Trotz der leichten Entspannung zuletzt liegt die Inflation in Österreich nach wie vor weit über dem Schnitt der EU. Allzu rasch sollte man wohl auch nicht mit einer Verbesserung der Lage rechnen, warnt nun EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Der Rückgang könnte demnach holprig verlaufen.
Die Zielgerade in Richtung wirtschaftlicher Normalität könnte eine steinige Angelegenheit werden. Die größte Sorge sei die Entwicklung der Dienstleistungspreise, sagte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag auf einer Geldpolitik-Konferenz in Frankfurt.
„Es scheint sich ein Konsens darüber abzuzeichnen, dass wir vor einer ziemlich holprigen letzten Meile stehen könnten.“ Das Lohnwachstum in der Eurozone sei weiterhin relativ stark, „aber es scheint sich allmählich abzuschwächen im Einklang mit unseren Projektionen“. Schnabel ist im EZB-Direktorium für die konkrete Umsetzung der Geldpolitik zuständig.
Ende ist langsam in Sicht
Die Inflation im Euroraum war zuletzt stetig gesunken – von 2,8 Prozent im Jänner und 2,6 Prozent im Februar auf inzwischen 2,4 Prozent im März. In Österreich kam sie zuletzt auf 4,3 Prozent. Damit ist das Inflationsziel der Währungshüter von 2,0 Prozent, das sie als optimal erachten, nicht mehr weit entfernt. Noch im Herbst 2022 war die Rate in der 20-Länder-Gemeinschaft zeitweise bei über zehn Prozent gelegen. Aktuell taxieren Investoren am Finanzmarkt die Wahrscheinlichkeit mit 64 Prozent, dass die EZB auf ihrer nächsten Zinssitzung am 6. Juni die Zinsen erstmals wieder nach unten setzt.
Die Inflation im Dienstleistungssektor sowie das Wachstum der Löhne sind zwei Faktoren, die die Währungshüter auf dem Weg zu einer ersten Zinssenkung aktuell besonders im Fokus haben. Bei den Dienstleistungen lägen die Inflationsraten oft noch immer oberhalb von zwei Prozent, sagte Schnabel. Sie wies darauf hin, dass die Inflation bei Waren schnell zurückgegangen sei, während sie sich bei Dienstleistungen als hartnäckig erwiesen habe.
Treiben Personalkosten Preise weiter an?
„Ein Aspekt, den wir uns sehr aufmerksam anschauen, ist die Entwicklung der Lohnstückkosten“, sagte Schnabel. Sorgen bereite der EZB die Arbeitsproduktivität. Denn diese sei nun schon seit mehreren Quartalen gesunken. „Und die wichtige Frage ist, welcher Teil davon ist zyklisch, was bedeutet, dass dies mit der Zeit verschwinden wird, und welcher Teil davon könnte strukturell sein?“ Laut der deutschen Volkswirtin muss die EZB weiter beobachten, inwieweit Unternehmen höhere Kosten über ihre Gewinnmargen auffangen können.
Denn in ihren Prognosen habe die EZB angenommen, dass Firmen dies in beträchtlichem Umfang schaffen, sagte sie. Im Hintergrund steht bei den Euro-Wächtern die Befürchtung, dass Firmen auf gestiegene Lohnkosten mit Preiserhöhungen reagieren – was die Inflation erneut anheizen würde.
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