziel, nach Velden am Wörthersee, geht.
Tourdaten: 13,6 km/Aufstieg: 110 m, Abstieg: 1190 m/Dauer: ca. 6 Stunden
Übernachtung: Traditionshotel Der Glocknerwirt in Heiligenblut
Im Tal leuchten Blumen, oben das Weiß der Gletscher
Der Start am Alpe-Adria-Trail könnte spektakulärer nicht sein: unmittelbar an der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2369 Höhenmeter), dem Endpunkt der 48 Kilometer langen Großglockner Hochalpenstraße, mache ich den ersten Schritt ins Abenteuer. Die bekannte Panoramastraße ist übrigens nach dem Tiergarten Schönbrunn das zweitbeliebteste Ausflugsziel in Österreich.
Vom AAT-Infopoint geht es in steilen Serpentinen hinab ins Vorfeld der Pasterze. Und weiter zum Sandersee – über dessen Abfluss eine originelle Hängebrücke führt. Unmittelbar unter den Sohlen donnert dort das Schmelzwasser der Pasterze in einem tosenden Wasserfall in die enge Möllschlucht. Jetzt im Juni darf ich in diesem Abschnitt noch ein paar Schneefelder um- bzw. begehen – mit Trittsicherheit, Wanderstöcken und gutem Schuhwerk, nicht weiter wild.
Ab dem Margaritzensee (bis dorthin reichte übrigens Mitte des 19. Jahrhunderts noch die Pasterze) verändert sich die Landschaft zunehmend. Man wandert auf klassischem Almweidegebiet – ein Wechselspiel zwischen Lichtungen und sanftem Waldboden. Nach einem knackigen Abstieg ab der Trogalm Richtung Leiterfall erreichte ich auf einem Forstweg schließlich die Bricciuskapelle (1629 Höhenmeter).
Nahe der Stelle, wo der Legende nach der Heilige Briccius den Tod fand, entspringt die Briccius-Heilquelle. Nach altem Volksglauben hilft das Wasser bei Augenleiden.
Gestärkt durch das frische Quellwasser, ging es für mich von der kleinen Kirche weiter bis zur Sattelalm (die einzige Einkehrmöglichkeit entlang dieser Etappe). Hüttenwirt Wolfgang verköstigt dort seine Gäste mit regionalen und großteils selbstgemachten Schmankerln. Und der gebürtige Steirer hat „den ganzen Sommer über jeden Tag offen“, wie er stolz betont. Sein Apfeltiramisu im Glas schmeckt jedenfalls herrlich und das Sattel-Spezial-Getränk ebenso. Die Zutaten verrate ich hier gar nicht – am besten kostet ihr es selbst.
Heiligenblut erreichte ich von der Sattelalm aus nach rund 1 Stunde Gehzeit.
Buchtipp: Naturkundeführer „Gletscherweg Pasterze“ – Neuauflage über die Auswirkungen des Klimawandels. Erhältlich um 6,40 Euro im Haus der Steinböcke un Heiligenblut, im Shop des BIOS-Nationalparkzentrum Mallnitz. Bestellung unter 04825/6161 sowie nationalpark@ktn.gv.at
Tourdaten: 12,8 km/Aufstieg: 445 m, Abstieg: 741 m/Dauer: 5 Stunden
Übernachtung: Hotelchen Döllacher Dorfwirtshaus
Wanderung durch das Einst und Heute
„In da Mölltålleitn, in da Sunnaseitn, da san die Blüamalan noch amål so schöan...“ – kaum ein anderes Kärntner Lied beschreibt die Schönheit des Mölltals treffender. Neben der gepflegten Landschaft begleitete mich auf der kurzen Etappe von Heiligenblut nach Döllach auch bäuerliche Schaffenskraft und lebendige Tradition.
Bergbauern pflegen seit Generationen Wald und Wiesen in den steilen Hanglagen der Apriacher Almen. Immer wieder trifft man auf Hänge, die auch heute noch – trotz technischen Errungenschaften – ausschließlich händisch gemäht werden können.
Nachdem ich den Ortskern von Heiligenblut durch einen Anstieg hinter mich gelassen hatte, streifte ich das Große und das Kleine Fleißtal. Über viele Jahrhunderte hat der Goldbergbau die Geschichte und Landschaft der beiden Täler geprägt, worüber noch heute im Kleinen Fleißtal das original restaurierte Goldgräberdorf Heiligenblut mit seiner Goldwaschanlage Zeugnis ablegt.
Ohne nennenswerte Steigungen folgte ich dem beschilderten AAT-Weg vorbei an der Fleißkapelle bis zu einem bedeutenden Kulturdenkmal – die Apriacher Stockmühlen.
Einblicke in bäuerliches Handwerk
Acht Bauern haben dort entlang eines kleinen Baches einst ihre Getreidemühle errichtet. Und weil Tradition im Mölltal großen Stellenwert hat, sind die Apriacher Stockmühlen heute noch gut erhalten geblieben. Stock übrigens deshalb, weil dieser im Wasser die hölzerne Antriebsachse des Mühlsteins bildet. Ein Stück weit unterhalb der Mühlen liegt der 400 Jahre alte Mentlhof. Dieser beherbergt ein liebevoll eingerichtetes kleines Bergbauernmuseum, in dem man einen Einblick erhält, mit welchen Arbeitsgeräten früher unter mühevollen Bedingungen der Natur das Lebensnotwendigste abgerungen wurde. Öffnungszeiten: Di. und Do., 10 bis 12 Uhr. Gegen tel. (04824 23 54) Voranmeldung auch außerhalb dieser Zeiten.
Von Apriach folgt der Alpe-Adria-Trail dem alten Kirchenweg hinunter nach Döllach. Mein heutiges Etappenziel erreichte ich nach etwas mehr als vier Stunden – inkl. Besuch des Bergbauernmuseums.
