Seit Wochen forschen Wissenschaftler in den USA auf Hochtouren, nachdem sich die Vogelgrippe dort vermehrt bei Milchkühen ausbreitet. Nun zeigen sich führende Forschende besorgt. Das Virus hat sich bereits Säugetieren angepasst. Experten raten jetzt dringend zum Umdenken.
Das sei ein „schlechtes Signal“, zeigt sich der bekannte Virologe Eric Feigl-Ding via Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) besorgt. Er bezieht sich damit auf die neuesten Erkenntnisse der US-Behörde für Seuchenbekämpfung und Prävention CDC – diese bestätigte nämlich nun drei weitere Fälle von toten Katzen in Folge einer Infektion mit dem H5N1-Virus.
Die Tiere hatten laut Sonja Olsen, stellvertretender Leiterin der Influenza-Abteilung der CDC, unter neurologischen Symptomen gelitten – „mit schnellem Verfall bis zum Tod“, schilderte sie gegenüber den BNO-News.
Hunde könnten brisante Überträger werden
Die zuletzt verstorbenen Katzen sind fast allesamt bei durchseuchten Milchviehbetrieben beheimatet gewesen. Die Fälle seien jedenfalls ein Hinweis darauf, dass sich das Virus bereits an Säugetiere angepasst habe, zeigt sich Feigl-Ding besorgt. Der Verdacht: Die Tiere könnten sich durch das Trinken von Rohmilch angesteckt haben.
Neben Katzen seien dabei nun auch bestimmte Hunderassen (etwa Beagles) gefährdet, so Feigl-Ding weiter: „Und solche Hunde können ihre Anpassung an den Menschen erleichtern (da mehr Hunde als Milchkühe mit Menschen zusammenleben)“.
Top-Virologe konsumiert keine Milch mehr
Für Menschen sorgte in dem Zusammenhang zuletzt eine Empfehlung der CDC für Aufsehen: Demnach sollten Menschen keine Rohmilch mehr trinken, sondern ausschließlich pasteurisierte, um ein mögliches Überspringen auf den Menschen zu vermeiden. Der weltweit führende Virologe Rick Bright stellte seinen Milchkonsum sogar gänzlich ein, bis es den enggültigen Beweis gibt, dass auch pasteurisierte Milch ungefährlich ist.
Einem Team rund um die Pathobiologin Louise Moncla von der Universität von Pennsylvania ist es inzwischen gelungen, die genetischen Informationen der von der Seuche betroffenen Rinder aufzuschlüsseln – und damit Entwarnung zu geben, was eine menschliche Infektion mit H5N1 betrifft. Der Erkrankte in Texas habe sich demnach nicht bei Rindern, sondern vielmehr durch Vögel infiziert - es handelte sich also noch nicht um eine entsprechende Mutation, die etwa über Milch gefährlich werden könnte.
„Fürchte wirklich, dass wir bald eine Pandemie erleben werden“
Trotz der positiven Nachricht sind die Top-Experten jedoch immer noch in Alarmbereitschaft: „Der derzeitige Stamm von #H5N1 ist offenbar ein Virus, das nicht so leicht auf den Menschen überspringt“, erklärt die deutsche Virologin Isabella Eckerle von der Universität Genf. „Aber wir tun alles, um es zu ändern: Seit letztem Jahr zirkuliert es in Nerzfellfarmen, jetzt zirkuliert es in US-Kühen. Ich fürchte wirklich, dass wir bald eine Pandemie erleben werden, die sich ausbreitet.“
Die Gefahr liege dabei gar nicht so sehr in der Übertragung über die Milch, sondern durch die weitere Anpassung an Säugetiere, was dazu führen könnte, dass die Vogelgrippe sich auch bei Menschen ausbreitet. Man dürfe das nicht ausschließen und müsse Personen und Kühe in den betroffenen Gebiete viel mehr testen, um eine etwaige Ausbreitung zu stoppen: „Die Welt, in der wir derzeit leben, ist nicht bereit für eine weitere Epidemie oder Pandemie“, so Eckerle.
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