Familienzuzug: Wien ist stark betroffen. Die Politik streitet. Dabei zeigen Expertisen, dass das Problem schon seit vielen Jahren ignoriert wurde. Das lässt sich auch anhand von Studien nachweisen.
Die Aufregung um den Familienzuzug aus Syrien erregt die Politik. Wien ist besonders betroffen. 350 Kinder monatlich. Wohin mit ihnen? Was heißt das auch für das Schulsystem? „Das Riesenproblem ist nichts Neues. Man hat das schon vor vielen Jahren gewusst, auch schon vor 2015, als eine große Welle uns erreichte. Man wusste, dass Migranten bei Pisa-Tests viel schlechter abschneiden“, sagt Carmen Treml von der Agenda Austria.
Enorme Probleme fürs Lehrpersonal
Sie und ihre Kollegen haben sich die letzten Pisa-Ergebnisse angesehen. 2012, 2015, 2018, 2022. Migranten schneiden viel schlechter ab. Dabei sind sowohl jene erster als auch zweiter Generation erfasst, was zusätzlich bedenklich stimmen sollte. Das stellt auch das Lehrpersonal vor enorme Probleme.
Es wurde vieles viel zu lange unter den Tisch gekehrt. Jetzt kommt der Aufschrei.
Carmen Treml von der Agenda Austria
Noch einmal um einiges schlechter schneiden jene Migrantenkinder ab, wo daheim die Muttersprache, und nicht Deutsch gesprochen wird. „Das Thema ist jetzt wieder hochgegangen, aber nicht neu. Es wurde vieles viel zu lange unter den Tisch gekehrt. Jetzt kommt der Aufschrei“, kritisiert Treml die Politik.
Wien zieht besonders viele Migranten an
Es gebe auch enorme Unterschiede in den Bundesländern. „In Tirol etwa gibt es weniger Grundversorgung als in Wien. Also zieht es viele Migranten oder Asylwerber dorthin.“ Bis zu drei Viertel sind es laut Berechnungen.
Zuletzt entbrannte eine Diskussion um die Residenzpflicht. Wie sie es in Dänemark gibt. Ausgelöst durch AMS-Chef Johannes Kopf. Er wünscht, dass die Auszahlung der Mindestsicherung für Geflüchtete an das Bundesland gekoppelt sein müsse, in dem der Asylantrag gestellt wurde.
Denn derzeit habe Wien etwa 30.000 arbeitslose Geflüchtete, andere Länder nur einige Hundert. Wäre bei der Sozialhilfe alles einheitlich, wäre der Drang nach Wien nicht ganz so groß, glaubt auch Carmen Treml.
„Mathematik auf Syrisch bringt nichts“
So aber sei Wien der Brennpunkt. „2023 gab es im Schnitt 35% Ausländer in Schulen, am Land nur 13%. Wir müssen die Herausforderungen endlich annehmen.“ Zentral sei bei alledem die deutsche Sprache. „Es bringt nichts, wenn man Mathematik daheim auf Syrisch beigebracht bekommt.“
Wien fühlt sich vom Bund in der Angelegenheit alleingelassen. Die türkis-grüne Regierung weist indes die Forderung nach Residenzpflicht zurück. Das Riesenproblem dürfte so schnell nicht kleiner werden.
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