Seine Majestät, der Großglockner, war heute wieder zickig (wie es Einheimische liebevoll zu sagen pflegen) – er versteckte sich während meiner Wanderung hinter der Wolkendecke. Dafür entschädigten die Blicke zum gegenüberliegenden Jungfernsprung-Wasserfall, der in drei Kaskaden mehr als 120 Meter in die Tiefe schießt.
Tourdaten: 18,5 km/Aufstieg: 948 m, Abstieg: 134 m/Dauer: 7 Stunden
Übernachtung: Almgasthaus Marterle
Der erste Abschnitt dieser Tour verläuft am Glockner-Radweg, vorbei am Gartlwasserfall durch den Weiler Stampfen bis Mörtschach. Wer möchte, kann den Weg auch mit dem Postbus zurücklegen (Fahrzeiten bei der Haltestelle Döllach).
Über die Kreuterwiesen (oder Kräuterwiesen – die Schreibweise variiert) schlängelte sich der Weg hinauf Richtung Marterle. Von der langen Forststraße aus eröffnete sich im Nebel manchmal ein „Fenster“ auf das Obere Mölltal.
Ab einer Seehöhe von rund 1530 Metern begann dann ein steiler Aufstieg und mit Seilen gesicherte Querung der Haselwand (problemlos begehbar). Nebelschwaden rankten sich um die Bäume. Über Wurzelwerk und Steine ging es durch den regennassen, mystischen Wald hinauf bis zu der höchstgelegenen Wallfahrtskirche Österreichs.
In der warmen Gaststube des Almgasthauses von Erika Thaler durfte ich den Tag entspannt ausklingen lassen.
Die Wegkreuze heißen im Kärntner Dialekt „Marterle“. An der Stelle eines solchen Wegkreuzes wurde in den Jahren 1902 bis 1904 die höchstgelegene Wallfahrtskirche Österreichs errichtet. Initiator für den Bau war der damalige Ortspfarrer von Rangersdorf/Mölltal, Hochwürden Josef Konas.
Zuvor stand die Wenneberger Alpenkapelle am selben Standort in 1861 Meter Seehöhe.
Tourdaten: 12 km/Aufstieg: 89 m, Abstieg: 1098 m/Dauer: ca. 4 Stunden
Übernachtung: Mölltaler Appartements in Stall
Frühmorgens startete ich direkt beim Marterle den Weg hinunter ins Tal. Über Nacht hat es geschneit. Leitenkopf (2449 Höhenmeter), Hohe Nase (2560 Höhenmeter) sowie die umliegende Bergwelt waren mit der weißen Pracht überzogen.
Es ging abwechslungsreich am Kirchweg bergab durch den Wald, über Hänge und Almwiesen – umringt von dutzenden Zweitausendern der Hohen Tauern. Hunde sollten an diesem Abschnitt unbedingt an der Leine geführt werden, weil man mehrere Weideflächen durchquert. Ab der Hälfte etwa variieren Forst- und Fahrstraßen bis nach Stall.
Der Ortsname leitet sich von der Sage ab, nach der bei einem Bergsturz alles, bis auf einen Stall, zerstört wurde. Historisch gesichert ist jedenfalls die Tatsache, dass die Kirche und die Burg Wildegg (heute eine Ruine oberhalb des Ortes) zu den ältesten christlichen Stützpunkten Kärntens zählen.
Den Tag lasse ich in Gesellschaft von Geke ausklingen. Seit drei Jahren führen sie und ihr Mann Erik das Mölltaler Appartement-Haus in Stall. Die Geschichte des Paares ist mutig und abenteuerreich – denn Geke und Erik stammen aus Twente in den Niederlanden. 2021 haben sie alle ihre Besitztümer in ihrer Heimat verkauft und sind ins Mölltal gezogen – für immer! „Wir haben über 15 Jahre lang mit dem Wohnmobil in Kärnten Urlaub gemacht. Wir lieben die Gegend! Und dann war´s soweit und wir haben uns getraut. Wenn man wartet, bis man alt wird, ist es vielleicht zu spät für all das“, sagt sie lächelnd, mit entzückendem Akzent. Die Beiden haben im Ort eine fröhliche, bunte Oase geschaffen, in der natürlich auch Urlauber mit Wohnmobil willkommen sind.
Tourdaten: 19,9 km/Aufstieg: 1086 m, Abstieg: 836 m/Dauer: ca. 8 Stunden
Übernachtung: Fraganter Schutzhaus auf 1770 Höhenmeter
„Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung“, sagte Willi bei einem Glas Rotwein im Fraganter Schutzhaus – aber dazu später. Mit Veränderung hatte auch diese Etappe zu tun. Wegen Holzschlägerungsarbeiten wurde die Bergstraße am Sonnberg gesperrt – in der Region sind leider große Flächen vom Borkenkäfer befallen, daher hat es Priorität, das Schadholz aus dem Wald zu entfernen.
Respekt im sensiblen Lebensraum
Wir alle sind Gäste in der Natur. Bergregionen sind sensible Lebensräume – ökologisch wie kulturell. Es war für mich eine Selbstverständlichkeit, meine Tour so anzupassen, dass ich mit meiner Anwesenheit niemanden bei der notwendigen Arbeit beeinträchtige. In der Früh nahm ich den Regionalbus von Stall nach Außerfragant und wanderte von dort über Laas und Grafenberg bis zum Parkplatz der „Rollbahn“ Großfragant. Ab dort folgte ich der Originalroute des AAT.
Nach dem schweißtreibenden Anstieg war der drei Kilometer lange Weg auf ebenem Terrain eine Wohltat. Trotz der gut erhaltenen Trasse ist es heute kaum vorstellbar, dass hier einst der Schwerverkehr mittels Pferdeeisenbahn rollte, um Schwefel- und Kupferkies zu transportieren. Alte Stollenanlagen, Tunnel und Brücken erinnern an die Blütezeit des Bergbaus.
Nach der Querung des Sadnigbachs erreichte ich schließlich das Fraganter Schutzhaus und wurde vom Hüttenwirt Ingo sowie Schäferhund Azzuro begrüßt.
