Konzertkritik

Von nordischer Schlichtheit keine Spur

Menschen
28.04.2024 17:33

In weiten Teilen großartig, aber auch durchaus diskussionswürdig war am Samstagabend das Gastspiel des „Bergen Philharmonic Orchestra“ bei den Bregenzer Meisterkonzerten. 

Es war ein wahres Best-off der Klassik, das die Bregenzer Meisterkonzerte zu ihrem Saisonabschluss am Samstagabend boten. Eröffnet wurde das Programm durch die Tondichtung „Der Zauberlehrling“ nach Goethe von Paul Dukas, wo gleich die Vorzüge des Bergen Philharmonic Orchestra aus Norwegen, dirigiert von ihrem Chef Edward Gardner, erlebbar wurden. Dazu gehört eine erstaunlich dynamische Bandbreite – diese reichte am Samstag vom hingetupften Beginn des „Zauberlehrlings“ bis zu den machtvollen Steigerungen bei Dvoraks Neunter Sinfonie, von einer sehr präsenten Pauke unterstützt. Präzision und Flexibilität seien ebenfalls als Vorzüge genannt.

Die Interpretation warf einige Fragen auf
Letztere war von den Musikern gefordert, denn Dirigent Edward Gardner legte bei Dvoraks berühmter und vielgehörter Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ eine Rubatofreudigkeit an den Tag, die es in sich hatte. Kaum eines der berühmten Themen, das nicht besonders langsam angegangen wurde, kaum eines, das seinen Puls von Anfang bis Ende behielt. Das mag Geschmackssache sein und wird auch unter Fachleuten viel diskutiert. Aber bei einem so stark auf volksliedartigen Melodien beruhenden Werk (Dvorak wurde inspiriert von Volksliedern, hat diese aber nicht eins zu eins übernommen), wäre eine schlichtere Interpretation weit eher angebracht gewesen.

Ein Muster an uneitler Hingabe und Feinsinn
Pure Glücksgefühle hingegen entfaltete vor der Pause das Violinkonzert in e-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Solistin war Veronika Eberle, die, beheimatet in Donauwörth, seit mehreren Jahren eine glänzende internationale Laufbahn verfolgt und auch schon in Schwarzenberg und bei Dornbirn Klassik zu hören war. Bei Mendelssohns wundervollem Konzert gab sie ein Musterbeispiel an uneitler Hingabe und feinsinniger Musikalität, formte die Themen auf ihrer Stradivari mit gesanglichem Atem, aber auch mit Temperament. Für den begeisterten Applaus dankte sie mit einer Zugabe.

Die Violinistin Veronika Eberle wusste auf der ganzen Linie zu überzeugen. (Bild: Udo Mittelberger)
Die Violinistin Veronika Eberle wusste auf der ganzen Linie zu überzeugen.

Andere Länder, andere Sitten
Auch das Orchester spielte zum gänzlichen Schluss des Konzertes eine solche. Es war die „Valse triste“ von Jean Sibelius – skandinavische Musik somit. Ungewohnt waren auch einige Gebräuche der Norweger. Nach der Pause war das Orchester teils umbesetzt und hatte eine neue Konzertmeisterin. Und offensichtlich individuell gekleidet zeigten sich die Herren: Denn während viele Musiker im Frack auftraten, trug der Dirigent einen schlichten schwarzen Anzug.

Mit diesem Gastspiel ging eine in mehrfacher Hinsicht besondere Saison 23/24 der Bregenzer Meisterkonzerte zu Ende.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Vorarlberg Wetter
1° / 4°
Symbol Schneeregen
2° / 4°
Symbol starker Regen
3° / 6°
Symbol starke Regenschauer
2° / 5°
Symbol starke Regenschauer



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt