Böse Überraschung
Drosten: „Werde nicht mehr die Polizei holen“
Durch die Corona-Krise hat der deutsche Top-Virologe Christian Drosten unfreiwillig einem großen Publikum bekannt. Dies hatte jedoch auch äußerst unangenehmen Folgen für ihn. Wegen einer akuten Bedrohung vor den Augen seines Kindes rief er 2022 die Polizei zu Hilfe. Das Ergebnis ist für ihn jedoch äußerst ernüchternd.
Beschimpfungen und üble Drohungen gehörten für Drosten im Zuge der Corona-Pandemie schon fast zum Alltag. Immer wieder werde er angesprochen, erklärte der ausgewiesene Experte für Coronaviren im Rahmen eines Gerichtsprozesses in Deutschland. Auch von Menschen, „die offensichtlich falsch abgebogen sind“.
Während er zu Beginn noch versucht habe, mit diesen Personen zu sprechen, sei er irgendwann dazu übergegangen, einfach zu sagen: „Gehen Sie bitte weiter“, zitierte ihn die „Zeit“.
Wüste Beschimpfungen am Campingplatz
Ein Vorfall war aber dann besonders drastisch. Während eines Campingausflugs mit seiner Familie nördlich von Berlin ging der Wissenschaftler mit seinem vierjährigen Sohn über den Zeltplatz, um Zähne zu putzen. Am Weg dorthin näherte sich ihnen ein der Beschreibung nach hagerer Mann mit Bierflasche in der Hand. Es folgte eine grölende Schimpftirade: Drosten sei der „größte Verbrecher aller Zeiten“, ein „Massenmörder“.
„Wäre ich alleine gewesen, hätte ich das weggelächelt“, schilderte Drosten weiter, in diesem Fall aber stand sein Kind daneben. Die Auseinandersetzung war damit aber noch nicht zu Ende: Am Tag darauf stellte ihn auch noch die Freundin des Mannes zur Rede. Die Frau sei immer drängender und aggressiver geworden, Drosten habe „das Leben von Kindern auf dem Gewissen“, soll sie gesagt haben. Sein Sohn sei regelrecht verstört gewesen, dachte er doch, sein Vater müsse ins Gefängnis, so der Corona-Erklärer.
Corona-Leugner kommen ohne ernste Konsequenzen davon
Die Konsequenz: Drosten rief die Polizei zu Hilfe. Ein Fehler, wie er nun zermürbt erklärte. Der Fall landete nämlich vor Gericht und wurde diese Woche verhandelt. Das Corona-Leugner-Paar wurde dort vom Richter auch schuldig gesprochen. Sie hätten Drosten öffentlich beleidigt, der Mann habe außerdem Fotos von Drosten ohne dessen Einverständnis veröffentlicht. Ernsthafte Konsequenzen haben die Tiraden gegen den Wissenschaftler aber nicht. Beide Angeklagten werden nur verwarnt. Eine Geldstrafe wird nur zur Bewährung ausgesetzt.
„Ich werde nicht noch mal die Polizei holen, auch wenn meine Kinder bedroht werden. Weil das, was daraus resultiert, für mich nicht akzeptabel ist“, zeigte sich Drosten jedenfalls enttäuscht. Zwar sei ihm der Ausgang des Verfahrens relativ egal, sein einziges Interesse sei gewesen, dass die Polizei die Situation beende, zitierte ihn die „FAZ“.
„Habe keinen Groll, eher Mitleid“
Es sei zwar kein Fehler gewesen, die Polizei zu rufen, beim nächsten Mal werde er es sich dreimal überlegen. Am meisten ärgerten ihn in der Situation aber die Falschmeldungen in diversen Medien. Dabei wurde behauptet, er habe seinen Urlaub abgebrochen, obwohl die Familie immer nur eine Nacht habe bleiben wollen. Das sei noch unangenehmer gewesen als die Befragung vor Gericht, sagt er.
Das Urteil sorgte auch in der Politik für erstaunte Reaktionen:
Der Prozess wird jedenfalls in die nächste Instanz gehen. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch die Verteidiger haben Berufung eingelegt – Drosten wird damit einmal mehr vor Gericht als Zeuge erscheinen müssen: „Ich habe keinen Groll auf diese Leute, eher Mitleid“, stellte Drosten im Vorfeld aber bereits klar.
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