Auf 1770 Höhenmeter genoss ich anschließend Gastfreundschaft pur in einem Haus, das eingebettet in eine wunderschöne Bergkulisse Natur und moderne Architektur harmonisch miteinander vereint. Abends kamen Christa und Willi auf ein Glas Rotwein vorbei. Sie wohnen gleich oberhalb der Hütte und besuchen die Pächter Bianca und Ingo stets gerne. An die herzlichen und anregenden Gespräch dieses Abends werde ich noch lange zurückdenken. Willi ist ein langjähriger Leser der „Kronen Zeitung“. Seine respektvollen Worte gegenüber unseres Mediums taten gut. Willi´s Devise lautet: „Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung“ – und recht hat er! Allfällig auftretende „Umwege“ sind durchaus willkommen und meistens sehr lehrreich. Veränderung ist ein Teil unseres Lebens, auf den wir vertrauensvoll zählen dürfen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück startete ich den langen Weg nach Mallnitz. Zuerst stieg ich von der Schutzhütte nach Innerfragent ab (rund eine Stunde) und war mal gut aufgewärmt.
Die Routenführung verläuft bei dieser Etappe überwiegend am Asphalt bzw. auf Forststraßen. Im Hochsommer sollte man so früh wie möglich starten, denn besonders viel Schatten gibt es beim langen Anstieg Richtung „Poschacher“ und „Staneralm“ nicht. Aber wie sagt man so schön in Kärnten: „Augn zua und ause durchs Gschtaudach“ – quasi Augen zu und durch! Wobei, die Augen sollte man hoch oben dann schon offen halten! Der freie Blick über weite Teile Kärntens, bis hin zu den Karawanken, entschädigt für die Strapazen des Abschnitts.
Ab den neu adaptierten „Stanerhäusern“ führt der Weg abwärts bis zum Almgasthof Himmelbauer. Und dieser liegt nicht nur in himmlischer Lage, sondern hat auch einiges an kulinarischen Schmankerl für seine Gäste und müde Wanderer wie mich parat.
Gut gestärkt begann für mich von dort der Abschluss dieser langen Etappe. Nach sieben Stunden Gehzeit erreichte ich erschöpft, aber glücklich die Gemeinde „Mallnitz – das Tor in die Welt der Hohen Tauern“.
Tourdaten: 18,6 km/Aufstieg: 206 m, Abstieg: 713 m/Dauer: 6 Stunden
Übernachtung: Pension Haus Rita in Obervellach
Drei Natur-Highlights der Hohen Tauern
Am Talrundweg (Nationalparkzentrum vorbei) führte die heutige Route nach dem Start ohne nennenswerten Steigungen in das Seebachtal. Auf einer Höhe von 1273 Meter liegt dort in der Außenzone des Nationalparks Hohe Tauern der Stappitzer See. Das Naturdenkmal hat seinen Platz auch in der langjährigen Kärntner Sagenwelt, denn der bekannte Lindwurm soll an diesem Ort geschlüpft und via Möll und Drau bis nach Klagenfurt gekommen sein.
Der Hochgebirgs-Steppensee ist nicht nur schön anzusehen, sondern erfüllt auch eine wichtige Funktion als Raststation für Zugvögel. So sind die weiten Uferzonen ein Kleinod unberührter Natur, in der sich seltene Vogelarten, wie etwa Reiher, Alpensegler oder auch Steinadler beobachten lassen.
Nah am Wasser gebaut
Ich wanderte nach dem Hochplateau von Mallnitz auf der sogenannten „Weinstraße“, entlang der Tauernbahn, zu einem weiteren Highlight der siebten Etappe – zur Rabischschlucht. Über viele Jahrzehnte wurde diese vom Mallnitzbach geformt. Am linken Ufer ging es abwärts Richtung Lassach, vorbei am schäumenden Wildbach, der kraftvoll in die Tiefe rauscht.
Nach der Rabischschlucht verließ ich die Schattenseite von Lassach auf die Sonnenseite des Ortes (heißt wirklich so) und wanderte über das satte Grün blühender Wiesen hinab bis zur Groppenschlucht. Hier teilt sich der Weg, denn der Besuch des Naturspektakels ist kostenpflichtig. Wer den Eintrittspreis (aktuell 9 Euro/Erwachsene – ermäßigt für Senioren, Studenten, Alpenvereinsmitglieder um 8 Euro) nicht zahlen möchte, nimmt den rechten Weg am AAT. Ich wählte den Pfad durch die Schlucht und kam direkt nach dem Einstieg zum beeindruckenden „Zechnerfall“ mit einer Fallhöhe von 40 Meter.
Der gut ausgebaute Steig führt nah am Wasser auf einer Länge von zweieinhalb Kilometern über luftige Brücken und Stufen vorbei an Stromschnellen und tosenden Wasserfällen. Für mich war die Begehung der Schlucht auf jeden Fall ein lohnendes Erlebnis am Weg nach Obervellach, in das Herz des Mölltals.
Obervellach ist eines von elf Slow Food Villages, also „Orte des guten Lebens“, die im sonnigen Kärnten schmackhaftes, regionales Essen für Urlauber und Einheimische bereithalten. Dabei werden Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ganz natürlich berücksichtigt.
Tourdaten: 17 km/Aufstieg: 752 m, Abstieg: 812 m/Dauer: ca. 6 Stunden
Übernachtung: Gasthof Kirchenwirt Kolbnitz
Von Gastfreundschaft, Lehrpfaden und dem ältesten Kultplatz Kärntens
Diese Etappe hat mich persönlich besonders berührt. Warum? Durch eine Geste, die leider ein viel zu rares Gut geworden ist: Selbstlosigkeit.
Von Obervellach führte mich der Weg zuerst hinauf zur Burg Niederfalkenstein (872 Höhenmeter) und weiter teilweise am Glockner-Radweg nach Penk. Kurz vor Litzldorf kam ich zu „Peter‘s Rad‘l Rastplatz“ – ein Schlaraffenland für jeden, der dort eine Pause einlegt.
