Lokalaugenschein bei der Autogrill-Raststätte an der Ostautobahn (A4) Göttlesbrunn am vergangenen Mittwoch: Hier gab es besonders viele Beschwerden von Kundenseite, sagte Stefanie Grafenauer von der Asfinag. Der Musterprozess dürfte aber Wirkung gezeigt haben. Das Reinigungspersonal vor dem Eingang zum WC ist verschwunden. Stattdessen gibt es ein Hinweisschild, das die unentgeltliche Benützung klar- und den Besuchern die Gabe von Trinkgeld freistellt.
Die Kontrollore der Asfinag zeigten sich zufrieden: "Die Kontrolle hat ergeben, dass die Situation bei den Toiletten den Verträgen entspricht. Trinkgeld darf sein, wenn kein Personal um Entgelt bittet und Spenden einfordert. Hier gibt es ein Hinweisschild, dass die Toilettenbenützung kostenlos ist."
Anders rund 40 Kilometer weiter an der Shell-Autobahn-Tankstelle in Nickelsdorf. Vor den WC-Türen hält sich eine Putzfrau auf, daneben ein "Gebührenteller". Das entspricht nicht unseren Vorstellungen, betonte Grafenauer. "Die Dame erweckt den Anschein, dass sie Spenden einheben will."
Gerichtsurteil bestätigte Zwangssituation durch Spenden
Und wenn man das als Kunde einfach ignoriert und nichts "spendet"? "Eigentlich kann man das, aber es ist manchmal schwierig. Es gibt psychologische, menschliche oder moralische Situationen, die es vielen Kunden schwer machen, ohne ein Entgelt einzuwerfen vorbeizugehen, und deshalb kann man hier auch nicht von Freiwilligkeit sprechen - das hat das Gerichtsurteil bestätigt. Es gibt dadurch eine Zwangssituation", sagte Grafenauer.
Vonseiten Shell hieß es, dass man seit der Musterklage im Juli die Pächter angewiesen habe, die Anforderungen gemäß des Urteils und der Asfinag zu erfüllen. "Wir waren der Meinung, dass das jetzt entsprechend umgesetzt wird", sagte Shell-Sprecherin Julia Gmeiner. Sollte sich herausstellen, dass das nicht eingehalten wurde, werden wir dem nachgehen", ergänzte sie. Setzte aber nach: "Es stellt sich für uns halt schon auch die Frage, inwiefern man Toiletten sauber halten soll, wenn sich die Putzfrau dort nicht aufhalten darf. Ihre Anwesenheit ist ja legitim." Generell sei aber auch Shell mit dem Zustand des Spendensystems unzufrieden. "Wir sind an einer kundenorientierten, einheitlichen Lösung interessiert."
Fachverband: Bis zu 100.000 Euro Kosten im Jahr
Der Fachverband der Mineralölindustrie (FVMI) beklagte in der Diskussion stets die hohen Kosten, die den Pächtern durch die Reinigung entstehen. Bis zu 2.000 Menschen besuchen täglich ein Tankstellen-WC. Die Kosten für die Reinung können bis zu 100.000 Euro im Jahr betragen, rechnete der Fachverband nun in einer Stellungnahme vor. Für die Pächter sei vor allem die große Zahl an Reisenden belastend, die ausschließlich das WC aufsucht - und nichts kauft.
"Eine branchenübergreifende, kundenorientierte Regelung, die hohe Hygienestandards an den Stationen dauerhaft sichern hilft, ist daher wünschenswert", hieß es vonseiten des FVMI. Mit der Ergänzung: "Die Benutzung der Toilettenanlagen auf Autobahn-Tankstellen bleibt für alle Kunden weiterhin kostenlos." Zuletzt war der Fachverband noch für ein Gebührensystem eingetreten. Wie eine Toilettenlösung an Autobahn-Tankstellen aber konkret aussehen möge, ließ man jedoch offen.
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