„Krone“-Serie

„Da kriege ich heute noch Ganslhaut“

Salzburg
29.04.2024 13:30

Teil 3 der Serie: Als ein „Krone“-Reporter zum Spion für die Austria wurde und eine belgische Torhüter-Legende sich im Duell mit Royal Antwerpen auf die Seite der Violetten stellte. Dazu: Bangen um Nikola Jurcevic, der just gegen seinen ehemaligen Verein zum Matchwinner avancieren sollte.

Königliche erwarteten die Austria in der zweiten UEFA-Cup-Runde. Der Gegner? Royal Antwerpen. Jungen Fans ist der Klub kaum noch ein Begriff, damals gehörte er zu Europas Beletage, zog wenige Monate zuvor ins Finale im Cup der Cupsieger ein (1:3 gegen Parma). Nun stellten sich die Belgier den Mozartstädtern in den Weg.

Besonders motiviert war Nikola Jurcevic, der ’88/89 ein Kurz-Intermezzo beim flämischen Klub gab, dort jedoch nicht glücklich wurde. Sein Einsatz im Hinspiel stand lange auf der Kippe, erst nach einem Fitnesstest kurz vor Spielbeginn gab er grünes Licht. „Jura“ sollte dann auch zum Mann des Spiels werden und die Hausherren im Heimspiel per Traumtor mit dem Außenrist zum 1:0-Sieg schießen.

Philipp Mirtl: Heute Spielerberater, in den 90er Jahren Edelfan von Casino Salzburg. (Bild: Tröster Andreas/Andreas Tröster)
Philipp Mirtl: Heute Spielerberater, in den 90er Jahren Edelfan von Casino Salzburg.

Rudi Mirtl, der „Wahnsinnstyp“
„Die Spiele in Lehen waren immer das Allergrößte für mich. Noch heute krieg’ ich Ganslhaut, wenn ich beim alten Stadion vorbeifahre“, erinnert sich Philipp Mirtl. Der Spielerberater (m&m deportivo) war nicht nur Edelfan, sondern ist auch Sohn von Rudi Mirtl, dem unvergessenen Klub-Sekretär, der bei den Spielern höchstes Ansehen genoss. „Er war ein Wahnsinnstyp“, schwärmt etwa Martin Amerhauser.

Das sah auch Ex-Torhüter Jean-Marie Pfaff so, der mit Mirtl befreundet war. Für die Violetten sollte sich das vor dem Rückspiel als glückliche Fügung herausstellen. Es wartete der schwere Gang in die „Hölle von Deurne“, wie die Heimstätte Royals genannt wurde. Mit Weber und Winklhofer fielen zwei Stammkräfte aus, Heimo Pfeifenberger war fraglich.

Einer der Publikumslieblinger in den 90er Jahren: Wolfgang „Sali“ Feiersinger. (Bild: Repro Andreas Tröster/Philipp Mirtl)
Einer der Publikumslieblinger in den 90er Jahren: Wolfgang „Sali“ Feiersinger.

Pfaff legte Hand an
Doch dann kam Pfaff, der einst eine ähnliche Verletzung wie der Lungauer hatte und den Salzburgern zeigte, welcher Spezialverband ihm half. Den sollte auch Heimo bekommen, der sich zusätzlich fit spritzen ließ. Und dann war da noch Hannes Krawagna. Die „Krone“-Reporterlegende war schon fünf Tage vor dem Spiel mit Ex-Salzburg-Stürmer und Royal-Allzeitgröße Karl Kodat nach Antwerpen gereist.

„Ein stinkreicher Fabrikant hat Karl eines Abends eingeladen, der hat mich einfach mitgebracht“, berichtet Krawagna von einer Veranstaltung, bei der Videos von Royal gezeigt wurden. „Ich habe alles geistig notiert“, berichtet Krawagna, ein wandelndes Fußball-Lexikon. Sein Eindruck: Die Belgier würden zuhause ganz anders spielen als in der Fremde. Das musste er Baric unbedingt berichten. „Er hatte normal nie was getrunken. Da hatte ich aber zwei Flaschen Burgunder dabei und versuchte ihn zu überzeugen.“

Der Trainer hörte auf ihn und nahm mehrere Umstellungen vor, die fruchteten. Salzburg gewann – mit Pfeifenberger – 1:0. Matchwinner war neben Goalie Otto Konrad, der erneut einen Spitzentag erwischte, Wolfgang Feiersinger, der Antwerpens Topstar Hans-Peter Lehnhoff weitgehend neutralisierte und in Minute 84 das Siegtor markierte. „Es war eine Topsensation“, sagt Pfeifenberger heute. Es sollte nicht die letzte bleiben.

Lesen Sie in Teil 4 der Serie:
Das Jahrhundert-Spiel löst eine Euphorie im ganzen Land aus

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