An einer Tafel steht: Auf diesem Radl Rastplatz wird nichts verkauft. Hier ist alles gratis und wird von mir durch viele kleine Spenden finanziert – für Obst, Getränke, Süßes oder nützliche Dinge für unterwegs. Bitte nimm auch du dir gerne etwas mit.
Es gab frische Äpfel, Erdbeeren, Paradeiser, gekühlte Getränke, Flickzeug für Radreifen, Gepäckspanngummis, eine Kiste voll mit praktischen Kleinigkeiten für Reisende uvm. Und obwohl ich nicht mit einem Drahtesel unterwegs bin, genoss ich die Behaglichkeit der liebevollen Raststätte – natürlich habe auch ich einen Betrag gespendet. Es heißt: „Freude ist wie ein Stein, der, ins Wasser geworfen, immer größere Kreise zieht“. Danke an Peter Delorenzo für die besondere Erholungspause und Großzügigkeit!
Weiter ging es über den „Jagdlehrpfad“ auf den Danielsberg. Der Aufstieg im schattenspendenden Mischwald gefiel mir sehr gut.
Mystisch und historisch
Seit über 6000 Jahren, quer durch die Kulturen und Religionen, wurde der Danielsberg als heilige Stätte genutzt und verehrt. Das älteste Zeugnis menschlichen Schaffens ist der keltische Schalenstein auf der Wiese etwa 60 Meter vor der Kirche. Angeblich soll Blut, als kostbarstes Opfergut in einer Vollmondnacht, in die schalenförmigen Vertiefungen gegossen worden sein. Menschenblut übrigens, um so Heil von den Gottheiten zu erbitten. Der Felsen mit den Schalensteinen ist die bisher älteste entdeckte Kultstätte von Oberkärnten: Somit gilt der Danielsberg auch als der älteste heilige Berg der Region.
Nach dem „Opferplatz“ setzte ich meinen Weg am liebevoll gestalteten „Naturlehrpfad“ fort und erreichte Kolbnitz nach rund fünf Stunden Gehzeit.
Tourdaten: 16,4 km/Aufstieg: 674 m, Abstieg: 221 m/Dauer: 6 Stunden
Tourdaten: 14,1 km/Aufstieg: 220 m, Abstieg: 527 m/Dauer: ca. 5 Stunden
Übernachtung: Gasthof Prunner in Gmünd
Bereits um sieben Uhr morgens wanderte ich los, um die 30 Kilometer bis nach Gmünd großteils noch bei erträglichen Temperaturen absolvieren zu können.
Die Etappe neun folgt zuerst dem Glockner-Radweg entlang der Möll bis nach Mühldorf. Nach der Unterführung der Tauernbahn taucht man in die Sagenwelt von Kaiser Friedrich I., in der „Barbarossaschlucht“, ein. Kaiser Rotbart (italienisch Barbarossa) und seine Gefolgschaft sollen dort während einer Rast vom Teufel höchstpersönlich heimgesucht worden sein.
Entlang eines Themenweges erfährt man, wie die armen, noch in der Schlucht gefangenen Seelen von Wanderern gerettet werden könnten. Vorsicht! Der Weg durch die Klamm ist als Rundweg konzipiert – beim oberen Ausgang angekommen, nicht Richtung „Alte Linde“ absteigen, sondern dem ebenen Forstweg nach Göriach folgen.
Hühnersberg (leitet sich von „Huonaresperch“ ab, was so viel heißt wie „Berg der Hühnerhändler“) erreichte ich gegen Mittag und wusste, dass mir noch schweißtreibende 14 Kilometer bis nach Gmünd bevorstanden. Hätte ich die zwei Etappen nicht zusammengelegt, wäre ich am eigentlichen Ziel des Tages angelangt. Ich ließ jedoch das Mölltal und seine Hohen Tauern hinter mir und wechselte in weniger schroffes Gefilde – in die Sanftheit der Nockberge.
Die Kärntner Nockberge (seit 2012 UNESCO-Biosphärenpark) zählen zu den interessantesten und ältesten Gebirgsformationen Europas. Die Nocken, die riesigen Gipfelkuppen, bis oben mit Gras und Kräutern bewachsen, sind eine Seltenheit im Alpenraum. Bereits 1980 haben sich über 90 Prozent der Kärntner Bevölkerung für den Schutz dieser einzigartigen Naturlandschaft ausgesprochen.
Ich wanderte über Hintereggen bis nach Altersberg. Von dort gibt es zwei Möglichkeiten nach Gmünd zu gelangen: Entweder man geht an der Alternativroute am AAT direkt nach Trebesing oder wählt den Weg über die Hängebrücke „Drachenschlucht“ (Juni bis Mitte September, 9.30 bis 16.30 Uhr begehbar) nach Neuschitz. Beiden Strecken sind gut beschildert. Die Hängebrücke ist bei Schlechtwetter gesperrt. Telefonische Auskunft: 04732/3000.
Am Zusammenfluss von Lieser und Malta (daher auch der Name „münden“) liegt eine der ältesten Städte Kärntens. Einen Rasttag während der Wanderung am Alpe-Adria-Trail in Gmünd einzulegen, kann ich empfehlen.
Schauplätze der Gmündner Vergangenheit lassen sich auf einem Spaziergang gemütlich nachspüren. So entdeckt man beispielsweise am Oberen Stadttor den aus dem 15. Jahrhundert stammenden Pranger. Am Beginn des überdachten Burgaufganges befindet sich die Altweiberkapelle. Der Aufstieg zur Alten Burg wird mit einem prächtigen Ausblick über die Stadt belohnt. Am Weg zur Kalvarienbergkirche verdienen die sieben künstlerisch gestalteten (protestantischen) Kreuzwegstationen Beachtung.
Wenn ein Auto durch die Kirche fährt
Eine Kuriosität der Stadt ist mit Sicherheit die „Geteilte Kirche“ am Kreuzbichl (durch das Obere Tor etwa 700 Meter der Bundesstraße folgen). Die kleine Kirche wird im wahrsten Sinne des Wortes von einer Straße geteilt: rechts ist der Altarteil und links der Bau mit einer Empore für die Besucher. Beide „Räume“ sind zur Straße hin offen – und wenn ein Fahrzeug während des Gottesdienstes durch die Kirche fährt, muss der Pfarrer wohl kurz unterbrechen.
