„Krone“-Kommentar

Russland sucht „sichere Grenzen“

Kolumnen
29.04.2024 20:00

Seit Russland entstanden ist (aus dem Fürstentum Moskau), sucht es „sichere Grenzen“. Das mangelnde Selbstvertrauen dieses Atomwaffen starrenden weltgrößten Landkolosses ist erstaunlich.

Im Streben nach diesen sicheren Grenzen stand das alte Russland bald am Pazifik – und darüber hinaus in Alaska (dessen Verkauf an die USA heute in Moskau als größte Idiotie gilt). Nach Westen schob sich Russland an die Ostsee und das Schwarze Meer vor. Russland, später Sowjetunion, hatte strategische Grenzen schließlich auch am Kaukasus und am Hindukusch.

Und dann kam der Zusammenbruch. Russland blieb „verstümmelt“ zurück – aus Sicht von Putin „die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts“. Russland wird von Phantomschmerzen geplagt.

Ohne die Ukraine, so ein alter Spruch, ist Russland kein Imperium. Außenminister Sergej Lawrow sagte es diese Woche offen: Die Ukraine müsse zurück in die „russische Welt“ („Russkij Mir“). Diese mystische Bezeichnung kann kulturell, aber auch imperialistisch ausgelegt werden.

Wenn man dieser Gedankenwelt folgt, dann ist das nächste Ziel auf der Rückkehr zu den „sicheren Grenzen“ die Ostsee. Die drei kleinen baltischen Republiken wissen um die Gefahr.

Die ultimativ „sichere Grenze“ wäre der Atlantik. Nicht zufällig wollte Russland unbedingt in Frankreich bei der 80-Jahre-Feier der angloamerikanischen Landung an der Normandie vertreten sein.

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