Der französische Filmstar Gérard Depardieu ist nach Vorwürfen sexueller Gewalt von der Polizei vorgeladen worden. Er befindet sich seit Montagfrüh in Gewahrsam und wird verhört. Das bestätigte eine Sprecherin seines Anwalts.
Dabei gehe es um Vorwürfe von zwei Frauen, die ihn Anfang des Jahres wegen sexueller Belästigung während Dreharbeiten zu zwei Filmen in den Jahren 2014 und 2021 angezeigt hatten.
Französischen Medien zufolge wird er auf einer Polizeistation in Paris von der Kriminalpolizei vernommen. Er soll den Frauen bei Dreharbeiten unsittlich nähergekommen sein. Konkret genannt werden die Filme „Der Zauberer und die Siamesen“ von Jean-Pierre Mocky im Jahr 2014 und „Volets vertes“ von Jean Becker im Jahr 2021. Eine der Frauen sagte aus, er habe sie brutal gepackt, seine Beine wie eine Krabbe um sie geschlungen, sodass sein Bauch gegen ihre Brüste drückte. Leibwächter des Stars mussten ihn stoppen.
Polizeigewahrsam zeitlich begrenzt
Das Polizeigewahrsam ist in Frankreich zeitlich begrenzt. Im Anschluss daran können Verdächtige der Staatsanwaltschaft oder einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Aus Vorermittlungen kann so ein Ermittlungsverfahren werden.
Von der Pariser Staatsanwaltschaft hieß es lediglich, man könne derzeit nichts mitteilen oder bestätigen. Zunächst müssten mögliche Vorwürfe beurteilt werden. Die Verfahrensbeteiligten seien zudem die Ersten, die es zu informieren gelte.
Party mit Helmut Werner
Erst im März war Depardieu in Österreich auf Besuch, um mit dem Künstlermanager Helmut Werner dessen 40. Geburtstag zu feiern. Der 75-Jährige war samt Freundin Magda Vavrusova dabei.
Ermittlungen seit 2020
Der 75-jährige Depardieu wurde bereits mehrfach wegen sexueller Gewalt angezeigt. Seit 2020 ermittelt die Justiz wegen Vergewaltigung im Fall der Schauspielerin Charlotte Arnould gegen den Kinostar. Mehr als ein Dutzend weitere Frauen werfen ihm Übergriffe und Belästigung vor.
Im Dezember 2023 sorgte ein Dokumentarfilm in Frankreich für Aufregung, in dem unter anderem zu sehen und hören war, wie Depardieu Frauen als „große Schlampen“ bezeichnet und auf einer Drehreise in Nordkorea zahlreiche vulgäre Kommentare zu seiner jungen Übersetzerin macht.
So erklärter er: „Ich wiege 124 Kilo, mit Erektion 126“, sagt er beispielsweise. Über ein etwa zehn Jahre altes Mädchen auf einem Pferd sagt er: „Wenn es galoppiert, dann bekommt sie einen Orgasmus.“
„Wir mussten uns von morgens bis abends seine Schweinereien anhören“, sagte die Schauspielerin Anouk Grimberg, die in dem Film mitspielte, kürzlich der AFP.
Depardieu beteuert Unschuld
Die damalige Kulturministerin Rima Abdul-Malak veranlasste damals zu prüfen, ob Depardieu ein Verdienstorden der Ehrenlegion entzogen werden solle.
Das geschah letztlich nicht. Der Schauspieler hatte die höchste französische Auszeichnung 1996 erhalten. Den Nationalorden von Quebec und seinen Titel als Ehrenbürger der belgischen Gemeinde Estaimpuis verlor Depardieu. Das Pariser Wachsfigurenkabinett ließ seine Figur entfernen.
Depardieu weist die Vorwürfe zurück. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stärkte dem Schauspieler mehrfach öffentlich den Rücken und verwies auf die Unschuldsvermutung.
Große Filme
Depardieu war über Jahrzehnte einer der bedeutendsten Schauspieler Frankreichs. Der in Châteauroux in Zentralfrankreich geborene Franzose spielte in Filmen wie „Die Ausgebufften“, „Cyrano von Bergerac“, „Die Frau nebenan“, „Die letzte Metro“ und „Green Card – Schein-Ehe mit Hindernissen“.
Viermal spielte er einen der größten und dicksten Helden Frankreichs, den Obelix in den Realverfilmungen: „Asterix und Obelix gegen Caesar“ (1999), „Asterix & Obelix: Mission Kleopatra“ (2002) „Asterix bei den Olympischen Spielen“ (2008), „Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät“ (2012).
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