Vor Offensive
Hunderttausende haben schon Rafah verlassen
Israel hält im Kampf gegen die islamistische Hamas den Einsatz in der Grenzstadt Rafah im Süden des Gazastreifens für unumgänglich. Allerdings will die israelische Regierung palästinensische Zivilisten vor Beginn der Kampfhandlungen „an sicherere Orte“ bringen. Laut einem Medienberichte haben seit Anfang April bereits Hunderttausende Menschen Rafah verlassen.
150.000 bis 200.000 palästinensische Zivilisten seien seit dem 7. April aus Rafah weggegangen, berichtete die „Jerusalem Post“ am Donnerstag unter Berufung auf die Armee. Das Militär wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern.
Zeitweilig hielten sich in Rafah rund 1,5 Millionen der mehr als 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen auf. Mehr als eine Million hatte dort nach Angaben von Hilfsorganisationen im Zuge des Gaza-Krieges Zuflucht gesucht. Am 7. April hatte die israelische Armee eigenen Angaben zufolge ihre Truppen aus der Stadt Khan Younis, die ebenfalls im Süden des Gazastreifens liegt, abgezogen. Seitdem begannen Zivilisten der „Jerusalem Post“ zufolge Rafah etwa in Richtung Khan Younis zu verlassen.
Israels Militär hofft demnach darauf, dass weitere Zivilisten dem Beispiel folgen und in neu errichtete Zeltstädte im Süden sowie im Zentrum des Gazastreifens ziehen werden.
Temporärer Hafen vor Gazastreifen soll im Mai bereit sein
Um eine raschere Verteilung von Hilfsgütern an die notleidende Zivilbevölkerung zu garantieren, errichten die USA mit anderen Partnern derzeit einen temporären Hafen vor der Küste des Gazastreifens. Die Arbeiten schreiten laut Washington gut voran. Man rechnet damit, dass die provisorische Hafenanlage im Norden des Gazastreifens Anfang Mai einsatzfähig sein wird.
Das Pentagon machte am Donnerstag deutlich, dass die Anlage so angelegt sei, dass keine US-Soldaten den Gazastreifen betreten werden. Israels Armee teilte mit, sie werde bei der Logistik und Sicherheit der amerikanischen Initiative, zu der auch der Bau eines schwimmenden Piers gehöre, Unterstützung leisten.
US-Hilfsbehörde: „Humanitäre Lage unglaublich schlimm“
Gleichzeitig warnte die US-Regierung noch einmal eindringlich vor einer drohenden Hungersnot. „Die humanitäre Lage in Gaza ist unglaublich schlimm“, sagte eine Vertreterin der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID). Fast 30 Prozent der Kinder im Norden des Gazastreifens zeigten Anzeichen schwerer Unterernährung. Im Süden des Gazastreifens sei fast ein Viertel der Bevölkerung mit „katastrophaler Ernährungsunsicherheit“ konfrontiert. Diese Zahlen würden in den kommenden Monaten ohne dringende lebensrettende Maßnahmen zur Bekämpfung der Unterernährung deutlich steigen, warnte die Vertreterin.
Ein weiterer Regierungsvertreter nannte Details dazu, wie die temporäre Hafenanlage funktionieren soll. Man gehe davon aus, dass anfangs täglich bis zu 90 Lkw mit Hilfslieferungen, die aus Zypern kommen sollen, beladen werden könnten. Sobald die Anlage volle Betriebsfähigkeit erreicht habe, könnten es bis zu 150 sein, sagte er. Israelische Marineschiffe und die israelische Luftwaffe würden zum Schutz der Operation beitragen. Unterstützt werde das Projekt von rund tausend US-Streitkräften, so der Regierungsvertreter.
Granatenangriff auf Baustelle
Am Mittwoch kam es zu einem Zwischenfall auf der Baustelle. Palästinensische Extremisten sollen israelischen Angaben zufolge bei einem Besuch von UNO-Mitarbeitern Mörsergranaten auf die Baustelle gefeuert haben. Israelischen Medien zufolge wurde niemand verletzt. Man gehe davon aus, dass der Angriff nichts mit der Lieferung von Hilfsgütern über die temporäre Anlage zu tun gehabt habe, sagte der US-Regierungsvertreter.
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