Die Sammelleidenschaft der Familie Pfeifhofer für starke Motoren hat sich 1982 im Ort zum ersten privaten Porsche-Museum verdichtet. Damit schließt sich ein historischer Kreis. Denn in Gmünd wurde 1948 das erste Auto mit dem Namen Porsche gebaut – der „356er“ übrigens.
Kunst zwischen den Bergen
In jüngster Vergangenheit hat sich der 2500-Einwohner-Ort einen Namen als Künstlerstadt gemacht. Ausstellung internationaler und regionaler Künstler, offene Ateliers, Konzerte, Workshops, Kulturkino, Kunsthandwerksmarkt, Skulpturengarten, Pankratium (Das Haus des Staunens) – hier ist einiges los und wer alles sehen möchte, sollte länger als einen Tag bleiben.
Tourdaten: 18,1 km/Aufstieg: 299 m, Abstieg: 451 m/Dauer: ca. 5 Stunden
Übernachtung: Hotel Moserhof in Seeboden am Millstätter See
Über saftige Felder, auf Wald- und Wiesenwegen und aufgrund einer Umleitung (wegen Erdrutsch) auch entlang der Trefflinger Landesstraße führte mich der heutige Weg gemütlich bis nach Seeboden.
Oberhalb des Lieserflusses nach der Ortschaft Kolm wanderte ich zur Burgruine Sommeregg und genoss auf der schattigen Terrasse des Restaurants bei einem kühlen Getränk die fantastische Aussicht auf den Millstätter See. Für alle, die gerne in schaurige Geschichten eintauchen möchten: Burg Sommeregg beherbergt Mitteleuropas größtes Foltermuseum mit mehr als 100 originalgetreuen Exponaten und vermittelt Besuchern bei einer 90-minütigen Führung neben dem Lehrreichen auch Gruseliges.
Begleitet vom Plätschern des Flusses und dem Gesang der Vögel traf ich bereits um die Mittagszeit beim Alpe-Adria-Infopoint in Seeboden ein.
Die kurze Etappe erlaubte mir, den Nachmittag am Ufer des klaren Millstätter Sees zu genießen. Im kleinen Klingerpark (sogar mit Kneipp-Becken) herrschte Hochsommer-Feeling – Jung und Alt bei der Sommerfrische auf der Wiese und im Wasser.
Tourdaten: 21,5 km/Aufstieg: 1602 m, Abstieg: 403 m/Dauer: 8 Stunden
Übernachtung: Millstätter Hütte
Ausgeruht und gut gestärkt wanderte ich ab Seeboden entspannten Schrittes bergauf. Bei dieser Etappe genoss ich die Möglichkeiten der Einkehr in zwei sehr gepflegte Hütten mit wunderbarer Aussicht: die erste auf 1336 Höhenmeter, mit Blick auf die Kreuzung von Drau- und Tauerntal – in der Pichl Hütte. Und des Weiteren von der Sommereggeralm auf 1720 Höhenmeter.
Hinter der Sommeregger Hütte beginnt in bequemen Serpentinen der Aufstieg zum Tschiernock, der höchste Punkt des Tages. Der langgestreckte Kamm, der schon die Stunden davor stetiger Begleiter war, kommt mit jedem Schritt näher. Auch die Höhe nimmt in kürzester Zeit rasant an. Der „Steinerne Tisch“ ist ein Wendepunkt, denn ab dort ging es für mich in Richtung Osten, der mittlerweile ersehnten Millstätter Hütte (mein heutiges Ziel).
Ein aufkommender Wind als Anzeichen eines bevorstehenden Wetterwechsels bescherte mir ein wenig Abenteuercharakter und war die Entlohnung für den nicht erhaschten Blick in die Welt der 3000er! Trotzdem verspürte ich alpine Atmosphäre entlang der gesamten Kammstrecke, den Hochpalfennock bis zum Tschierwegernock. Mein Respekt galt all den Kühen und Pferden am Weg, die der Natur ohne Schutz rund um die Uhr in dieser Höhe ausgesetzt sind.
Der „Abstieg“ über den Millstätter Steig bis zur Hütte war die Krönung der Tagesstrapazen. Diese wurden mit der herzlichen Gastfreundschaft vom Hüttenwirten Karl sowie der urigen Atmosphäre einer über 100 Jahre alten Holzhütte belohnt. Ein erlebnisreicher, längster Tag eines Kalenderjahres (Sommersonnenwende), ging damit zu Ende.
Tourdaten: 24 km/Aufstieg: 501 m, Abstieg: 1698 m/Dauer: ca. 8 Stunden
Übernachtung: Hotel zur Post in Döbriach
Ein neuer Tag mit frischer Luft und klarer Sicht auf 1880 Meter Höhe begann mit dem Glockenspiel der Weidetiere, die genüsslich um die Hütte grasten.
Das Kreuz vom Millstätter Törl stets im Blick, war große Motivation für den ersten Wegpunkt des Tages. Schnell erreicht, ergab sich von dort der erste 360 Grad Rundumblick mit neuen Gipfeln: Die Ankogelgruppe und die Hochalmspitze eingebettet in weißen Wolken waren ein konträres Stimmungsbild zum weichen Almcharakter der Nockberge. Nach einem kurzen, knackigen Anstieg war der Kamplnock mit seinen 2101 Höhenmetern der höchste Punkt dieser Etappe.
Pelzige Begleiter am „Weg der Liebe“
Auf den nächsten Schritten über den Kamm wurde ich von der Natur besonders beschenkt: zu Beginn noch aus der Ferne, durfte ich bald auch aus nächster Nähe Murmeltiere bei ihrem Treiben und Verweilen beobachten. Auch sie dürften die Blicke in die Ferne schätzen, denn es war köstlich zu sehen, dass sich einige unter ihnen, in jene Richtung positionierten, in welche auch die Holzbänke für die Paare am ganzen „Weg der Liebe“ („Sentiero dell‘ Amore“ führt von der Alexanderhütte über die Almen der Millstätter Alpe in sieben Stationen zum Granattor) ausgerichtet sind.
