Hohe Obstpreise schockieren Passanten und Anrainer in Wien-Floridsdorf! Anderorts sieht es nicht viel besser aus. Experten erklären, wie die Marktfahrer kalkulieren und warum die Politik den Standbetreibern keine Obergrenzen vorschreiben will.
Ein kleiner Becher Erdbeeren um 9,56 Euro (Kilopreis 11,80 Euro), ein Kilogramm Trauben gut um zehn Euro. Passanten und Anrainer des Floridsdorfer Marktes sind schockiert: „Das sind Luxuspreise. Wer kann sich das noch leisten?“, wettert „Krone“-Leser Alfred Haberl.
Keine Preisobergrenzen
Wie ist das möglich? Auf den Wiener Märkten kann im Grunde jeder Standbetreiber verlangen, was er will. „Preisobergrenzen gibt es keine. Wir hatten dazu Gespräche, aber das Wirtschaftsministerium lehnt das ab“, meint Marktamtssprecher Alexander Hengl.
„Auch die Gewerbetreibenden leiden unter den hohen Personal- und Energiekosten. Wer im April ausländische Weintrauben haben will, zahlt eben mehr als bei heimischen im Herbst“, verteidigt Dietmar Schwingenschrot von der Wirtschaftskammer die Händler.
Weintrauben aus Südafrika, Erdbeeren aus Ungarn
Weintrauben kommen derzeit großteils aus Peru (per Schiff) oder Südafrika (Flugzeug), Erdbeeren aus Ungarn oder Italien, meint Hengl. „Leider wird die erste Ware immer in Gold aufgewogen. Die ist auch im Einkaufspreis teuer. Ganz schlimm ist das etwa bei Marillen“, so der Marktamtssprecher.
Sobald österreichisches Obst und Gemüse erhältlich sei, würden die importierten Produkte uninteressanter – und günstiger. Hengl glaubt, dass die Marktfahrer den Preisvergleich mit Supermärkten nicht zu scheuen bräuchten. Doch ein kurzer „Krone“-Lokalaugenschein in Döbling zeigt: Obst ist in Supermärkten im Schnitt günstiger. Einzig heimische Bio-Erdbeeren kamen in einem Fall auf fast zehn Euro je Kilo.
Die Preise sind europaweit gestiegen. Im Europavergleich ist Österreich beim Index der Entwicklung der Preise für Nahrungsmittel und auch bei Gemüse und Obst in den letzten Jahren aber unter dem Durchschnitt der EU- und EURO Mitgliedstaaten.
Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums
Binnenmarkt als Erklärung
Warum die Politik den Marktfahrern keine Obergrenzen vorschreiben will, erklärt das Wirtschaftsministerium so: „Wir leben im europäischen Binnenmarkt. Preisobergrenzen würden dazu führen, dass Produkte dann nicht in Österreich angeboten werden, sondern in anderen Mitgliedstaaten landen würden.“ Wichtig sei, dass die Preisauszeichnung vor Ort passt, alles andere entscheidet der Kunde.
Für die Preisauszeichnung ist wiederum das Marktamt zuständig. Und die funktioniert auch. Beanstandungen, dass Waren auf den Märkten falsch etikettiert wären, gibt es in Wien derzeit keine.
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