So schnell wird der Traumberuf zum Albtraum: Rötungen, Bläschen, Entzündungen der Haut machen das Arbeiten unmöglich. Doch nicht nur Chemikalien, auch Feuchtigkeit schadet der Haut. Damit ist Handekzem die häufigste Berufskrankheit, vor allem bei Friseuren
„Handekzeme sind entzündliche, nicht infektiöse Veränderungen an der Haut der Hände. Das Reaktionsmuster wird dabei durch ein Nach- und Nebeneinander von Rötung, Bläschen, Exsudation (Anm.: nässende Stellen) , Papeln und Schuppung als entzündliche Reaktion der Haut definiert“, beschreibt OA Dr. Daniel Wilfinger Abteilung für Berufskrankheiten und Arbeitsmedizin Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, Rehabilitationsklinik Tobelbad, St., das Krankheitsbild.
Eine Lappalie ist das nicht. Im Laufe des Lebens leiden ca. 15 Prozent der Bevölkerung an einem Handekzem, wovon über die Hälfte davon beruflich bedingt ist, und bei mehr als jedem vierten Betroffenen direkt in die Arbeitsunfähigkeit führt.
Am häufigsten kommen Hautkrankheiten in Berufen mit einem hohen Anteil an Feuchtarbeit vor – hier gilt tatsächlich Wasser als Noxe, wie bei einem Pressegespräch in Wien berichtet. Dr. Wilfinger: „Daher sind die am stärksten gefährdeten Berufsgruppen Friseure und Kosmetiker, gefolgt von Metall- und Reinigungsberufen, dem Baugewerbe, Gesundheitsberufen und der Lebensmittelbranche. Im Friseurberuf spielen vor allem Allergene aus Haarfärbe- und Blondierungsmitteln, Inhaltsstoffe aus Dauerwellenpräparaten, Konservierungs- und Duftstoffe eine wichtige Rolle.“
Paradoxerweise ist das Tragen von Handschuhen während der Arbeitszeit nicht immer eine ideale Lösung, sie können selber zum Auslöser für Dermatosen werden.
Für die Vorbeugung und Behandlung berufsbedingter Hauterkrankungen bietet die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt österreichweit ein umfassendes Präventionsprogramm für Arbeitnehmer und Arbeitgeber an.
Dr. Daniel Wilfinger,
Bild: ungefiltert
Nur nicht warten, bis sich das Problem verbreitert hat, sondern schon bei den ersten Anzeichen Hilfe beim Dermatologen suchen! Es ist keine Schwäche oder gar übertrieben, Rötungen, Juckreiz oder Bläschen rasch abklären zu lassen. Im Gegenteil. Sonst drohen Krankenstand, langwierige Behandlungen oder sogar Spitalsaufenthalt.
Es kommt auch immer wieder vor, dass Friseur-Lehrlinge im letzten Lehrjahr ihre Beschwerden nicht mehr in den Griff bekommen und dann mit der Berufslaufbahn gar nicht beginnen können, wie Mst. Marcus Eisinger, Innungsmeister der Landesinnung Wien der Friseure, Wirtschaftskammer Wien, betonte.
Die Basistherapie besteht aus Rückfettung der Haut. Die Therapiemöglichkeiten reichen von medizinischen Salben (Kortikosteroide, Calcineurininhibitoren) über Phototherapie mit UV-Strahlung bis hin zu Medikamenten. Diese werden aber erst eingesetzt, wenn alle anderen Behandlungsversuche erfolglos geblieben sind.
Neben Handekzemen gewinnt auch berufsbedingter Hautkrebs zunehmend an Bedeutung, sowie Psoriasis, die ebenso als Berufskrankheit gelten kann, wenn berufsbedingte Faktoren sie verschärfen. Laut AUVA muss das Bewusstsein für berufsbedingte Hauterkrankungen weiter gestärkt und präventive Maßnahmen in den Arbeitsalltag integriert werden.
Einen Aspekt, der viel zu wenig bedacht wir, brachte der Innungsmeister der Wiener Friseure ins Spiel: „Wenn wir an einen Friseurbesuch denken, assoziieren wir Schönheit, Stil und das Gefühl, verwöhnt zu werden. Doch hinter dem Spiegel und den schicken Frisuren verbirgt sich eine weitere, bisher oft zu wenig beachtete Dimension des Friseurhandwerks: Friseure können als körpernahe Dienstleister auch wichtige Partner im Bereich der Gesundheitsvorsorge sein. Da sie regelmäßig mit der Kopfhaut und den Haaren ihrer Kundschaft arbeiten, können sie diese auf ungewöhnliche Muster im Haarausfall, Hautveränderungen oder andere Anomalien aufmerksam machen.“
Dazu zählen neben Verfärbungen und anderen Hautveränderungen auch akute Erkrankungen wie zum Beispiel Pilzinfektionen auf der Kopfhaut. Die Tatsache, dass Hautveränderungen auf der Kopfhaut oft durch die Haare verdeckt werden und von den Betroffenen selbst nur schwer zu bemerken sind, macht es umso wichtiger, Friseure dahingehend zu schulen.
Auch Muttermale, Hautkrebsvorstufen und allergische Reaktionen können bei der Haarpflege im Salon beobachtet werden. Wenn der Friseur solche Erscheinungen auch nicht medizinisch einordnen kann oder darf, so ist es schon wertvoll, darauf aufmerksam gemacht zu werden und eine weitere Abklärung herbeizuführen.
Marcus Eisinger: „Daher kann es auch für Kunden von Vorteil sein, gut ausgebildete Friseure zu wählen, die nicht nur über technische Fertigkeiten im Friseurhandwerk, sondern auch ein geschärftes Bewusstsein für die Hautgesundheit verfügen.“
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