Trotz aller Sanktionen hangelt sich Russland finanziell durchaus erfolgreich durch den Angriffskrieg auf die Ukraine. Möglich machen das auch westliche Banken – ganz voran mit dabei: die Raiffeisen Bank International (RBI). Eine Recherche zeigt nun, dass sich die Abgaben für die Banken seit Kriegsbeginn vervierfacht haben.
Lange hat sich die RBI gewunden, sich aus ihrer einstigen Cashcow, dem Russland-Geschäft zu verabschieden, jetzt verläuft der Ausstieg auch noch enorm schleppend. Wie viel man damit zur Finanzierung des Aggressors beiträgt, zeigt nun die „Financial Times“. Demnach haben jene westlichen Banken, die nach wie vor in Russland tätig sind, im Jahr 2023 mehr als 800 Millionen Euro an Steuern gezahlt.
Moralische Fragwürdigkeit zahlt sich aus
Und gerade die RBI steuerte dabei offenbar einen wesentlichen Brocken bei – sie hält nach Vermögenswerten der größten europäischen Banken die größten Anteile in Russland. Weiters gelistet sind dabei die UniCredit, ING, Commerzbank, Deutsche Bank, Intesa Sanpaolo und OTP. Finanziell scheint ihnen der moralisch fragwürdige Verbleib kaum zu schaden; so verbuchten sie 2023 einen Gewinn von insgesamt mehr als drei Milliarden Euro – und damit dreimal so viel wie im Jahr 2021.
Das Geld stammt teilweise aus Mitteln, welche die Banken kaum aus dem Land abziehen können. Durch den enormen Gewinnsprung kamen dann die ebenso massiv gestiegenen Steuerzahlungen zustande – diese betrugen vor der Krise laut Analyse der „Financial Times“ 200 Millionen Euro.
Die Akte Raiffeisen International
Wie groß der Brocken der RBI an den Zahlungen ist – und der ist tatsächlich gewaltig – zeigte die „Financial Times“ bereits im Vorjahr: Von den ausländischen Kreditgebern in Russland hat sie demnach die größte Präsenz vor Ort. So haben sich die russischen Gewinne der RBI zwischen 2021 und 2023 auf 1,8 Milliarden Euro mehr als verdreifacht – das entspricht mehr als der Hälfte des Gesamtgewinns der Bankengruppe.
Vor dem Krieg lag der Anteil bei etwa einem Drittel. Zusätzlich zu den regulären Steuerabgaben im Jahr 2023 zahlte RBI noch 47 Millionen Euro aufgrund einer Sonderabgabe, die der Kreml im vergangenen Jahr einigen Unternehmen auferlegte.
Baldiger Ausstieg aus Russland nicht in Sicht
Auch die Rückzugspläne der RBI kommen international nicht sonderlich gut weg. Die Geschäfte waren zuletzt nicht nur den US-Behörden, sondern auch der Europäischen Zentralbank ein Dorn im Auge. Insbesondere, dass – etwa durch zahlreiche Stellenausschreibungen – der Eindruck erweckt wurde, das Engagement sogar noch ausbauen zu wollen, sorgte für Unmut.
Die Bank habe offenbar ehrgeizige Pläne für eine „mehrfache Erweiterung der aktiven Kundenbasis“, so die „Financial Times“ weiter. Aber immerhin: Der RBI ist es zuletzt gelungen, ihren Kreditbestand seit Anfang 2022 um 56 Prozent zu reduzieren.
Banken als finanzielle Rettungsleine
Aber nicht nur europäische Banken zahlen weiter fleißig in die russische Staatskasse ein – auch US-Kreditinstitute wie Citigroup (149 Mio. US-Dollar Gewinn; 53 Mio. US-Dollar Steuern) und JPMorgan (35 Mio. US-Dollar Gewinn, 6,8 Mio. US-Dollar Steuern) sind laut der Kyiv School of Economics noch fest im Geschäft mit Russland.
Was der Bericht jedenfalls zeigt: Die westlichen Banken haben von den Sanktionen bislang kaum Schaden genommen, sondern durch die Einschränkungen des russischen Finanzsektors (etwa dem Ausschluss vom internationalen Zahlungssystem SWIFT) sogar eher noch profitiert. Sie fungieren nun als finanzielle Rettungsleine zwischen Moskau und dem Westen.
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