Das Granatvorkommen in der Region war der Anstoß für die Huldigung dieser Gesteinsart in Form des Granattores – damit ist hoch über dem Millstätter See ein besonderer Wegpunkt und beliebter Rastplatz geschaffen worden.
Nun begann der prägende Teil dieser Wanderung... ein langer und fordernder Abstieg. Das Einkehren in der Lammersdorfer Hütte verschaffte mir die notwendige Labung für den finalen Abschnitt über Forst- und Wiesenwege zurück in die „Zivilisation“. Charakteristisch für diesen Teil der Strecke war die stetige Zunahme der Temperatur – der angenehme Ostwind und ständig begleitende Blick auf den Millstätter See sorgten für geistige Erfrischung.
Tourdaten: 17,3 km/Aufstieg: 1046 m, Abstieg: 0 m/Dauer: 6 Stunden
Übernachtung: Erlacherhaus in Radenthein
In wenigen Schritten befand ich mich in der idyllischen Naturkulisse der Döbriacher Felder und wanderte entlang des Riegenbaches („Riegen“ kommt aus dem slowenischen „Rijeka“ und bedeutet Bach oder Fluss) nach Radenthein, die weit über die Landesgrenzen hinaus als Granatstadt bekannt ist.
„Stein der Liebe“
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der rubinrote Edelstein im Ort abgebaut und zur Bearbeitung in böhmische Schleifereien gebracht, die er verführerisch funkelnd als Böhmischer Granatschmuck in die ganze Welt verließ. Das Granatium im Ortszentrum vermittelt Wissenswertes rund um den „Stein der Liebe und Leidenschaft“.
Vorbei an dem Erlebnismuseum führte mich der Weg steil hinauf nach Mitterberg. Von dort eröffnet sich ein fantastischer Weitblick auf das Tal und der zurückgelegten Wegstrecke bis zum Millstätter See.
Highlight des Tages war meine Einkehr in der Aichholzerhütte. Herzlich von Wirtin Brigitte empfangen, durfte ich an einem besonderen Tisch Platz nehmen...
„dohukndödodöeholleweildohukn“ – und nein, ich bin nicht über der Tastatur eingenickt. Ich saß auf der Holzbank vor der Hütte, aß einen saftigen Riesenkrapfen, trank dazu aromatischen schwarzen Kaffee und war überaus zufrieden.
Über weiche Waldböden und saftige Wiesenfelder zwischen entspannt liegenden Kühen führte mich der Weg am AAT auf 1636 Höhenmeter bis zum Erlacherhaus.
Wirtin Angelika Erlacher verwöhnte mich abends mit hausgemachter „Gelbe Suppe“ – traditionelle Kärntner Kirchtagssuppe mit Safran. Das Haus im Langalmtal ist von vollkommener Ruhe umgeben. Vor dem Schlafen zahlt es sich aus, noch einmal an die frische Luft zu gehen. Mit Blick in den klaren Sternenhimmel, von der Stille eingenommen war ich am Ende des Tages dankbar, bereits so weit gekommen zu sein.
Tourdaten: 14,7 km/Aufstieg: 991 m, Abstieg: 1098 m/Dauer: ca. 7 Stunden
Übernachtung: Falkerthaus – Die urige Hütte im Nockgebiet
Umgeben von Latschen, Zirben und kristallklaren Bächen erreichte ich in etwa 90 Minuten den auf 2030 Meter gelegenen Nassbodensee. In der Flanke von Großem und Kleinem Rosennock folgte ein anspruchsvoller Weg Richtung Norden und zum ersten Gipfel der heutigen Tour, dem Predigerstuhl auf 2170 Höhenmeter.
Weiter ging es über die Erlacher Bockscharte auf den zweiten Gipfel, der auch den höchsten Punkt dieser Etappe markiert. Am Pfannock (2254 Höhenmeter) war am Vormittag nichts los – die Luft kühl und der Blick auf die imposanten Zunderwände, eine seltene schroffe Formation in der ansonsten sanften Landschaft der Nockberge, klar.
Ganz zart konnte ich schon den Duft des alpinen Parfums „Speik“ wahrnehmen. Dieser vermischt mit frischer Bergluft erleichterte mir den knackigen Abstieg zum Pfannocksee. Im kleinen Karsee, welcher sich in einer Karmulde auf Konglomeraten gebildet hat, finden Amphibien wie der Bergmolch oder der Grasfrosch ideale Lebensbedingungen vor. In der kurzen Vegetationszeit im Sommer entwickeln sich dort Kleinkrebse wie Wasserflöhe und Hüpferlinge.
Ab der „Roten Burg“ kamen mir immer mehr Wanderer entgegen. Spätestens beim Brunnachgatter wurde mir klar, weshalb. Unweit dieser befindet sich die Bergstation der Biosphärenparkbahn Brunnach (ab Bad Kleinkirchheim). Ein letzter kurzer Anstieg führte mich (und zahlreiche andere Wanderfreudige) zum dritten Gipfelkreuz der heutigen Tour, dem des Mallnock auf 2226 Metern Höhe. Auf einem breiten Bergrücken wanderte ich schließlich wieder alleine zum südlich gelegenen Oswaldeck und kam nach etwa 45 Minuten über einen Wald- und Forstweg beim Falkerthaus, meinem Etappenziel an.
