Mittwoch tauchte René Benko überraschend am Innsbrucker Landesgericht auf. Dort wurde über seine persönliche Insolvenz verhandelt. Die Forderungen gegen ihn belaufen sich auf rund zwei Milliarden Euro, nur 47 Millionen davon werden aktuell anerkannt.
Der Finanzjongleur behauptet, er persönlich verfüge in Österreich weder über nennenswertes Liegenschaftsvermögen noch über relevante Beteiligungen. Tatsächlich hat Benko seine finanziellen Schäfchen schon vor Jahren ins Trockene gebracht. Mithilfe von Stiftungen, in die er in Österreich und Liechtenstein Millionenwerte transferierte. Begleiterin bei diesen Manövern: seine Mutter Ingeborg.
Der Schlüssel zum Tresor
Die Tiroler Masseverwalter suchen nun den Schlüssel zum Benko-Tresor in diesen Stiftungen. Zentrale Fragen dabei: Wie sind die vielen Millionen aus dem intransparenten Signa-Konzern-Konstrukt letztlich in die Privatsphäre der Familie geflossen? Und: Wie profitierte René Benko davon, obwohl er selbst offiziell gar nicht Begünstigter dieser von ihm aufgebauten Stiftungen ist?
Die „Krone“ kann anhand eines Beispiels Licht ins Stiftungs-Dunkel bringen: Vorliegende vertrauliche Unterlagen zeigen, dass Benko offenbar nicht nur der Stifter seiner Laura-Privatstiftung ist, sondern vor allem: wie Millionen aus dieser Stiftung über Umwege wieder zum Privatmann René Benko zurückverschoben wurden. Ein Beispiel aus dem Dezember 2015 zeigt: Einmal wird über 10,99 Millionen Euro diskutiert, wenige Tage später werden 15 Millionen verschenkt.
Die Stroh-Mama
Im Mittelpunkt der komplexen Transaktionen über Anwälte, Steuerberater und Notar stand seine Mutter, eine mittlerweile 73-jährige Pensionistin. Benkos Stroh-Mama erhielt offiziell Millionen aus der Laura Privatstiftung und überwies ihrem Sohn diese Millionen aus der Stiftung weiter. Als Schenkung.
Höchst bemerkenswert sind die Ratschläge und Warnungen der Berater von René Benko, die dieses Überweisungs-Karussell begleiteten. Zitat aus einem Mail von Benkos langjährigem Anwalt Nikolaus Arnold an seinen Klienten: „Wie bereits wiederholt festgehalten, müssen wir von Zuwendungen direkt an Herrn Benko abraten.“
Brisanter Grund: René Benko könnte – so befürchtete schon vor Jahren Benkos Anwalt – anstelle seiner Mutter als wirtschaftlicher Berechtigter der Laura Privatstiftung angesehen werden. Dies hätte – so der vorsichtige Benko-Berater – Offenlegungen gegenüber Banken und der Finanz zur Folge.
Für die Innsbrucker Masseverwalter Benkos wäre das wohl ein Weg zu den in dieser Stiftung gebunkerten Benko-Millionen, die mit einem solchen Schlüssel an René Benkos Gläubiger fließen könnten. Die Benko-Berater scheinen dieses Risiko schon vor Jahren erkannt zu haben: „Damit man sich nicht direkt des Vorwurfes einer Umgehung im Bereich der Zuwendung von Schenkungen aussetzt, solltet Ihr bitte auch noch überlegen, ob man die Beträge nicht unterschiedlich gestaltet.“
Im Klartext: Damit die Kreisüberweisungen nicht so auffallen, soll die Mutter das offiziell an sie von der Stiftung zugewendete Geld aufteilen und in kleineren Happen an ihren René weiterüberweisen.
Transfers in die Privatsphäre
Die der „Krone“ vorliegenden Unterlagen belegen offenbar erstmals, dass sich Benko mithilfe seiner Berater und seiner Mutter einen diskreten Geldkreislauf eingerichtet haben dürfte, um im Verborgenen über Stiftung und Mutter stolze Beträge, die er offiziell eigentlich in eine Stiftung eingebracht hatte, zumindest teilweise wieder in seine Privatsphäre zu transferieren. Rechtsanwälte und Steuerberater machten dem Pferdesportfan, der sich über diese Laura Stiftung Ende Juli 2023 sozusagen als Draufgabe noch ein Millionenpferd leistete, den Steigbügelhalter.
Heute besitzt René Benko laut eigenen Angaben vor dem Innsbrucker Landesgericht kein relevantes Vermögen mehr. Wie sollte er auch, wenn die Zuwendungen der Stiftung offiziell an seine Mutter fließen. Eine Kindergartenpädagogin im Ruhestand.
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