Sieg vor Gericht

Pflegegeld für Demente war vier Stufen zu niedrig

Die Betroffene ist zwar körperlich fit, aber geistig nicht mehr.

(Bild: Sven Hoppe)

Eine demenzkranke Oberösterreicherin wurde offenbar von der Pensionsversicherungsanstalt völlig falsch eingestuft, eine Anpassung nach oben wurde gar abgelehnt. Erst nach dem Einschreiten der Arbeiterkammer wurde sie aufgewertet – und das gleich um vier Stufen. 

Mit 354 Euro pro Monat Pflegegeld musste eine kranke Oberösterreicherin auskommen. Die über 80-Jährige aus dem Bezirk Braunau ist zwar körperlich fit, doch ihre schwere Demenzerkrankung hat sich in letzter Zeit stark verschlechtert. Laut ihren Angehörigen könne sie keine Sekunde alleine gelassen werden. Die Seniorin sei nicht nur verwirrt und desorientiert, sondern mitunter aggressiv, mit Hang zur Selbstverletzung.

205 Stunden pro Monat
Deshalb stellten die Angehörigen einen Antrag auf Erhöhung der Pflegestufe. Die überraschende Antwort der Pensionsversicherungsanstalt (PVA): Es liege kein Pflegebedarf vor, der eine Erhöhung rechtfertigen würde. Die betroffene Familie wollte das nicht akzeptieren und wandte sich an die Arbeiterkammer.

Gemeinsam reichten sie eine Klage gegen den Bescheid beim Arbeits- und Sozialgericht ein. Ein gerichtlicher Sachverständiger kam auf einen Pflegeaufwand von mehr als 205 Stunden pro Monat – das heißt Pflegestufe sechs. Die demente Frau war demnach gleich um vier Stufen zu niedrig beurteilt worden.

1200 Euro mehr pro Monat
Für die Angehörigen bedeutet das finanziell eine deutliche Entlastung. Dank dem Einschreiten der Arbeiterkammer Oberösterreich stehen jetzt 1200 Euro pro Monat mehr zur Verfügung. „Ich erwarte mir von der PVA ordentliche Gutachten und faktenbasierte Bescheide, damit unsere Mitglieder auf kurzem und fairen Wege zu ihren Ansprüchen kommen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.

Kommentar

Gutachter hat seinen Job verfehlt

Es gibt wohl kaum ein schlimmeres Gefühl, als wenn dich ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr erkennt. Und du auch noch Angst davor haben musst, dass dieser Mensch vom Spazierengehen nicht mehr heim findet oder sich selbst verletzt.

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Du versuchst alles, damit der Alltag trotzdem halbwegs normal bleibt. Doch anstatt die Zeit gemeinsam mit deinem Liebsten so gut es geht verbringen zu können, werden dir von PVA riesige Steine in den Weg gelegt. Zwischen Pflegestufe zwei und sechs liegen Welten. Wie man das als Gutachter nicht sehen oder vielleicht sogar ignorieren kann, ist mir rätselhaft.