Tourdaten: 19,3 km/Aufstieg: 1170 m, Abstieg: 1680 m/Dauer: 8 Stunden
Übernachtung: Hotel Prägant in Bad Kleinkirchheim
Auf weichem Untergrund durch den Lärchen- und Fichtenwald startete ich die 16. Etappe Richtung Bad Kleinkirchheim. Nach einem steilen Anstieg wurde die Sicht ab der Hundsfeldscharte leider immer schlechter, sodass ich die Route änderte und direkt zur Falkertspitze (2308 Höhenmeter) aufgestiegen bin. Eine Panoramascheibe mit Richtungspfeilen benennt dort alle markanten Gipfel in Sichtweite – somit konnte ich zumindest erahnen, was ich bei guter Sicht hätte sehen können. Nach einer kleinen Kraxelei vom Berggipfel mündete ich bei der Falkertscharte in den AAT.
Immer noch im dichten Nebel, jedoch über sanfte Almwiesen der rot-weiß-roten Markierung folgend, erreichte ich den Schwarzkofel auf 2168 Metern und stieg von dort steil zur Moschelitzenalm ab.
Ab dort wandert man durch den Wald mit alten Lärchen und Fichten – wie beim Start fünf Stunden zuvor. Und spätestens beim Hofladen von Matl-Sepp sowie der gleichnamigen Mühle begleiteten mich warme Sonnenstrahlen bis nach Bad Kleinkirchheim.
Auch wenn ich dieses Mal nicht drei aussichtsreiche Gipfel in meinem Tourenbuch vermerken darf, genoss ich den Weg Schritt für Schritt im eigenen Tempo. Nach dem Motto: „Des Wanderns Lust ist, dass man die Zwecklosigkeit genießt. Genüge im eigenen Selbst zu finden, das ist des Wanderns höchste Stufe“ (Liezi, chinesischer Philosoph).
Tourdaten: 19,1 km/Aufstieg: 1129 m, Abstieg: 1271 m, Dauer: 7 Stunden
Übernachtung: Gasthof Alte Point in Arriach (Geogr. Mittelpunkt Kärntens)
Heute ging es gleich steil zur Sache: Der direkte Weg führte parallel zu der Kaiserburg-Gondelbahn vom Römerbad Bad Kleinkirchheim (Markierung Kaiserburg/Wöllaner Nock) zum ersten Gipfelkreuz – die Kaiserburg auf 2059 Meter Seehöhe.
Eine dunkle Wolkenfront schob sich über den Himmel und tauchte den Gipfel des Wöllauer Nock (2145 Höhenmeter) in dichten Nebel. Und spätestens als ich über den Wanderweg 164 den Vorderen Wöllaner Nock erreichte, kam meine Regenausrüstung zum Einsatz. Beim Abstieg bis zur Plagrast (hölzerne Stützen einer alten Materialseilbahn) regnete es stetig.
Fotoshooting am Punkt
Dem leicht abfallenden Forstweg in stimmungsvoller Waldlandschaft folgend gelangte ich schließlich oberhalb von Arriach zum geografischen Mittelpunkt Kärntens. Auf den überdimensionalen Vermessungspunkt ist eine solarbetriebene Live-Webcam mit Selbstauslöser gerichtet – regenfrei legte ich einen kurzen Fotostopp ein.
Direkt am Arriacher Hofwanderweg kam ich an einem weiteren besonderen Platz vorbei: dort erregt eine mächtige, knorrige Fichte die Aufmerksamkeit und genießt aufgrund ihrer eigenartigen Wuchsform seit 1978 Naturdenkmal-Status. Der Riese wird aufgrund seiner Abspaltung in sieben kleinere Wipfel als „Kandelaberfichte“ (wie ein überdimensionaler Kandelaber-Kerzenleuchter) bezeichnet.
Nach etwas mehr als sechs Stunden Gehzeit erreichte ich mein heutiges Ziel, eingebettet in den südlichen Ausläufern der Gurktaler Alpen. Arriach gilt nicht nur als geografischer Mittelpunkt von Kärnten, sondern verfügt mit der „Vier-Evangelisten-Kirche“ über die größte evangelische Kirche des Landes. Und an der Talstation Klösterle kann man den größten Wanderschuh der Welt mit Schuhgröße 1025 bestaunen – kurios!
Tourdaten: 16 km/Aufstieg: 1247 m, Abstieg: 212 m, Dauer: 5 Stunden
Übernachtung: Gerlitzen Gipfelhaus
Tag 18 – und alles ist wunderbar wanderbar!
Zuerst über asphaltierte und befestigte Serpentinen, dann über Wald und Wiesen ging es heute konstant nach oben – rauf auf die Gerlitzen.
Im Herzen des Bundeslandes erhebt sie sich als südlichster Hauptgipfel der Kärntner Nockberge und belohnt für den steilen Aufstieg mit einem 360-Grad-Panoramablick. Im Süden leuchten die Gipfel der Karawanken von der Petzen und dem Hochstuhl bis zum Mittagskogel. Westlich des eindrucksvollen Massivs Triglav, blickt man über die Karnischen Alpen und Italien. Im Nordwesten thront der Großglockner, im Norden breiten sich die Nockberge aus. Von unten leuchten Ossiacher, Wörther und der Faaker See in pastellfarbenen Blauschattierungen herauf.
Mit dem „Feuerberg“, wie die Gerlitzen aus dem Slawischen übersetzt wird, verbinden mich schöne Erinnerungen: Hier zog ich Ende der 90er Jahre meine ersten Schwünge mit dem Snowboard im Schnee, erlebte beeindruckende Sonnenaufgänge am Gipfel, feierte Weihnachten im Almhüttendorf (bevor es zum Luxus-Wellness-Resort wurde) auf 1700 Höhenmeter und später die Hochzeit von lieben Freunden auf der Gerlitzen Alpe. Und jedes Mal kam ich mit einem Auto angereist – außer heute. Heute wählte ich den kleinstmöglichen ökologischen Fußabdruck, um mit großen Schritten auf das Plateau zu gelangen.
Nach mehreren langgezogenen Kehren entlang des zum AAT parallel verlaufenden Salzsteigweges (009 Fernwanderweg vom Mühlviertel bis in den westlichen Karawanken) hielt ich beim „Steinernen Tisch“ (1615 Höhenmeter) eine kurze Rast. Danach ging es durch den Wald weiter zu der Almhäusersiedlung-Stifterboden. Vor dort gibt es einen direkten Weg zum Gipfel. Oder man wandert links zur Almseehütte und nach einer Stärkung entlang der Lifttrasse hinauf auf die Gerlitzen Alpe in 1911 Meter Seehöhe.
