Wende in MeToo-Prozess
„Benachteiligt“: Weinstein-Urteil aufgehoben
Unfassbare Wende im MeToo-Prozess: New Yorks höchstes Gericht hat am Donnerstag Harvey Weinsteins Vergewaltigungsverurteilung aus dem Jahr 2020 aufgehoben und festgestellt, dass der Richter im bahnbrechenden MeToo-Prozess den Ex-Filmmogul mit unzulässigen Urteilen benachteiligt hat. Der Produzent bleibt jedoch in Haft.
Die Richter gaben in einer überraschenden Entscheidung der Berufung des 72-Jährigen statt. Die Vorwürfe gegen Harvey Weinstein wegen sexueller Gewalt müssen damit teilweise neu verhandelt werden.
„Ungeheuerliche Fehlentscheidungen“
Nach Einschätzung des Berufungsgerichts habe der Richter Weinstein damals durch „ungeheuerliche Fehlentscheidungen“ benachteiligt. Dabei geht es unter anderem um die Entscheidung, dass Frauen über Vorwürfe aussagten, die nicht Teil der Anklage waren. „Wir kommen zu dem Schluss, dass das erstinstanzliche Gericht fälschlicherweise Zeugenaussagen über nicht angeklagte, mutmaßliche frühere sexuelle Handlungen gegen andere Personen als die Kläger der zugrunde liegenden Straftaten zugelassen hat“, schrieb der zuständige Richter zur Begründung.
Der Angeklagte hat das Recht, nur für das angeklagte Verbrechen zur Rechenschaft gezogen zu werden, und daher dürfen Vorwürfe früherer Fehltaten gegen ihn nicht zugelassen werden, nur um seine Neigung zur Kriminalität nachzuweisen.
Richterin Jenny Rivera
Die Entscheidung fiel mit vier gegen drei Stimmen und war somit relativ knapp. „Der Angeklagte hat das Recht, nur für das angeklagte Verbrechen zur Rechenschaft gezogen zu werden, und daher dürfen Vorwürfe früherer Fehltaten gegen ihn nicht zugelassen werden, nur um seine Neigung zur Kriminalität nachzuweisen“, sagte Richterin Jenny Rive dazu.
Bleibt wegen weiterer Vergewaltigung in Haft
Nach dem Prozess war Weinstein wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu einer Freiheitsstrafe von 23 Jahren verurteilt worden. Nun muss der Fall neu verhandelt werden. Der 72-Jährige wird jedoch weiterhin inhaftiert bleiben. 2022 wurde er in Los Angeles wegen einer weiteren Vergewaltigung zu 16 Jahren Haft verurteilt. Diese ist dafür verantwortlich, dass er nicht auf freien Fuß kommt.
Seit 2017 haben Weinstein mehr als 80 Frauen öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg muss jetzt entscheiden, ob er ein neues Verfahren gegen den früheren Hollywood-Produzenten einleitet oder nicht.
Das New Yorker Urteil galt als Meilenstein der MeToo-Ära, die von dem Fall ausgelöst wurde. Im Herbst 2017 hatten die „New York Times“ und der „New Yorker“ erstmals Anschuldigungen gegen Weinstein öffentlich gemacht.
Überall auf der Welt erkannten viele Frauen und auch einige Männer in der Folge ihre eigenen Geschichten in denen der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wieder – sie begannen, diese Geschichten unter dem Schlagwort „MeToo“ zu sammeln.
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