Am Mittwoch verlor Österreich mit Mitteregger eine Rad-Legende. Der Steirer begeisterte in den 1970er Jahren mit seinen Husarenritten bei der Österreich-Rundfahrt das ganze Land. Ö-Tour-Rekordsieger Wolfgang Steinmayr erinnert sich an den ewigen Rivalen.
Österreichs Radsport trauert um eine seiner Allzeitlegenden. Rudolf „Rudi“ Mitteregger verstarb am Mittwoch im Alter von 79 Jahren.
Der Steirer prägte in den 1970er-Jahren gemeinsam mit dem Innsbrucker Wolfgang Steinmayr die Österreich-Rundfahrt. Hunderttausende Fans verfolgten auf den Straßen und vor dem TV das „Bruder-Duell“.
Steinmayr ist mit vier Gesamtsiegen bis heute Rekordmann, auch Mitteregger ist als vierfacher Glöcknerkönig unerreicht. „Rudi war ein großartiger Kletterer. Es war aber auch ein ganz fairer Bursch, manchmal zu gutgläubig“, erinnert sich Steinmayr.
In den 1970er-Jahren gab es noch keine Schaltungen mit 12 oder mehr Gängen, die Fahrer schraubten sich vor den Bergetappen die Zahnkränze selbst zusammen. Die beiden tauschten nicht einmal als Zimmerkollegen ihre Übersetzungen aus. „Ich war da pingelig, habe über alle Berge und Etappen genau Buch geführt“, verrät Steinmayr.
Mitteregger-Sieg auf „Steinmayr-Rad“
Einmal durften sie gemeinsam jubeln. Mitteregger fuhr 1977 auf einem nur acht Kilogramm schweren „Steinmayr-Rad“ zum Ö-Tour-Sieg, der Tiroler hatte nämlich nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn eine eigene Rennradmarke in den Handel gebracht.
Eine enge Freundschaft entwickelte sich zwischen den Rivalen auch nach dem Radsport nicht, Mitteregger und Steinmayr trafen sich aber bei Empfängen zwei oder dreimal pro Jahr.
Telefonat am Todestag
Auch am Todestag hatte die beiden telefonisch noch einmal Kontakt. 50 Jahre nach dem legendären Wutausbruch bei der Österreich-Rundfahrt 1974 („Wo bleib’n denn die Aff‘n? Ja san denn die deppert?“) sollte es ein gemeinsames Interview geben. „Der Rudi war schon länger nicht mehr gut beisammen, saß im Rollstuhl. Er hatte in unserem Gespräche eine feste Stimme, freute sich richtig auf diese Geschichte. Drei Stunden später war er tot“, kann es Steinmayr kaum fassen.
Hätte es im Jahr 1974 schon soziale Medien gegeben, wäre Mitteregger wohl weltberühmt geworden. In der Abfahrt vom Gaberl in der Steiermark hatte den Kletterkönig ein Hinterraddefekt ereilte. Das Betreuerauto, das in der Menschenmenge auf der Passhöhe steckengeblieben war, wollte und wollte nicht kommen. Mitteregger musste mit wachsendem Entsetzen mitansehen, wie ein Konkurrent nach dem anderen vorbeizog. „Es war schrecklich für mich. Ich schäme mich nicht meiner Worte, weil es eine menschliche Reaktion war“, erklärte der Steirer Jahre später in Interviews.
Mehr als 150 Siege
Die damalige Rundfahrt gewann er trotz des unglaublichen Mißgeschicks auf der dritte Etappe am Ende trotzdem. 1977 holt er zum dritten und letzten Mal den Gesamtsieg bei der Ö-Tour. Mit mehr als 150 Siege bei Etappenrennen und Kriterien zählt er zu den erfolgreichsten Radsportlern in Österreich.
Rücktritt wegen Herzproblemen
Herz-Rhythmus-Störungen zwangen ihn mit 39 in die Sportlerpension: „Der Arzt hat gemeint, ich soll es besser lassen. Es war schade, weil 1984 die Olympiade in Los Angeles gewesen wäre. Mit dieser Sache wollte ich meine ganze Laufbahn abschließen, aber es hat nicht mehr sein sollen.“
Bis zu seinem Ableben lebte er in seiner Heimatgemeinde Gaal in der Rudolf-Mitteregger-Siedlung. Er hinterlässt seine Frau Heidi, seine Töchter und seine Enkelkinder.
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