Mein persönlicher Luxus am „Feuerberg“: Heute übernachte ich im Gipfelhaus. Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich die Elektro-Swing-Töne von Parov Stelar aus der Musikbox der Schirmbar. Um mich sitzen noch Tagesgäste entspannt in Liegestühlen. Einige Menschen spazieren zu der Aussichtsplattform. Paragleiter starten von der großen Wiese zum Flug. Um 16.45 Uhr fährt der letzte Lift ins Tal – danach wird es wohl ruhiger am Gipfel. Das Wetter ist gut. Und meine Vorfreunde auf die Magie des frühen Morgens schon groß.
Tourdaten: 16,9 km/Aufstieg: 93 m, Abstieg: 1473 m, Dauer: ca. 6 Stunden
Übernachtung: Gasthof zur Post in Ossiach
Baden im Glück
4.45 Uhr: Während sich die letzten Nebelschwaden an diesem frühen Freitagmorgen lichteten, ließ sich beim Blick aus meinem Fenster ins Tal bereits erkennen, dass dieser Tag besonders schön wird.
5.13 Uhr: Das Licht, das kurz vor Sonnenaufgang die Bergwelt erhellt, ist immer ein besonders Naturspektakel. Denn wenn die Dunkelheit langsam nachgibt, färbt sich der Himmel am Horizont rosarot bis leuchtend orange. Langsam werden die Konturen der Berge und Bäume deutlicher, der Mond weicht und am Gipfel erscheint ein sanftes Leuchten. Strahl für Strahl offenbart sich die Sonne, gewinnt mit jeder Minute an Kraft und Energie. Wie eine Göttin, mit der Macht, die Welt in ein sanftes Licht zu tauchen, um ein Bild zu erschaffen, das uns Menschen jedes Mal aufs Neue verzaubert.
Ich stand alleine beim Aussichtstürmchen unterhalb des Gipfelhauses und es war die Stille, die so wunderbar ins Ohr ging. Der Sonnenaufgang, den ich auf der Gerlitzen Alpe abermals erleben durfte, gehört ohne Zweifel zu einem der magischsten Momente, die sich tief in mein Hirn und Herz eingebrannt haben.
Nach diesem besonders schönen Erlebnis führte mich die heutige Etappe vom Gipfel über den waldreichen Höhenweg (4) hinunter zu den sonnenseitig gelegenen Hängen am Ostufer des Ossiachersees. Ab der Wippenighöhe folgt der Weg steil abwärts nach Bodendorf und weiter (41) nach Golk. Die letzten Serpentinen bis Steindorf wandert man auf der Schotter- und Asphaltstraße mit der Markierung 43.
Die „Schiffe von Oss“
Im Ort angekommen hat man die Wahl entweder durch das Naturschutzgebiet Bleistätter Moor zu streifen oder die Strecke bis nach Ossiach bequem mit der Fähre zurückzulegen. Ich wählte das Schiff und erreichte nach einer 15-minütigen Fahrt die Anlegestelle an der Südseite des drittgrößten See Kärntens. Ein erfrischendes Bad im klaren Wasser war würdiger Abschluss dieses ereignisreichen Sommertages.
Tourdaten: 17,5 km/Aufstieg: 538 m, Abstieg: 596 m/Dauer: 6 Stunden
Übernachtung: Hotel Garni Wurzer in Velden
Etappe sieben führte mich bereits durch zwei imposante Schluchten und in diesen dachte ich bereits nah am Wasser dran zu sein. Nach der heutigen Tour weiß ich: Es geht noch näher!
Zwischen Ossiach und Alt-Ossiach liegt Rappitsch. In dem beschaulichen Örtchen startet ganz versteckt neben der Brücke der Schluchtweg und mein heutiger Aufstieg zum Tauernteich. Der Pfad schlängelt sich wild und romantisch zugleich über Steine, Wurzeln und zahlreiche Brücken stetig nach oben – direkt am Bach entlang. Bei sommerlichen Temperaturen ist die Begehung der Schlucht eine absolute Wohltat, bei Nässe würde ich den Weg 64 (Schotterstraße) empfehlen.
Vom lauschigen Tauernteich (889 Höhenmeter) führt der Trail auf Forst- und Waldwegen bis nach Obersakoparnig. Bei Köstenberg konnte ich in der Ferne bereits den Aussichtsturm Pyramidenkogel oberhalb des Wörthersees in Keutschach erkennen und wusste, dass mein Ziel nicht mehr weit sein konnte.
Durch den Schmarotzerwald, vorbei an der Burgruine Hohenwart und über den Römerweg zum Seissersee wanderte ich beflügelt von dem Wissen, es geschafft zu haben: knapp drei Wochen lang im Schnitt täglich bis zu 20 Kilometer zu wandern, hunderte Höhenmeter hinauf und hinunter, durch Hitze, Starkregen und Sturmböhen... ich bin sehr stolz darauf!
Neben zahlreichen wertvollen Begegnungen und Gesprächen mit Gleichgesinnten und Einheimischen habe ich auch wieder einiges über mich selbst lernen dürfen.
Entscheidet man sich für ein einfaches Leben, kann man es auf einer Fernwanderung zelebrieren: weniger statt mehr, langsam statt schnell, leise statt laut, Single- statt Multitasking, Wanderweg statt Autobahn, Slow-Food statt Fast-Food, Verwirklichung statt Bespaßung.
Das schwierigste ist überhaupt loszugehen, weil man für eine mehrwöchige Wanderung logischerweise Zeit braucht und vermeintliche Sicherheiten zurücklassen und sich dem Unbekannten stellen muss. Aber:
„Mach’s einfach! Im doppelten Sinne.“
Ich bedanke mich bei allen, die mich bestärkt und begleitet haben!
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