Bildungssystem neu?

Polaschek schlägt vor: Nicht nur Lehrer in Schulen

Politik
04.05.2024 14:52

Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir – genau umgekehrt war es vergangene Woche bei Bildungsminister Martin Polaschek: Um zu lernen, wie Schule besser werden kann, traf er sich mit zuständigen Politikern, Experten und Schülern in Berlin, wo es Quereinsteiger sogar zum Schulleiter schaffen.

Apropos: Von den österreichweit insgesamt 700 Quereinsteigenden dieses Schuljahres haben knapp 20 das Handtuch geworfen – aus unterschiedlichen Gründen: „Manche sehen, dass der Beruf doch nichts für sie ist – oder nicht das, was sie sich vorgestellt hatten“, erläutert Polaschek. Die meisten bleiben Lehrer und das sei gut so: „Quereinsteigende bringen eine unglaubliche Vielfalt mit in unsere Schulen, viel Lebenserfahrung, eine pragmatische Herangehensweise und einen unvoreingenommenen Blick.“

In Berlin werden sie von Paten – pensionierte Lehrer, die Tipps geben – begleitet, in Österreich stehen ihnen Mentoren – aktive Lehrkräfte aus dem Kollegium der Schule – zur Verfügung. Polaschek: „Eine Mischform wäre interesant.“

Wollen voneinander lernen: Berlins Bildungsstaatssekretärin Christina Henke und Bildungsminister Martin Polaschek. (Bild: Philipp Gaiko)
Wollen voneinander lernen: Berlins Bildungsstaatssekretärin Christina Henke und Bildungsminister Martin Polaschek.

Eindruck hinterlassen haben beim Minister vor allem die multiprofessionellen Teams in Berlins Schulen – also Lehrkörper bestehend nicht nur aus Lehrerinnen und Lehrern, sondern auch aus Logopäden, Psychologen, Erziehenden, Lerntherapeuten, Schulsozialarbeitern und Co. „Das ist uns sehr wichtig“, betont Christina Henke, Berliner Staatssekretärin für Bildung: „Unsere Lehrer sind Fachexperten, aber Schulen stehen heute vor Herausforderungen, für die auch Leute aus ganz anderen Bereichen gebraucht werden. Darauf antworten wir mit multiprofessionellen Teams.“

Ein Modell für Österreich? 
Bei uns sei das derzeit „dienstrechtlich nicht möglich“, bedauert Polaschek, und überlegt eine Änderung des Dienstrechts in diese Richtung.

Umgekehrt gilt die heimische Digitalisierung – Tablets für Schüler, digitale Klassenbücher, Schulen mit KI-Schwerpunkt, das neue Schulfach Digitale Grundbildung – als Vorbild für die deutschen Nachbarn. In Hinblick auf die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz „wird sich unsere Lernkultur ändern müssen. Der Unterricht muss interaktiver werden und wir müssen uns vielleicht auch von klassischen Methoden verabschieden“, sagt Polaschek.

Und meint damit faden Frontalunterricht: „Wir müssen den Schülern klarmachen, warum welche Dinge gelernt werden, und aktiver erklären, was in der Schule passiert. Dass die KI einen Text schreiben kann, ist klar, aber sie nimmt dir nicht das Üben von Kreativität und Wortschatz ab. Schüler müssen trotzdem lernen, mit der Hand zu schreiben und im Kopf zu rechnen.“

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